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Ein Cowboy für Bille und Zottel

Ein Cowboy für Bille und Zottel

Titel: Ein Cowboy für Bille und Zottel
Autoren: Tina Caspari
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mischte Kraftfutter für die Absetzer. Aus der hintersten Box klang ungeduldiges Wiehern herüber — Zottel beschwerte sich, daß es immer noch nicht nach Hause ging.
    „Beruhige dich, Dicker, ich habe noch einen Moment zu tun. Es dauert nicht mehr lange!“ rief Bille zu ihm hinüber.
    Sie zog Sinfonie auf die Stallgasse hinaus, um ihr die Hufe auszukratzen.
    Vor ihr wurde zögernd die Stalltür geöffnet, und der von grauen Löckchen umrahmte Kopf der Gutssekretärin wurde sichtbar. Hinter ihren dicken Brillengläsern wanderten die Augen unruhig zu der Stute hinüber, die in so geringer Entfernung etwas Bedrohliches für die zierliche alte Frau zu haben schien.
    „Frau Beck! Welch ein seltener Besuch bei uns im Stall!“ rief Bille überrascht aus. „Kommen Sie doch herein! Ruhig, Sinfonie, du willst doch unseren Gast nicht erschrecken.“
    „Schon gut, ich wollte nicht weiter stören...“ Es war offensichtlich, daß Frau Beck keine Lust verspürte, in engeren Kontakt mit der nervösen Stute zu treten. Obgleich sie ihr Leben lang als Sekretärin auf Groß-Willmsdorf gearbeitet hatte, hatte sie die nähere Bekanntschaft mit den Vierbeinern auf dem Hof ängstlich gemieden. „Ist Karlchen Brodersen vielleicht da?“
    „Hier! Schon zur Stelle! Was gibt’s?“ posaunte Karlchen.
    „Oh, ich...“ Frau Beck zog einen Luftpostbrief hervor und hielt ihn Karlchen vor die Nase. „... ich habe mir gedacht, du hättest vielleicht Lust, dir mal wieder ein Taschengeld extra zu verdienen. Dieser Brief muß unbedingt heute noch aufs Postamt nach Neukirchen, er ist sehr dringend. Könntest du nicht schnell mit deinem Moped...“
    „Und ob ich kann!“ Karlchen schnappte nach dem Brief, als habe er Angst, Frau Beck könne es sich anders überlegen. Er warf einen kurzen Blick darauf und pfiff durch die Zähne. „Hui — nach Kalifornien! Und so dringend? Worum dreht sich’s denn?“

    „Aber Karlchen!“ sagte Billie tadelnd. „Das geht uns doch gar nichts an!“ Ihrer Stimme war unschwer zu entnehmen, daß auch sie liebend gern gewußt hätte, was in dem Brief stand.
    Frau Beck lächelte verschmitzt. Für einen Augenblick vergaß sie sogar, ängstlich auf Sinfonie zu starren.
    „Das kann ich euch leider nicht verraten. Aber ich kann euch sagen, daß es sich um ein großes und aufregendes Geheimnis handelt. Etwas, das — nun, ihr werdet ja sehen“, unterbrach sie sich hastig, als habe sie schon zuviel verraten.
    „Ein großes und aufregendes Geheimnis?“ wiederholte Bille. „Jetzt werde ich auch neugierig! Ein neues Pferd? Kauft Herr Tiedjen ein berühmtes Springpferd aus Amerika? Oder wieder so ein Nachwuchstalent wie Black Arrow?“
    „Nein, nein, um ein Pferd handelt es sich diesmal ausnahmsweise nicht.“
    „Nicht um ein Pferd? Ja, um was dann?“ drängte Bille.
    „Tut mir leid, mehr kann ich euch wirklich nicht sagen. Und nun mach dich auf den Weg — sonst ist das Postamt geschlossen, bis du hinkommst. Hier ist das Geld.“
    „Ich eile, ich fliege. Postamt Neukirchen!“ Karlchen stob davon.
    „Das ist zwar nicht Frankreich, aber als Ausrede für nicht gemachte Hausaufgaben reicht’s aus“, rief Bille ihm lachend nach. „Paß auf, daß du nicht von deinem Blechroß fällst, Jungfrau Johanna!“
     

Neuigkeiten auf Groß-Willmsdorf
     
    Das große, aufregende Geheimnis beschäftigte Bille noch den ganzen Abend. Sie dachte daran, während sie Zottel sattelte und nach Hause ritt, sie rätselte daran herum, als bereits die ersten Häuser von Wedenbruck hinter ihr lagen und sie die Dorfstraße hinauftrabte, sie grübelte weiter, während sie Zottel zu Moischele, dem kleinen Shetlandpony, in den Stall brachte, ihn absattelte und für beide Futter in den Krippen verteilte. Geistesabwesend streichelte sie ihre vierbeinigen Freunde und sagte ihnen gute Nacht.
    Mutsch stand in der Küche und backte Pfannkuchen zum Abendessen, die sie mit einem duftenden Ragout aus frischen Pilzen füllte. Bille schnupperte. Der Geruch nach gebratenen Speckwürfeln und gerösteten Zwiebeln erinnerte sie daran, wie hungrig sie war. Schnell zerrte sie sich die Stiefel von den Beinen und schlüpfte ins Haus.
    „Na endlich!“ sagte Mutsch vorwurfsvoll. „Ich hab schon gedacht, wir müßten mal wieder ohne dich essen. Wasch dir die Hände, es ist alles fertig. Hast du wenigstens deine Hausaufgaben gemacht?“
    „Klar.“
    „Na, so klar ist das ja nun auch wieder nicht.“
    „War nur ’ne
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