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Ein Band aus Wasser

Ein Band aus Wasser

Titel: Ein Band aus Wasser
Autoren: Cate Tiernan
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… nicht unsterblich?« Daedalus’ Stimme war so schwach, dass Petra sie kaum hören konnte.
    » Nein«, gab Melita zurück. » Nur um dreizehn Generationen länger.« Sie deutete auf Thais und Clio. » Sie sind die dreizehnte Generation. Ich bin hier, um es erneut zu tun, um uns noch einmal dreizehn Generationen Leben zu schenken. Doch dafür brauche ich die Zwillinge, den Ring aus Asche und die Feder aus Stein.«
    Und die vierte Sache, dachte Petra voller Angst.
    » Mit Daedalus kann ich jetzt leider nichts mehr anfangen«, wandte sich Melita an Thais und schüttelte den Kopf. » Ich hätte wachsamer mit jemandem umgehen sollen, dessen dunkles Potential es sogar mit meinem aufnehmen kann.«
    Petra hörte, wie Thais nach Luft schnappte, und bemerkte, wie Clio ihre Zwillingsschwester entsetzt ansah.
    » Guck doch nicht so überrascht, Clio«, sagte Melita. » Auf dich bin ich auch sehr stolz.«
    » Was?«, fragte Petra entgeistert.
    Thais ließ den Kopf hängen. Petra war wie vom Donner gerührt. Das war doch alles nicht möglich.
    » Wovon redest du?«, stieß Clio mit erstickter Stimme hervor.
    » So furchtbar lieb war Cerise natürlich nicht«, fuhr Melita ungerührt fort. » Das haben wir alle gemerkt. Ich stehe ganz offensichtlich auf der dunklen Seite, aber die beiden stammen nicht von mir ab. Ihre dunkle Seite haben sie vom Vater von Cerises Baby.«
    » Richard«, ergänzte Clio. Petra hatte keine Ahnung, woher sie das wusste. Thais hingegen schien, ihrem Gesicht nach zu urteilen, überrascht.
    » Nein, nicht von Richard«, sagte Melita.
    » Marcel?« Petra hatte das Gefühl, sich hinsetzen zu müssen, und zwar bald, bevor sie umfiel.
    » Nein, auch nicht von Marcel.«
    » Aber da waren doch nur die beiden«, erwiderte Petra. » Bis vor Kurzem habe ich nicht mal von Richard gewusst.«
    » Es gab noch einen dritten. Nur einmal«, sagte Melita. » Tja, unsere kleine Cerise, so entrückt, so zart, un papillon. Aber offensichtlich ist sie ganz schön rumgekommen. Und keiner wusste davon. Außer mir.«
    Daedalus gab ein würgendes Geräusch von sich.
    » Ja«, sagte Melita mit glänzenden Augen. » Es war niemand anderer als unser Dorfältester. Nur dieses eine Mal … Er hat den Kopf verloren, konnte nicht widerstehen, und da sind wir nun alle.«
    Das ergab keinen Sinn. Petra verstand nicht. » Daedalus war der Vater von Cerises Baby?«
    » Ja«, antwortete Melita. » Und jeder, der sich ihn genauer besieht, wird feststellen, dass er ziemlich ziemlich böse ist. Und dieses Böse in ihm ist weitervererbt worden, von Generation zu Generation. Bis zu unseren Zwillingen.«
    » Sie sind nicht böse«, sagte Petra fester.
    » Aber natürlich sind sie das, Maman«, gab Melita zurück. » Sieh dich doch nur um. Ein Wald voller toter Vögel, Daedalus, dem man seine Macht genommen hat, du, die du nie weißt, was die beiden tun oder mit wem sie sich rumtreiben … Aber mach dir keine Vorwürfe. Es liegt ihnen im Blut.«
    » Sie sind nicht böse«, entgegnete Petra beharrlich, doch sie sah den Ausdruck von Schuld und Scham auf Thais’ Gesicht. Wie war es nur möglich, dass sie Daedalus seine Kräfte entrissen hatte? Ach ja. Weil sie bei Carmela gelernt hatte, was ihr selbst, Petra, glatt entgangen war. Gute Göttin, wie hatte sie versagt.
    » Nicht so böse wie sie noch sein werden«, sagte Melita. Rasch und bevor Petra begriff, was ihre Tochter im Begriff war zu tun, zischte Melita einen Zauber und drehte die Hand in der Luft. Sie schien nach etwas zu greifen, es festzuhalten. Schließlich warf sie es auf die Erde, vor den verkohlten Baumstumpf, wo einst die Quelle gewesen war.
    Nichts entglitt ihrer Hand, nichts war zu sehen – doch der Baumstumpf spaltete sich mit einem gewaltigen Krach entzwei, als wäre er von einem riesigen Holzhammer getroffen worden. Unter ihnen ächzte der Boden wie nach einem Erdbeben und warf sie beinahe um. Wasser erhob sich aus dem Untergrund.
    Es sprudelte aus dem gespaltenen Baumstamm nach oben, quoll über und ergoss sich auf die Blätter. Darunter spaltete sich der Erdboden, immer weiter, ein Riss, der größer und größer wurde und sich mit Wasser füllte. In nur einer Minute hatte Melita hier, direkt vor ihren Augen, die Quelle geöffnet.

Kapitel 35
    Clio
    Ich hatte das Gefühl, als hätte mir jemand mit einem Baseballschläger eins übergezogen und mein Gehirn zu Brei verarbeitet. So viel hatte sich gerade vor meinen Augen abgespielt, von dem ich nichts verstand. Doch irgendwie hatte
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