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Ein Band aus Wasser

Ein Band aus Wasser

Titel: Ein Band aus Wasser
Autoren: Cate Tiernan
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ziemlich unterwürfig ansah.
    » Melita? Das ist doch nicht Melita«, sagte ich und versuchte zu schlucken. » Sie heißt Carmela.«
    Carmela lächelte mich an. Eine eiskalte Hand schien nach meiner Kehle zu greifen. Ich hustete, als sie gönnerhaft den Kopf schüttelte. » Thais, Thais«, sagte sie fast zärtlich. » So klug, so stark, so unerwartet. Aber nicht klug und stark genug .« Sie hob ihren Zauberstab und richtete ihn direkt auf mich. » Du hast mir einen ganz schönen Strich durch die Rechnung gemacht.«
    » Durch was für eine Rechnung?«, versuchte ich zu sagen, brachte jedoch keinen Ton heraus.
    Sie begann zu sprechen und ich erstarrte zur Salzsäule, hier, auf den Knien, auf den nassen Blättern, an diesem verfluchten Ort. Ihre Augen wurde schmal. Ich hatte gerade noch Zeit, o h Gott zu denken.
    » Warte!«
    Die Stimme kam aus Richtung der Bäume. Verblüfft wandten Carmela und ich uns um. Petra kam auf uns zugestürzt und warf sich in dem Moment vor mich, als Carmela ihre Hand herniederfahren ließ. Petra hielt ihren Zauberstab auf Carmela gerichtet und fauchte Worte, die ich nicht verstand.
    Petras Körper zuckte. Erstaunt riss Carmela ihre Hand wieder hoch.
    » Maman!«, rief sie, was in meinen Ohren keinen Sinn ergab.
    » Carmela?«, fragte ich benebelt.
    » Carmelita«, sagte Petra vor mir schwach.

Kapitel 34
    Die Dunkelheit regiert
    Melita ließ ihren Zauberstab sinken und schüttelte den Kopf. Mit einem vor Verärgerung angespannten Gesicht ging sie zu Petra, kniete sich vor sie hin und berührte ihre Schulter. » Maman, tu es bête comme un chou.«
    Das konnte Petra nicht abstreiten.
    Melita blickte zu Daedalus hinüber, der immer noch zusammengekrümmt auf dem Boden lag, und zu Thais, die versuchte aufzustehen. Ihre Augen waren vor Schreck weit aufgerissen.
    » Carmelita ist Melita?«, stieß sie hervor. Petra fragte sich, woher um alles in der Welt Thais ihre Tochter kannte und weshalb sie diesen Namen benutzte.
    Langsam erhob sich Petra und Carmelita half ihr dabei. Sie umarmte Petra kurz. Petra schloss die Augen und spürte, wie lange ihre letzte Umarmung schon her war, spürte diesem Gefühl nach, das sie vielleicht nie wieder haben würde. Dann trat Melita einen Schritt zurück und nahm ihren Turban ab. Langes schwarzes Haar, so lang wie das von Armand, ergoss sich über ihre Schultern.
    Wieder richtete Petra ihren Blick auf Thais, die Melita entsetzt anstarrte. Entsetzt und … was noch? Voller Scham. Oh Thais, dachte Petra. Was hast du getan?
    » Thais … Clio«, sagte Petra, » seid ihr okay?«
    Clio nickte und erhob sich mühsam.
    Auch Thais rappelte sich hoch, wobei sie ins Schwanken geriet und grün im Gesicht wurde.
    » Na, da hast du dir ja zwei Mädels angelacht, Maman«, sagte Melita. » Sie sind sehr schlau, sehr talentiert. Und natürlich sehr, sehr mächtig. Ich konnte ihre Kraft bis nach Europa spüren.«
    » Warst du dort?«, fragte Petra.
    Melita lachte und Petra sah Thais bei dem Klang erschauern. » Ich war überall, Maman, überall.« Mitleidig sah sie Daedalus an, der kaum noch zu atmen schien, und richtete ihren Blick dann auf Thais. » Ich wünschte, du wärst nicht so schlau, so talentiert und so mächtig gewesen.« Ihr Blick wanderte zu Clio. » Und du … in nur einem Moment hast du begriffen, was der Rest von ihnen 250 Jahre lang nicht begriffen hat.«
    » Was denn?« Petra konnte sich die Frage nicht verkneifen.
    » Die Wahrheit«, antwortete Melita schlicht. » Tatsache ist, dass wir, die Treize, nicht unsterblich sind. Euer Leben hat sich nur um dreizehn Generationen verlängert. Unsere Zeit läuft ab. Wir müssen unseren Vertrag um weitere dreizehn Generationen erneuern.« Wieder lächelte sie. » Und hier kommen die Zwillinge ins Spiel, Maman.«
    » Was meinst du mit verlängert ?«, fragte Petra. » Ich verstehe nicht.«
    » Melita hat Cerise in jener Nacht getötet«, sagte Clio ernster, als Petra sie je gesehen hatte. » Als Teil des Ritus. Sie hat Cerises Leben die Kraft genommen und sie auf euch alle, die ihr da gewesen seid, übertragen. Und jetzt hört es sich so an, als müsse sie es noch mal tun.
    Petra klappte der Mund auf. Voller Grauen starrte sie Melita an. » Nein.«
    Melita machte ein bedauerndes Gesicht. » Ich habe Cerise geliebt, Maman, das weißt du. Aber ich habe sie mit Bedacht ausgewählt: Sie würde sterben, aber ihre Nachkommen nicht. Verstehst du? Zumindest ihr Baby habe ich dir gelassen.«
    Petra konnte nichts erwidern.
    » Nicht
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