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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum
Autoren: Jillian Hunter
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offenherzig über ihren Schützling gesprochen. „Mit wem ist sie denn durchgebrannt, Miss?“
    „Mit einem Taugenichts namens Percy Chapman. Ich habe weder eine Ahnung, wo er wohnt, noch, was ich jetzt machen soll.“ Sie schlug mit der Faust auf den Tisch. „Wie kann sie mir das nur antun?“
    „Lord Thornton wird bald zurückkommen und alles wieder richten“, sagte Bluebell hoffnungsvoll. „Er kann doch nicht seinen ganzen Besitz zurücklassen.“
    „Welchen Besitz?“ Eloises Kopf begann zu schmerzen. „Er hat alles beim Kartenspiel verloren bis auf die Kleider, die er am Leib trägt, und zu allem Überfluss wurde er auch noch dabei ertappt, zu betrügen. Er hat das ganze Geld, das er sich vom Baron geliehen hat, durchgebracht.“
    „Er hat falsch gespielt und trotzdem verloren?“, fragte Freddie fassungslos.
    Eloise verengte die Augen. „Unglaublich, wie? Er …“
    Alle drei wandten gleichzeitig die Köpfe zur Haustür, als es eindringlich klopfte. Das Haus war bescheiden, die Dienstboten wurden schlecht bezahlt. Keiner hatte Aussicht auf eine bessere Stellung. Und alle hofften, dass Eloise, wenn sie in Lady Lyons Mädchenpensionat als Erzieherin angestellt war, Verbindungen zu wohlhabenden Häusern knüpfen würde, wo sie Arbeit finden könnten.
    Wenn Miss Thornton durchgebrannt und ihren Ruf ruiniert hatte, würden sie alle auf der Straße landen, und niemand würde Eloise in seine Dienste nehmen. Dieser Skandal würde auch die Dienstboten betreffen. Es war schlimm genug, einen Herrn zu haben, der beim Kartenspiel betrog.
    „Wer kann das sein mitten in der Nacht?“, fragte Bluebell im Flüsterton.
    Freddie warf einen Hilfe suchenden Blick zu Eloise. „Vielleicht Gläubiger. Seine Lordschaft hält sie schon seit Wochen hin. Was sollen wir tun?“
    Eloise erhob sich müde. „Vielleicht ist Lord Thornton oder seiner Schwester etwas zugestoßen. Wir dürfen nicht feige sein.“
    „Wieso eigentlich nicht?“, fragte Freddie aufsässig. „Wir haben schließlich nichts verbrochen. Aus welchem Grund sollen wir unseren Hals riskieren? Das wüsste ich gerne.“
    Eloise setzte sich in Bewegung und kämpfte tapfer ihre Angst nieder. Am liebsten hätte sie Thalia den Hals umgedreht wie einem Suppenhuhn für ihr unerhörtes Benehmen. Wie sollte sie Sir Thomas Thalias nächtliche Flucht erklären, oder Lord Thornton? Wie sollten sie und die anderen überleben? Eloise hatte weder Freunde noch Verwandte in London, die ihr weiterhelfen könnten. Ihre Eltern hatten sie vor beinahe sechs Jahren enterbt und verstoßen, weil sie selbst einen Skandal heraufbeschworen hatte.
    Ihr geheimer Skandal.
    So nannte sie ihren Sündenfall, der ihr Leben so drastisch verändert hatte. Sie dachte nur selten an ihre gelöste Verlobung und die darauffolgende Zeit, in der sie vorübergehend dem Irrsinn verfallen war. Als arglose Siebzehnjährige, ohne Lebenserfahrung und Selbstvertrauen, war sie zutiefst verstört gewesen, weil sie erfahren hatte, dass ihr Liebster sie mit einer anderen Frau im Nachbardorf betrog und sogar mit ihr verlobt war. Eloises Eltern waren davon ausgegangen, dass sie den abscheulichen Verrat ihres Verlobten irgendwann überwinden, sich demütig in ihr Schicksal fügen und ihre Tage als sitzen gebliebenes Mauerblümchen und alte Jungfer verbringen würde. Alle Welt hatte von der sittsamen Tochter eines Dorfrichters erwartet, still vor sich hin zu leiden, nachdem sie herausgefunden hatte, dass sie von Ralph Hawkins gründlich zum Narren gehalten worden war. Die andere junge Frau, die den Betrug entdeckt und Eloise davon unterrichtet hatte, hieß Mildred Hammersmith, eine wahre Furie mit dem Temperament einer Tigerin, gegen die Eloise sich geradezu lammfromm ausnahm.
    Gemeinsam hatten die beiden Vergeltung an dem Betrüger geübt wie zwei Racheengel, bevor sie das Dorf auf getrennten Wegen verlassen hatten. Ralph hatte noch Glück gehabt, mit seinem nichtswürdigen Leben davongekommen zu sein, nachdem Mildred und Eloise mit ihm fertig waren. Auf Mildreds Drängen hatten die beiden jungen Frauen den Übeltäter in der Kirche beim Sonntagsgottesdienst vor der sprachlosen Gemeinde zur Rede gestellt. Eloise wäre damals am liebsten vor Verlegenheit im Boden versunken, aber Mildred hatte sich nicht damit zufriedengegeben, ihn öffentlich zur Rechenschaft zu ziehen. Gemeinsam mit Mildreds Vetter hatten sie Ralph nackt ausgezogen, auf einen Karren gebunden, den sie auf einer Brücke abstellten, wo das ganze Dorf
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