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Ein Alptraum für Dollar

Ein Alptraum für Dollar

Titel: Ein Alptraum für Dollar
Autoren: Pierre Bellemare
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nie gesehen. Die Abdrücke haben die Form eines kleinen Pferdehufs und folgen in gerader Linie aufeinander in ganz genauen Abständen von 25 Zentimetern. Mathematisch genau. Was kann das sein — ein ganz kleiner Zweifüßler mit Hufen, der mit kleinen, aber genauen Schritten einer Linie entlang geht, die wie mit dem Lineal gezogen ist? Aber das ist noch nicht alles! Die Abdrücke zeigen eine weitere rätselhafte Besonderheit: Wenn ein Tier oder ein Mensch im Schnee geht, tritt sich der Schnee fest... hier ist es aber nicht so. An den Stellen der Hufe ist der Schnee verschwunden, als wäre er unter einem glühenden Eisen weggeschmolzen, oder als wäre er mit einer scharfen Ausstechform herausgeschnitten!
    Lester Matthews schüttelt nur noch den Kopf. Das hier, das gibt es nicht!
    »Verfolgen wir die Spur. Ich muß wissen, was das ist!« Die Spur jedoch führt nach beiden Seiten. Mr. Matthews beschließt, in Richtung des Dorfes zu gehen. Es ist der Beginn einer fantastischen Reise ins Unbekannte.
     
    Die Spuren sind nicht nur vollkommen gerade ausgerichtet, sie sind auch vollkommen regelmäßig. Die Abdrücke folgen einander immer im gleichen Abstand, was auch kommt, wie bei einem Tapetenmuster. Ob das Gelände eben ist oder abschüssig, ob über die Felder oder durch die Wäldchen, es ist immer derselbe unveränderliche Trott.
    »Guck Daddy... hier!«
    Die beiden Kinder laufen aufgeregt vor ihrem Vater hin und her und zeigen ihm ihre verrücktesten Entdeckungen. Da, mitten auf einem Feld, ist das Tier auf einen Mühlstein gestiegen und wieder hinuntergehüpft — nur um nicht von der geraden Linie abweichen zu müssen. Dort hat es sich durch ein dickes Gestrüpp gezwängt. Und kerzengerade läuft die Spur auf der anderen Seite weiter. Kilometerweit hat das seltsame Tier unvorstellbare Leistungen vollbracht: Es hat eine 4,50 Meter hohe Mauer überwunden, ist über Dächer gelaufen, ist sogar durch ein 15 Zentimeter rundes, langes Entwässerungsrohr hindurchgeschlüpft. Ab und zu — ohne ersichtlichen Grund, da keinerlei Hindernis in Sicht — ist es schräg in eine andere Richtung weitergegangen, aber immer geradeaus und offenbar ist es auch nie stehengeblieben, niemals ist es schneller oder langsamer gelaufen, nie ist es umgekehrt.
     
    Die Familie Matthews kommt langsam zum Ziel... die Spur führt in das Dorf Blayford hinein. Der Sturm scheint hier noch wilder getobt zu haben: Auf den Straßen liegen Dachziegel und abgerissene Fensterläden, Bäume und Trümmer aller Art. Den Glockenturm der Kirche hat es weggerissen. Aber die Einwohner des ganzen Dorfes, die sich vor dem Friedhof um Pfarrer und Bürgermeister geschart haben, reden zwar lebhaft und sehr aufgeregt miteinander — aber nicht etwa über die verheerenden Schäden! Sie sprechen über etwas ganz anderes.
    Lester Matthews, immer noch auf den Boden starrend, kommt vor der Friedhofspforte an. Und richtet sich fassungslos auf. Das gibt’s doch nicht! Wo bleibt die Spur? Weg. Nichts mehr. Die kleinen gespaltenen Füße sind bis hierher gelaufen und nicht weiter. Am Eingang zum Friedhof hat sich das Tier anscheinend in die Lüfte erhoben! Endlich merkt Lester Matthews, daß er nicht alleine hier steht — vor dem Rätsel. Und ihm ist klar, daß alle Dorfbewohner aus demselben Grund hier versammelt sind. Bei allen hat das rätselhafte »Wesen« seine Spuren hinterlassen, und alle haben eben diese irrsinnigen Spuren bis zum Friedhof verfolgt.
    Matthews geht zum Geistlichen:
    »Herr Pfarrer, glauben Sie vielleicht, es war der Teufel?«
    »Ich weiß nicht mehr als Sie, mein Sohn. Ich kann nur sagen, daß diese Sache hier unser aller Verstand übersteigt.«
    Der Fall war nicht nur dem Pfarrer, dem Bürgermeister und den Bürgern von Blayford zu hoch, er war auch den Polizisten zu hoch, die ihn kurz darauf untersuchten. Das Phänomen ist ja wirklich von irritierender und unglaublicher Weiträumigkeit. Es erstreckt sich über eine quadratische Fläche von etwa 30 km Seitenlänge. In diesem Gebiet von gut 1000 Quadratkilometern ist der mit Hufen versehene Zweifüßler eine Strecke von 160 Kilometern gehüpft — und dies von dem Augenblick an, als es zu schneien aufhörte bis zur Entdeckung der Spuren — also in höchstens einer Stunde!
    Mit seinen kleinen, 25 Zentimeter langen Schritten ist er ab und zu schräg und ganz abrupt abgewichen, aber nie hat er eine Kurve gemacht — fast alle Gärten und Höfe der Umgebung hat er besucht. Keine Hecke, keine Mauer, kein
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