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Ein Alptraum für Dollar

Ein Alptraum für Dollar

Titel: Ein Alptraum für Dollar
Autoren: Pierre Bellemare
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Monate lang — lange genug, um damit vier Unfälle zu haben. Und der letzte hätte ihn beinahe das Leben gekostet. Mit einer Amputation des rechten Armes kommt er gerade noch davon. Dieser dritte Besitzer wird also das fünfte Opfer sein... obwohl er nicht gleich stirbt. Der Gouverneur hängt am Leben — und jetzt hat er begriffen: Aus unerklärlichen Gründen muß dieses Automobil verflucht sein! Es soll nie wieder Schaden anrichten, also — zum Schrotthaufen damit!
    Von dieser erstaunlichen Anordnung des Gouverneurs wird in allen Zeitungen der Stadt berichtet. Alexander Sirkis, 35 Jahre alt, verheiratet, Familienvater und Arzt von Beruf, findet diese Nachricht höchst interessant.
    Als er den Artikel zu Ende gelesen hat, wendet er sich an seine Frau Jelka:
    »Stell dir mal vor! Ich könnte diesen Wagen für einen Appel und ein Ei bekommen! Was meinst du, wie die Patienten staunen, wenn ich damit erscheine!?«
    Jelka Sirkis fährt herum:
    »Du willst ihn doch nicht etwa kaufen?«
    »Warum nicht?«
    »Nach allem, was geschehen ist?«
    Alexander Sirkis zuckt nur verächtlich mit den Schultern:
    »Meine gute Jelka... glaubst du vielleicht an diese finsteren Geschichten? Wenn man keinen Unfall haben will, dann muß man eben entsprechend vorsichtig fahren, das ist alles. So einfach ist das!«
    So einfach? Mit einem gewöhnlichen Auto, ja — ganz bestimmt. Aber ist der blutrote »Torpedo« wirklich nur ein ganz gewöhnliches Automobil?
    Mit Hilfe eines angemessenen Trinkgeldes überzeugt schließlich Dr. Sirkis den Mann, der mit der Verschrottung des »Torpedo« beauftragt wurde, ihm das »Ding« zu überlassen. Und gleich bei der ersten Fahrt nach Hause hätte es beinahe die nächste Katastrophe gegeben. Völlig ohne Grund bleibt der Wagen plötzlich mitten auf einer Kreuzung stehen, und dem Lastwagen, der aus einer Seitenstraße schießt, gelingt es in letzter Sekunde einen Zusammenstoß zu vermeiden.
    Als Herr Sirkis seiner Frau von der Sache erzählt, ist er innerlich viel verwirrter, als er zugeben will:
    »Alexander, du darfst nicht mehr damit fahren! Versprich es mir!«
    »Vielleicht hast du recht, obwohl es lächerlich ist. Aber ich gebe dir mein Wort, zufrieden? Der Wagen bleibt schön brav in der Garage. Ich bin trotzdem froh, ihn bekommen zu haben! Schließlich ist es ein historisches Stück! Es war ein gutes Geschäft, glaub’s mir!«
     
    12. März 1919. Es ist 2 Uhr morgens. Bei Dr. Sirkis läutet das Telefon. Sicher ein Notfall. Ja — eine Patientin klagt über unerträgliche Bauchschmerzen. Wahrscheinlich eine akute Blinddarmentzündung.
    »Bleiben Sie ganz ruhig liegen. Ich komme sofort!«
    Die spontane, normale Reaktion des Arztes wird schwere Folgen haben. Denn Dr. Sirkis hat nicht daran gedacht, daß sein kleiner Wagen seit gestern in Reparatur ist. Und wenn er jetzt zu der kranken Frau in ein Dorf nahe der Stadt fahren will, so muß er den roten »Torpedo« nehmen.
    »Nein, Alexander, ich fleh dich an! Fahr nicht hin!«
    »Aber Jelka! Ich muß doch! Die Frau stirbt mir sonst... Mir bleibt nichts anderes übrig. Beruhige dich! Ich rufe dich an, sobald ich dort ankomme. Also... bis gleich...«
    4 Uhr morgens. Frau Sirkis, die seit fast zwei Stunden vergeblich auf den versprochenen Anruf wartet, alarmiert die Polizei von Sarajewo. Und nun befahren die Gendarmen die Landstraße, die zum Dorf führt...
    Da! Ein roter Fleck...!
    Der teuflische Wagen steht ganz scheinheilig mit eingeschalteten Scheinwerfern auf einem Feld neben der Straße. In einer Kurve muß er wohl geradeaus weiter gefahren sein bis zu einer kleinen Mauer. Der Wagen ist leer. Es dauert etliche Minuten, bis die Gendarmen die Leiche entdecken...
    Der Polizeibeamte, der Frau Sirkis benachrichtigt, erklärt sehr verwirrt:
    »Wir verstehen nicht, wie es passieren konnte. Ein unglaubliches Mißgeschick. Ihr Mann wurde bei dem Aufprall gegen die Mauer nach vorne herausgeschleudert und hat sich dabei die Wirbelsäule gebrochen. Aber es kann gar keinen so harten Aufprall gegeben haben.«
    Mit abwesender, matter Stimme, antwortet Frau Sirkis lediglich:
    »Weil der Wagen bestimmt völlig unbeschädigt ist?«
    »Ja! Ganz richtig. Er ist nicht einmal verkratzt! Keine Beule... nichts. Er schien... wie vor der Mauer zu parken...«
    In dieser Nacht stirbt also das fünfte Opfer des »Torpedo«. Das heißt nein: Im Grunde sind es schon sechs Todesopfer, denn die kranke Frau, der von dem verunglückten Arzt nicht rechtzeitig geholfen werden konnte,
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