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Eifelteufel - Kriminalroman

Eifelteufel - Kriminalroman

Titel: Eifelteufel - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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angekommen, drehte er sich im Kreis. Er war allein. Wo war die Gestalt hin? Von hier aus führte ein Wanderweg hangaufwärts bis zu dem großen Parkplatz Hirschley. Die Zufahrt zum Vorplatz der Talsperre endete nach gut einem Kilometer auf der alten Kreisstraße 7, kurz hinter dem Wasserstollen, der zum Kraftwerk Heimbach hinabführte. Auf der Rückseite des Hauses des Wasserverbandes ging es ebenfalls abwärts, zum Schiffsanleger. Irgendwo dort zweigte der Urftseewanderweg ab.
    Mist, dachte Zingsheim. Die Wahrscheinlichkeit, der Gestalt auf dem richtigen Weg zu folgen und sie einzuholen, war angesichts der Möglichkeiten gering, reine Glücksache.
    Einer alten Angewohnheit folgend, zupfte er nachdenklich an seinen Nasenhaaren. Warum war die Person einfach abgehauen? Hatte sie etwas mit dem Ganzen hier zu schaffen? Oder hatte sie dem schlicht keine Bedeutung beigemessen? Es gab solche oberflächlichen Typen, die selbst eine Invasion von Außerirdischen nicht bemerken würden.
    Zingsheim stellte sich an das gemauerte Geländer, blickte auf den See hinaus und gönnte sich noch einen Schnaps.
    Was nun?
    Die Sache auf sich beruhen lassen, nach Hause fahren und eine Mütze Schlaf nachholen? So könnte er neuem Spott entgehen.
    Das war zwar verlockend, aber gleichzeitig sträubte sich alles in ihm. Vor seinen Augen hatte sich ein rätselhaftes Phänomen abgespielt. Das konnte er nicht ignorieren. Seit Jahrzehnten jagte er ohne großen Erfolg verschiedenen Mysterien hinterher und war empfänglich für jede Verschwörungstheorie. Hier bot sich vielleicht die einmalige Chance, berühmt zu werden.
    Nein, er musste etwas unternehmen.
    Er setzte erneut seinen Flachmann an, stutzte jedoch und riss ihn sich von den Lippen. Das Metall schimmerte in seiner Hand. Wenn er weiter soff, würde ihm garantiert keiner mehr glauben. Daher holte er aus und warf das Gefäß in hohem Bogen in den See. Klatschend landete es auf der Wasseroberfläche, dümpelte einige Sekunden im seichten Wellengang und versank schließlich.
    Er musste einen klaren Kopf behalten und die gehisste Alkoholfahne wieder einholen. Sollte er angetrunken bei dem Mann auftauchen, von dem er sich Hilfe versprach, würde der ihn hochkant rauswerfen.
    Zingsheim drehte sich um und lief zurück zu seinem Wagen.
    * * *
    Hauptkommissar Horst Fischbach, der von allen außer seiner Frau Sigrid nur Hotte genannt wurde, saß mit einem Kaffeebecher in der Hand auf der Bank vor seiner Werkstatt. Geräuschvoll schlürfte er den Kaffee und streichelte seinem Hausschwein Schnüffel über die Borsten.
    Zufrieden grunzte das Tier.
    Fischbach liebte die frühen Morgenstunden, wenn die Sonne über die Hausdächer glitt und das Licht sich im Chrom seiner Harley spiegelte. Dazu die frische, kühle, noch unverbrauchte Luft. Alles wirkte viel lebendiger als am Nachmittag.
    Schwalben flogen über seinen Kopf hinweg zum Nest im Dachfirst der Werkstatt. Die Katzen der Nachbarin streunten am Zaun entlang, jederzeit bereit, mit einem Sprung einer Maus den Garaus zu machen, und langsam erwachte Kommern zum Leben: Rollläden knarrten, Autos starteten, Schritte hallten in der Straße.
    Fischbach holte tief Luft. Es roch nach verbranntem Holz. Sigrid hatte den alten Emaille-Ofen in der Küche angefeuert und bereitete das Frühstück vor.
    Schnüffel hatte genug Streicheleinheiten genossen und trippelte mit hin- und herschwingendem Hängebauch ins Haus, um sich bei Sigrid den morgendlichen Apfel abzuholen.
    Fischbachs Magen knurrte ebenfalls. Am liebsten wäre er aufgesprungen und hinter Schnüffel hergerannt. Doch bis halb sieben musste er seine Frau in Ruhe hantieren lassen, ansonsten wurde sie unleidlich. So, wie er die frühe Zeit allein auf der Bank beziehungsweise bei schlechtem Wetter das morgendliche Werkeln in seiner Werkstatt genoss, mochte es Sigrid, in Ruhe das Frühstück zuzubereiten.
    Er schnupperte. Vielleicht gab es ja Rühreier, schön in ausgelassenem Speck gebraten. Sofort meldete sich sein schlechtes Gewissen. Das Poloshirt spannte so sehr über seinem feisten Bauch, dass der Nabel zu erkennen war. Missmutig zog er an den Hosenträgern und ließ sie zurückschnellen. Seit Monaten wollte er abnehmen, doch regelmäßig machte ihm Sigrid einen Strich durch die Rechnung. Sie liebte jede Rundung an ihm. »Gleich und Gleich gesellt sich gern«, wischte sie
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