Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifelteufel - Kriminalroman

Eifelteufel - Kriminalroman

Titel: Eifelteufel - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
ihm.
    Hintereinander passierten sie die stählerne Schranke, die die Zufahrt vom Parkplatz in den Feldweg verhinderte. Die Sonne gleißte in dem Chrom an Fischbachs Harley. Dagegen wirkte der stumpfe Lack von Welschers rotem Fiesta besonders matt und schien das Licht aufzusaugen, statt es zu reflektieren.
    Fischbach zog seine Jacke über und setzte den Stahlhelm auf, den er gelegentlich als Schutzhelm benutzte. »Dann bis gleich im Büro.«
    Welscher nickte. Er öffnete die Fahrertür und ließ Bianca Willms zuerst einsteigen. Der Öffner auf der Beifahrerseite war bereits vor mehreren Monaten in den Generalstreik getreten. Sie rutschte auf den Beifahrersitz.
    Â»Vielleicht habe ich doch auf das falsche Pferd gesetzt, als ich mich für den gehobenen Dienst bei der Polizei entschieden habe«, sagte sie. Seit einigen Monaten drückte sie als Anwärterin wieder die Schulbank. »Wenn ich deinen Wagen sehe, bekomme ich Angst, später nicht über die Runden zu kommen.«
    Welscher setzte sich hinters Lenkrad. »Liegt nicht am Geld. Es sind die Erinnerungen. Ich bringe es einfach nicht übers Herz, die alte Karre zur Schrottpresse zu bringen.« Versonnen streichelte er über das abgegriffene Lenkrad.
    Draußen wummerte der Harley-Motor auf.
    Welscher zuckte zusammen, besann sich und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Gerade als er ihn umdrehen wollte, verstummte der Motor von Fischbachs Maschine wieder. Neugierig kurbelte er das Fenster hinunter.
    Fischbach hielt das Handy ans Ohr und horchte. Seine Miene verfinsterte sich.
    Â»Was ist los?«, fragte Bianca Willms und beugte sich zu Welscher, um besser sehen zu können. Ihr seidiges Parfüm kitzelte ihn in der Nase.
    Â»Weiß nicht. Sieht aber wichtig aus.«
    Einige Sekunden schwieg Fischbach, dann sagte er bestimmt: »Wir sind auf dem Weg.« Er steckte das Handy ein und rief Welscher zu: »Wir treffen uns auf dem Parkplatz vor der Urfttalsperre. Kennst du den Weg?«
    Welscher nickte. Bevor er noch etwas sagen konnte, wummerte der Motor der Harley erneut los und unterband jegliches Gespräch. Mit durchdrehenden Reifen rauschte Fischbach davon. Einige Steine trommelten auf das Blech des Fiestas.
    Â»Was war das denn?«, wollte Bianca Willms wissen.
    Ã„rgerlich startete Welscher den Motor. »Jetzt weißt du, warum mir immer wieder bissige Bemerkungen über die Eifeler herausrutschen. Alles ungehobelte Bauernlümmel. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Bevor ein Eifeler mehr als zwei Sätze am Stück sagt, brummt er lieber unbestimmtes Zeug. Bin gespannt, was so dringend ist, dass man mir mit Steinchen Beulen in den schönen Lack hämmert.«
    * * *
    Alles war blöd hier. Die Erwachsenen, das Haus, die Kälte, das magere Essen, einfach alles.
    Sabine saß auf ihrer Matratze und schmollte.
    Noch nicht mal rausgehen konnte sie. Der Wind, der draußen bis durch die Ritzen der Türen und Fenster heulte, türmte meterhohe Schneewehen auf. In der Stadt wurde jetzt sicher gestreut, und Räumfahrzeuge waren unterwegs. Hier auf dem Dorf am Ende der Welt jedoch konnte man froh sein, wenn die Lebensmittel bis zur nächsten Tauperiode reichten.
    Sogar die Schule war an den letzten zwei Tagen ausgefallen. Normalerweise hätte Sabine sich darüber gefreut. Sehnsüchtig dachte sie an die Zeit zurück, die sie mit ihren Freundinnen auf dem Schlittenhügel in Köln auf dem Herkulesberg verbracht hatte. Keine von ihnen hatte sich den Spaß mit der weißen Pracht entgehen lassen wollen. Lag man als Kind im Winter nicht gerade mit Grippe im Bett, war man den Hang hinuntergerodelt.
    Doch hier gab es keine Freundinnen. Nur zwei andere Kinder, die erst im Sommer eingeschult werden sollten.
    Hosenscheißer, nicht auf Sabines Wellenlänge. Die glaubten sogar noch an den Weihnachtsmann. Selbst wenn es den geben würde, hier, am Arsch der Welt, würde er sie übernächste Woche sicher nicht finden.
    Egal, Sabine erwartete sowieso nicht, irgendein Geschenk zu bekommen. Hier nicht, nicht in dieser trostlosen Umgebung.
    Eine Gelegenheit, anderweitig Kontakte zu knüpfen, hatte sich bisher auch nicht ergeben. Sie war erst seit zwei Wochen in ihrer neuen Klasse. Grundsätzlich hätte man da zwar schon Annäherungsversuche unternehmen können. Doch sie wurde geschnitten und wie eine Aussätzige behandelt. Als Kind aus der Kommune schien ihr ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher