Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Rodenstock freundlich.
    »Sechzehn«, antwortete Wilma. »Es handelt sich um eine Waldbesitzergemeinschaft.«
    »Wahrscheinlich haben die meisten Familie und diskutieren bei jedem Abendessen darüber. Wir dürften also ungefähr zweihundert bis dreihundert Leute vor uns haben, oder?« Du lieber Himmel, wann würden Politiker endlich einmal nach Intelligenz ausgewählt?
    »Über wie viel Geld reden wir denn da, das investiert werden muss, bis die Windräder stehen und Strom erzeugen?«, kam Rodenstock zum Kern der Sache.
    »Rund einhundertdreißig Millionen«, erklärte Wilma. Sie sah uns nicht an.
    »Und was spielte Annette von Hülsdonk für eine Rolle in dem Spiel?«, wollte ich wissen.
    »Na ja, sie hatte die Rolle der Safeknackerin. Wir haben ihr diesen Spitznamen gegeben. Sie ist von Haus zu Haus marschiert und hat die Besitzer überzeugt, die Waldbesitzer. Sie hat verdammt gute Arbeit geleistet, sie hat sie alle unter einen Hut gebracht, und das gilt in der Eifel als Königsschuss.«
    Es herrschte Schweigen.
    Wilma starrte uns an. »Warum soll einer dieser Leute, die von dem Projekt wussten, Driesch töten? Und Annette? Das ist doch verrückt.«
    Rodenstock bewegte das rechte Bein. Er zeichnete mit der Spitze seines Schuhs einen Kreis. »Wenn ich das Problemfeld der Windenergie richtig verstehe, so gibt es doch heftige Gegner, oder? Nun, ohne Driesch und ohne Annette ist das Problem vom Tisch, weil die Gruppe ihre Köpfe verloren hat. Außerdem kommt die Planung an die breite Öffentlichkeit und ist damit im Eimer. Sehe ich das richtig?«
    »Das könnte sein«, nickte Wilma und ihr Blick verlor sich in der Ferne. »Aber trotzdem ist das verrückt, das bringt doch alles nichts. Windräder sind nicht mehr aufzuhalten.«
    »Sie, liebe Wilma, sind auf eine sanfte Weise auch verrückt«, sagte Rodenstock mild. »Sie stehen nur auf der anderen Seite des Zauns. Was, meinen Sie, könnte jetzt passieren?«
    Wilma schaute ihn an, sah ihn aber gar nicht. »Sagen Sie es mir.«
    »Jemand könnte sich fragen, ob es nicht sicherer wäre, auch Sie zu töten. Der Volksmund sagt: Aller guten Dinge sind drei!«

Zweites Kapitel
    »Das kann nicht Ihr Ernst sein.« Wilmas Stimme brach mit einem hohen Kiekser.
    »Das ist sein Ernst«, erklärte ich. »Du redest selbst dauernd davon, dass der Mörder irre sein muss. Irre verfolgen eine eigenartige Logik, aber eine, die in sich funktioniert. Also kannst du Nummer drei sein.«
    Sie musterte den Asphalt zu ihren Füßen. »Ich werde mal diesen Kischkewitz fragen, was er denkt.«
    »Das Gleiche«, nickte Rodenstock lächelnd. »Wann sollte denn mit dem Bau dieser Windanlage begonnen werden?«
    »In zwei Jahren«, antwortete sie. »Es gibt jede Menge Auflagen. Der Wald muss gerodet werden, eine Riesenfläche. Und wahrscheinlich wird sich ein Verein auftun, der gegen die Anlage kämpft. Der Verein wird vor Gericht marschieren, wahrscheinlich wird auch der BUND vor Gericht marschieren und so weiter.«
    »Und wann lohnt sich so eine Anlage, wann wirft sie Gewinn ab?«, fragte ich.
    »Nach fünf bis sechs Jahren«, erwiderte sie. »Da gibt es Erfahrungen aus anderen Regionen. Nach fünf bis sechs Jahren schreibst du schwarze Zahlen, dann ist das Gröbste durchgestanden.«
    »War Jakob Driesch persönlich beteiligt? Ich meine, hat er Geld in das Projekt gesteckt?« Rodenstock beobachtete den Waldrand.
    »Dazu war es zu früh, das war noch gar nicht möglich.« Sie warf die Haare zurück. »Und Sie glauben wirklich, dass ich auf der Liste stehen könnte?«
    »Ja«, nickte Rodenstock. »Aber besprechen Sie das mit meinem Kollegen Kischkewitz. Er wird das Notwendige veranlassen.«
    Etwa hundert Leute bevölkerten die triste Szene. Ihre Köpfe ruckten wie auf einen scharfen Befehl herum, als ein schwerer Toyota Landcruiser von der Bundesstraße her mit viel zu viel Gas den schmalen Weg hochkam.
    »Ihr Vater!«, sagte Wilma tonlos.
    Der Mann raste auf die Zuschauer an der Absperrung zu, als wäre er ein Amokläufer.
    »Lieber Himmel!«, stöhnte Rodenstock angstvoll.
    Die Neugierigen spritzten zur Seite, der Wagen schlingerte ein wenig. Nun hatte es den Anschein, als käme der Mann hinter dem Steuer zu sich. Er ließ den Wagen quer in ein Stoppelfeld rollen und hielt dann. Er stieg aus und zögerte, er schwankte, er drehte sich ab, er wusste, dass er das nicht ertragen konnte.
    »Abfangen!«, zischte Kischkewitz scharf.
    Ein paar seiner Leute gingen dem Mann entgegen.
    »Ich will sie sehen!«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher