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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer
Autoren: Jacques Berndorf
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hilflos.
    »Wo war sie denn?« fragte Trautwein.
    »Das wissen wir nicht«, antwortete Rodenstock.
    Der Psychologe räusperte sich. »Herr Baumeister, angenommen, Sie wären allein und hätten zu entscheiden. Was würden Sie unternehmen?«
    »Ich würde versuchen, in dieses Haus zu kommen, den Mann zu töten, meine Frau zu nehmen und ... und Urlaub zu machen.«
    »Wie würden Sie denn in das Haus kommen?«
    »Über den Heuboden meines Nachbarn auf meinen Dachboden. Und dann über die Klappleiter ins Treppenhaus. Aber Rodenstock hat schon gesagt, daß das nicht geht. Die Leiter macht Krach, wenn man sie ausklinkt. Was hat er denn verlangt?«
    »Er verlangt einen Hubschrauber, Bargeld und eine Maschine in Bonn. Das haben wir ihm zugesagt.«
    »Und wo werden Sie tricksen?«
    »Nirgendwo«, sagte er. »Wenn wir das versuchen, ist Ihre Frau tot. Das wäre es, Herr Baumeister. Wir brauchen Sie vorerst nicht mehr. Jetzt das Telefon.«
    »Gehen Sie lieber ganz woanders hin«, schlug der Psychologe vor. »Den Streß vor Ort hier werden Sie kaum ertragen.«
    Ich antwortete nicht, ich hielt ihn für einen Idioten.
    »Wann kommt der Hubschrauber?« fragte Rodenstock.
    »Nicht vor morgen früh«, sagte Trautwein. »Wir brauchen Zeit, um das Geld zu besorgen. Er verlangt eine halbe Million Dollar, gebraucht in kleinen Scheinen. Die Bundesbank kümmert sich drum.« Er legte einen Hebel auf einem kleinen Schaltbrett um. »Gebt uns den Cottbus hier herein.« Zu mir gewendet setzte er hinzu: »Ich nehme an, Sie haben nichts dagegen, wenn wir das Telefonat mitschneiden?«
    Ich schüttelte den Kopf. Sie standen alle auf und gingen hinaus. »Moment mal«, meinte ich verwirrt. »Kriege ich denn keine Anweisungen?«
    »Was denn für Anweisungen?« Trautwein stand in der Tür und sah mich fragend an.
    »Na ja, was ich sagen darf und was nicht.«
    »Sagen Sie, was Sie wollen. Cottbus ist ein Profi. Wenn ihm etwas mißfällt, wird er es zeigen.« Dann schloß er die Tür.
    Die Situation war vollkommen unwirklich. Hätte jemand gesagt, alles sei Einbildung, hätte ich es wahrscheinlich nur zu gern geglaubt. Ich starrte den Hang zwischen der Kirche und meinem Nachbarn hinauf. Mein Haus konnte ich aus diesem Winkel nicht sehen, aber Dinah war alles in allem nicht mehr als fünfzig Meter entfernt.
    Auf dem Schaltbrett leuchtete eine rote Lampe auf und blinkte. Daneben lag ein Hörer. Ich nahm ihn hoch und jemand sagte: »Sprechen Sie jetzt.«
    »Hallo«, sagte ich und hatte den Eindruck, meine eigene Stimme von ganz weit weg zu hören.
    »Hallo, Baumeister«, flüsterte Dinah.
    »Mein Gott, wo warst du denn?«
    »Nicht weit weg«, sagte sie erstaunlich ruhig. »Eigentlich nur ein paar Kilometer. Ich war bei Tom und seiner Frau auf dem Hof und ...«
    »Wie bitte?«
    Sie lachte leicht. »Na ja, ich hatte doch kein Geld bei mir, ich hätte ja nicht mal tanken können. Ich bin zu Tom und habe ihm gesagt, ich müßte nachdenken. Sie waren sehr nett zu mir, weißt du. Wie geht es dir?«
    »Beschissen«, sagte ich. »Und die beiden jungen Katzen?«
    »Das sind James und Willi. Tom hat sie uns geschenkt.«
    »Aha. James und Willi. Wie fühlst du dich?«
    »Nicht gerade rosig, aber immerhin. Ich bin ganz ruhig und zuversichtlich. Der Herr Cottbus steht neben mir. Er behandelt mich gut, normal würde ich sagen. Wenn ihr ihm das Geld und die Flugzeuge gebt, ist alles paletti, Baumeister. Und was machen wir, wenn das alles gelaufen ist, Baumeister?«
    Was sollte ich auf diesen Schwachsinn antworten? Glaubte sie wirklich daran, daß alles bald vorbei sein würde?
    »Ich würde gern nach Euskirchen fahren«, sagte ich. »Ich würde gern in M. Quadvliegs Tabakladen gehen und mir vom Rolf Zimmermann eine Pfeife von Poul Winslow andrehen lassen, so ein richtig teures Stück. Kommst du mit?«
    »Ich komme mit. Und vergiß nicht, daß ich dich liebe.«
    »Ich dich auch«, murmelte ich. »Kann ich mal den Cottbus haben?«
    »Ja, Cottbus hier. Guten Tag, Herr Baumeister. Tut mir leid, die Aufregung, tut mir leid.«
    »Oh, die tut Ihnen sicherlich nicht leid, Sie müssen nicht Konversation machen. Sind Sie damit einverstanden, mich zu nehmen und Dinah gehen zu lassen?«
    »Das ist schon erörtert worden.« Er sprach sehr sachlich. »Das ist unannehmbar.«
    »Was haben Sie denn so an Waffen im Haus?« Mir fiel nichts ein, mir fiel keine Frage ein, die ich ihm stellen konnte.
    Er lachte unterdrückt. »Also, ich habe bei einem ernsthaften Angriff auf dieses Haus die
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