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Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Autoren: Jacques Berndorf
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schicken?«
    »Das wäre gut«, sagte ich. »Möglichst groß und ohne Uniform.«
    Er nickte, schlenderte davon und hielt dabei den Kopf gesenkt, als würde die Welt um ihn herum nur stören.
    Ich setzte mich auf einen Stein und stopfte mir eine Pfeife, eine von dem Dänen Poul Winslow. Dann qualmte ich eine Weile, sah dem Rauch nach und wurde ein wenig ruhiger. Ich konnte langsam die sprachlose Wut dieser Polizisten begreifen – und die graue, krankmachende Atemlosigkeit, mit der sie reagierten.
    Da kümmern sie sich um das Gemeinwesen, achten darauf, dass die Spielregeln eingehalten werden, müssen die zerstückelten Opfer des Straßenverkehrs möglichst diskret aus dem Weg räumen, und stehen dann mit schmalen Lippen vor Eltern, denen sie mitzuteilen haben, dass der Sohn niemals mehr zu Hause ankommen wird. Sie kümmern sich um die Beladenen, um die Gefährdeten und spenden Müttern Trost, die niemals hätten Mütter werden dürfen. Sie sind Mitglieder der Gruppe, die immer und ewig da zu sein hat, die nicht sonderlich gut bezahlt wird, und die sich groteskerweise häufig dafür entschuldigen soll, dass sie gelegentlich eingreift.
    Ein Schatten fiel auf mich, eine Frau sagte etwas heiser: »Grüß dich Siggi. Schlimm, was?« Sie schrieb gute Reportagen für dpa in Trier.
    »Ich habe nicht die geringste Vorstellung davon, was hier abgelaufen ist«, antwortete ich.
    »Irgendetwas daran sieht irgendwie geschäftlich aus«, murmelte sie und ging weiter. Dann drehte sie sich herum. »Du hast doch gute Verbindungen. Hat jemand eine Vorstellung davon, mit welcher Waffe sie getötet wurden?«
    »Es heißt nur, das Kaliber war neun Millimeter. Mehr weiß ich nicht. Aber jeder Hersteller bietet so etwas an.«
    »Scheißdinger!«, sagte sie verächtlich.
    Ich war nicht neugierig auf die Pressekonferenz, aber möglicherweise hatte Kischkewitz etwas Neues zu sagen. Also machte ich mich auf den kurzen Weg in das Dorf, um seiner Hilflosigkeit zuzuhören.
    Vor einem der kleinen, schmalen Häuser stand eine alte Frau, siebzig vielleicht, verknotete Hände von der Arbeit, ganz helle, wache Augen.
    Ich ging auf sie zu. »Kann ich etwas fragen?«
    »Na ja«, murmelte sie gedehnt.
    »Was hat Sie heute Nacht geweckt? Die vielen Autos sicher.«
    »Nee, die doch nicht. Das war der Hubschrauber, der flog niedrig, ich dachte, der will auf meinem Dach landen. So was von laut! Und dann das Licht. Das war ja heller als am Tag, der hat ja Scheinwerfer unten dran, Und er stand in der Luft und hat alles beleuchtet. Gegen eins war das, glaube ich, ich dachte, die Welt geht unter. Und der hörte ja auch nicht auf mit dem Fliegen.« Sie lächelte nicht einmal. Dann setzte sie ohne jede Betonung, aber mit leicht verkniffenem Mund einen Satz dahinter: »Und man kannte ja auch diese Polizisten da nicht.«
    »Schüsse haben Sie nicht gehört?«
    »Nein, habe ich nicht.« Sie wollte nicht reden, da war etwas passiert, mit der ihre Welt nichts zu tun hatte und auch nie zu tun haben wollte.
    Ich bedankte mich und ging weiter.
    Der Gastraum des Restaurants war hastig all seiner menschlichen Wärme beraubt worden, die Tische waren verschwunden, die Blumen nicht zu sehen. Die Stühle waren ordentlich nebeneinander aufgereiht, und diese Stühle waren besetzt von nahezu allen Redaktionen der wichtigen Medien, die normalerweise in der freundlichen Einsamkeit der Eifel nicht zu finden sind. Nur Kischkewitz hatte einen kleinen Tisch vor sich, auf dem viele Mikrofone aufgebaut waren. Neben ihm saß die Frau von der Staatsanwaltschaft Trier. Beide scheinbar ruhig, wie aus Stein.
    Eine Weile noch herrschte kaum wahrnehmbares Gemurmel, dann sprach Kischkewitz.
    »Ich begrüße Sie alle aus einem schmerzlichen Anlass, und ich danke Ihnen, dass Sie sich bereit erklärt haben, der Polizei zu helfen. Neben mir sitzt Doktor Tessa Brokmann von der Staatsanwaltschaft in Trier. Frau Dr. Brokmann wird selbstverständlich alle Ihre Fragen beantworten, soweit das zu diesem Zeitpunkt möglich ist. Vielleicht hilft es Ihnen, wenn ich zu schildern versuche, wie das Verbrechen an den zwei Polizeibeamten abgelaufen sein könnte. Ich kann Ihnen nichts Definitives schildern, sondern nur aus langer Erfahrung mit Tötungsdelikten sprechen.« Er hielt, was ich noch nie bei ihm gesehen hatte, die Augen gesenkt. »Es ist nachts zwischen Mitternacht und 0.30 Uhr, der Streifenwagen biegt in der Mitte des Dorfes auf die schmale Piste ab, die dann zwischen kleinen Gärten und Wiesen in den
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