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Ehrensache

Titel: Ehrensache
Autoren: Ian Rankin
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marschiert hier mit seinem Schwiegersohn
herein und weiß nicht, dass der Kerl seine Tochter umgebracht hat. Nein, ich möchte es ihm ganz
bestimmt nicht sagen.«
»Soll ich bei der Konferenz dabei sein?«
»Natürlich, und bringen Sie auch Holmes mit. Schließlich ist er derjenige, der das Auto entdeckt
hat...«
Die Verbindung wurde unterbrochen. Rebus starrte auf den Hörer. Schäferhund beißt also doch
Mann...
Das Auto entdeckt und Nell gestern Abend davon erzählt.
Die Geschichte mehrfach wiederholt und vergessene Details hinzugefügt, kaum in der Lage, still
sitzen zu bleiben. Bis sie ihn angebrüllt hatte, er sollte damit aufhören, sonst würde sie gleich
wahnsinnig. Danach beruhigte er sich ein wenig, aber nicht sehr.
»Sieh doch, Nell, wenn sie es mir vorher gesagt hätten, wenn sie mich in diese ganze Geschichte
mit den Autofarben eingeweiht hätten, mir gesagt hätten, warum sie die brauchten, dann hätten wir
ihn längst schnappen können, oder etwa nicht? Ich tue das zwar ungern, aber im Grunde geb ich
John die Schuld dafür. Schließlich war er derjenige, der...«
»Hast du nicht erzählt, dass Lauderdale dir diesen Auftrag gegeben hat?«
»Ja, das stimmt, aber John hätte trotzdem...«
»Halt die Klappe! Verdammt noch mal, halt endlich die Klappe!«
»Du hast natürlich Recht, Laud...«
» Halt die Klappe !«
Er hielt die Klappe.
Und nun saß er in der Pressekonferenz, und da war Inspector Gill Templer, die so gute Beziehungen
zur Presse hatte. Sie verteilte Blätter - die offizielle Erklärung - und sorgte schon mal dafür,
dass alle mehr oder weniger wussten, was los war. Und da war natürlich Rebus, der aussah wie
immer. Was hieß, müde und misstrauisch.
Watson und Lauderdale waren noch nicht in Erscheinung getreten, würden das aber sicher bald
tun.
»Nun, Brian«, sagte Rebus leise, »glauben Sie, man wird Sie dafür zum Inspector befördern?«
»Nein.«
»Was denn dann? Sie sehen aus wie ein Schuljunge, der gleich als Klassenbester ausgezeichnet
werden soll.«
»Hören Sie bitte damit auf. Wir wissen doch alle, dass Sie die meiste Arbeit getan haben.«
»Ja, aber Sie haben mich davon abgehalten, hinter dem falschen Mann herzujagen.«
»Also?«
»Also bin ich Ihnen einen Gefallen schuldig.« Rebus grinste. »Und ich hasse es, anderen
einen Gefallen schuldig zu sein.«
»Ladies and Gentlemen«, war Gill Templers Stimme zu hören, »wenn Sie bitte alle Platz nehmen
würden, dann könnten wir anfangen...«
Einen Augenblick später betraten Watson und Lauderdale den Raum. Watson sprach als Erster.
»Ich nehme an, Sie wissen alle, weshalb wir diese Konferenz einberufen haben.« Er hielt inne.
»Wir suchen nach zwei Männern, von denen wir glauben, dass sie uns bei einer bestimmten
Ermittlung helfen können, bei der Ermittlung in einem Mordfall. Es handelt sich um Ronald Adam
Steele und Gregor Gordon Jack...«
Die lokale Abendzeitung hatte es bereits in der Mittagsausgabe. Die Rundfunkstationen gaben die
Namen in ihren stündlichen Nachrichtensendungen durch. Die Frühnachrichten im Fernsehen brachten
die Geschichte. Die üblichen Fragen wurden gestellt, die mit dem üblichen »kein Kommentar«
beantwortet wurden. Doch der entscheidende Anruf kam erst um halb sieben. Ein Anruf von Dr. Frank
Forster.
»Ich hätte mich schon früher gemeldet, Inspector, aber wir möchten nicht, dass die Patienten
Nachrichten hören. Das bringt sie nur durcheinander. Also hab ich erst kurz vor dem
Nachhausegehen in meinem Büro das Radio angeschaltet...«
Rebus war müde. Rebus war unglaublich müde. »Um was geht's, Dr. Forster?«
»Um den Mann, den Sie suchen, um Gregor Jack. Er war heute Nachmittag hier. Er hat Andrew
Macmillan besucht.«
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13. Hitzkopf
    Um neun Uhr an jenem Abend erreichte Rebus das Duthil Hospital. Andrew Macmillan saß in
Forsters Büro, die Arme verschränkt, und wartete auf ihn.
»Hallo, so sieht man sich wieder«, sagte er.
»Hallo, Mr. Macmillan.«
Es waren fünf Personen im Raum: zwei Pfleger, Dr. Forster, Macmillan und Rebus. Die Pfleger
standen dicht hinter Macmillans Stuhl, keine fünf Zentimeter von ihm entfernt.
»Wir haben ihn sediert«, hatte Forster Rebus erklärt.
»Mag sein, dass er nicht so gesprächig ist wie sonst, aber zumindest sollte er ruhig bleiben. Ich
hab gehört, was letztes Mal passiert ist...«
»Letztes Mal ist gar nichts passiert, Dr. Forster. Er wollte nur ein ganz normales Gespräch
führen. Was ist daran falsch?«
Macmillan sah aus,
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