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Ehrensache

Titel: Ehrensache
Autoren: Ian Rankin
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Fünfzig. Nach Aussage des Anwalts zahlte sie die Miete immer pünktlich und in bar. Gab's da ein
Problem...?
Kein Problem, versicherte man ihm, aber wenn er das Gespräch bitte für sich behalten
könnte...
In der Zwischenzeit hatte man festgestellt, dass es sich bei den Autobesitzern um Geschäftsleute
handelte, einige aus der Gegend, die meisten kamen jedoch von südlich der Landesgrenze in die
Stadt. Durch diese Information ermutigt, hatte Watson mit der Planung der Razzia begonnen. Mit
seiner üblichen Mischung aus Witz und Scharfsinn nannte er die Aktion Operation Hush
Puppies. »Schweinehunde, die ins Bordell schleichen, verstehen Sie, John.«
»Ja, Sir«, antwortete Rebus. »Ich hab auch mal so ein Paar Schuhe gehabt und mich oft gefragt,
wieso die eigentlich so heißen.«
Watson zuckte die Schultern. Er war niemand, der sich leicht ablenken ließ. »Vergessen Sie das
mit den Hush Puppies«, sagte er. »Hauptsache, wir erwischen die Schweinehunde.« Da ab Mitternacht
offenbar immer der meiste Betrieb im Haus herrschte, setzte man die Razzia für ein Uhr am
Samstagmorgen an. Die Durchsuchungsbeschlüsse waren ausgestellt. Jeder im Team kannte seinen
Platz. Und der Anwalt hatte ihnen sogar Pläne vom Haus zur Verfügung gestellt, die die Beamten
auswendig gelernt hatten.
»Das ist ja der reinste Kaninchenbau«, hatte Watson gesagt.
»Kein Problem, Sir, solange wir genug Frettchen haben.«
In Wahrheit freute Rebus sich ganz und gar nicht auf seine Arbeit in dieser Nacht. Bordelle
mochten zwar illegal sein, aber sie erfüllten einen Zweck, und wenn sie sich um ein ehrbares
Äußeres bemühten, wie es dieses zweifellos tat, wo lag dann das Problem? Er sah einen Teil seines
Zweifels in Watsons Blick widergespiegelt. Doch Watson hatte sich mit so viel Begeisterung in die
Sache gekniet, dass ein Rückzug jetzt undenkbar war und als ein Zeichen von Schwäche gewertet
würde. Also wurde Operation Hush Puppies durchgezogen, obwohl niemand so richtig
wild darauf war. Während andere gefährlichere Straßen nicht patrouilliert wurden. Während in
Familien misshandelt wurde. Während weiterhin ungeklärt blieb, ob die Tote im Water of Leith
wirklich ertrunken war...
»Okay, gehen wir rein.«
Sie verließen die Autos und Minibusse und marschierten zum Eingang, klopften leise an. Die Tür
wurde von innen geöffnet, und dann überstürzten sich die Ereignisse wie auf einem Video, das mit
doppelter Geschwindigkeit läuft.
Weitere Türen wurden geöffnet... wie viele Türen konnte denn so ein Haus haben? Erst anklopfen,
dann öffnen; ja, sie waren höflich.
»Würden Sie sich bitte anziehen...«
»Wenn Sie jetzt mit hinunterkommen könnten...«
»Sie können zuerst Ihre Hose anziehen, Sir, wenn Sie möchten...«
Dann: »Du meine Güte, Sir, sehen Sie sich das mal an.«
Rebus folgte dem jugendlichen Detective Constable, der ganz rot im Gesicht geworden war. »Hier
rein, Sir. Da fallen einem ja die Augen aus dem Kopf.«
Ach ja, die Folterkammer. Ketten, Lederriemen und Peitschen. Mehrere vom Boden bis zur Decke
reichende Spiegel, ein ganzer Schrank mit Zubehör.
»Hier ist ja mehr Leder als in einem verdammten Melkschuppen.«
»Sie scheinen ja eine Menge über Kühe zu wissen, Kleiner«, sagte Rebus. Er war froh, dass der
Raum gerade nicht benutzt wurde. Aber es sollte noch mehr Überraschungen geben.
In manchen Teilen des Hauses schien sich nichts Anstößigeres abzuspielen als Kostümpartys; man
sah Krankenschwestern und Oberschwestern, Nonnenschleier und hohe Absätze. Nur dass die meisten
Kostüme mehr freigaben als sie verbargen. Eine junge Frau trug eine Art Taucheranzug aus Gummi,
bei dem an den Brustwarzen und im Schritt Löcher waren. Eine andere sah aus wie eine Mischung aus
Heidi und Eva Braun. Watson beobachtete die Parade, und rechtschaffener Zorn ergriff ihn. Nun
hatte er keinerlei Zweifel mehr. Es war absolut richtig, dieses Etablissement zu schließen. Dann
setzte er sein Gespräch mit Mrs. Croft fort. Chief Inspector Lauderdale hielt sich ganz in seiner
Nähe auf. Er hatte darauf bestanden, mitzukommen, weil er seinen Vorgesetzten kannte und ein
Fiasko befürchtet hatte. Nun ja, dachte Rebus lächelnd, bisher war nichts in die Hose
gegangen.
Mrs. Croft sprach mit einem verfeinerten Cockney- Akzent, der immer weniger fein klang, je länger
sich die Sache hinzog und je mehr Paare die Treppe herunter in das große, mit Sofas voll
gestellte Wohnzimmer strömten. Ein Raum, in dem
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