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Ehe auf krummen Beinen

Ehe auf krummen Beinen

Titel: Ehe auf krummen Beinen
Autoren: Hans Gruhl
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gern mit ihnen, aber diesmal beachteten wir ihn nicht. Die Stunde war zu ernst.
    Ich überlegte mir, wie Dan zumute sein mochte bei dieser amtlichen Handlung. Wir hatten es viel einfacher, wenn wir eine Frau nehmen wollten, aber bei den Menschen geht alles furchtbar kompliziert zu. Wahrscheinlich liegt es auch daran, daß es von ihnen so viele gibt, während wir doch ein kleiner und exklusiver Haufen sind.
    Im großen und ganzen war ich sehr zufrieden. Mit Eva hatte Dan einen sehr guten Fang gemacht. Sie war lieb und bildschön, und wenn sie mit mir durch die Stadt gegangen war, hatten die Männer sich die Hälse verdreht, so ein auffallendes Paar waren wir. Durch die geschlossene Tür hörte ich allerhand Gemurmel. Nach einer Pause kam ganz schwach, aber unverkennbar das Geräusch von Küssen. Dann ertönte Gelächter. Die Tür sprang auf. Eva und Dan kamen mit glückstrahlenden Gesichtern heraus, gefolgt von den Trauzeugen und dem Standesbeamten. Er trug einen Eckenkragen und schien Junggeselle zu sein, denn an seiner Weste fehlte ein Knopf.
    Ich rannte auf unsere verheirateten Besitzer los und zerrte den Stuhl hinter mir her. Dan machte mich los und nahm mich hoch, und Eva küßte mich auf die Nase, vor allen Leuten.
    Wir stiegen ein und fuhren in ein Hotel, wo die Ober noch vornehmer aussahen als die Gäste. Im ersten Stock, in einem kühlen Zimmer, gab es ein solides Mittagessen, auch für Ralf und mich. Währenddessen erzählten sie, was sich im Zimmer im Standesamt abgespielt hatte. Während seiner Ansprache hatte der Beamte wiederholt mißbilligende Blicke auf den Trauzeugen Eugen geworfen, weil der Geruch nach Rum unverkennbar aus dessen Richtung kam. Eva hatte natürlich mit ihrem Mädchennamen unterschrieben und Dan in der falschen Spalte.
    Na, nun hatten sie es hinter sich.
    Das Essen war ausgezeichnet. Ralf und ich aßen von einem goldgeränderten Teller mit der Aufschrift «Grand Hotel Excelsior». Ralf blickte ungeheuer vornehm drein, aber seine Ohren hingen ihm trotzdem in den Reis hinunter.
    Am Nachmittag war Ruhepause. Ich schlief unter meinem vollen Bauch außerordentlich fest. Als ich erwachte, war die Sonne nur noch matt, und Dan war schon im Badezimmer und sang sein altes Lied unter der Brause: «Heimat, wann werde ich wieder dich seh'n.»
    Eine Stunde später fuhren wir in unserem uralten Schlitten zum Haus von Evas Eltern. Dort sollte das große Fest steigen, mit den lieben Verwandten. Evas Vater durfte es bezahlen. Schöne Mädchen sind immer teuer.
    Das Haus war ein ganz stattlicher Kasten mit einer hellen Fassade und funkelnden Fenstern. Ralf und ich besichtigten es von innen, während die Gäste sich versammelten und Dan zu seinem angetrauten Weibe rannte. Mein Eindruck, daß die Familie Geld haben mußte, bestätigte sich, und das beruhigte mich sehr. Bei reichen Leuten fühlt man sich sicherer. Ich hatte oft genug gesehen, daß man in der Wahl seiner Besitzer und deren Angehörigen nicht vorsichtig genug sein konnte. Halten Sie mich nicht für ein Opfer des Wirtschaftswunders und für einen Angeber. Aber Armut steht unserer Rasse schlecht. Wir, mit unserer Erscheinung, machen uns am besten in vornehmen Häusern und gepflegten Wohnungen, mit lautlosen Cabriolets vor den Türen und mit Teppichen im Inneren, die wirklich einen Verlust bedeuten, wenn man sie zernagt.
    An solchen war auch kein Mangel im Haus. Ich merkte mir die verschwiegene Ecke eines lichtblauen Persers unter einem Ledersessel vor. Auch Ralf fand etwas Passendes für sein neues Gebiß nach den Milchzähnen. Dann kehrten wir ins Festzimmer zurück und sahen uns die Hochzeitsgesellschaft näher an.
    Die beiderseitigen Schwiegereltern kannte ich schon. Im Anfang hatten sie sich angesehen wie die Oberhäupter feindlicher arabischer Wüstenstämme. Jeder von ihnen gab sich Mühe, dem anderen zu zeigen, welches Opfer es für ihn bedeute, Mitglied dieser Familie zu werden.
    Heute abend ging es schon besser. Die Schwiegerväter standen an der Hausbar, hatten glänzende Nasen und erzählten sich gedämpften Tones unanständige Witze. Die Schwiegermütter in Satin und Schmuck fanden so viel Gemeinsames in ihren Naturen und waren untröstlich über die Jahre, die sie verbracht hatten, ohne einander zu kennen. Die Verwandten und Bekannten berochen sich eifrig. Die Männer befragten sich hinterlistig über die gegenseitigen Berufe und Einkommensverhältnisse und atmeten erleichtert auf, wenn sich herausstellte, daß sie in verschiedenen
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