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Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Titel: Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse
Autoren: Zoë Beck
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muss dann wohl aufgeben.«
    »Nichts da«, sage ich. »Frau Müller-Böhne, wie wäre es, wenn die ganze Klasse einen Schulausflug zu dem berühmten Professor Tannenbaum macht? Ausgerechnet an dem Tag, an dem geräumt werden soll?«
    Und ich dachte schon, ich hätte gerade einen guten Lauf. Während meine Freunde mit leuchtenden Augen die Gabeln auf dem Weg zum Mund in der Luft schweben lassen und mir eifrig zunicken, machen die Erwachsenen lange Gesichter.
    »Das geht nicht, Edvard«, sagt Mama und klingt wie diese verständnisvollen Fernsehmütter. Ihr Strahlen ist verschwunden. »Das ist viel zu gefährlich. Wir haben als Eltern die Verantwortung für euch, und so etwas dürfen wir auf keinen Fall zulassen.«
    Mir fällt die Kinnlade runter, ungefähr bis aufs Tischtuch.
    »Aber jetzt bin ich doch auch hier!«
    »Jetzt steht aber nicht das Mobile Einsatzkommando vor der Tür«, seufzt Mama und schaut so traurig wie ein Dackel.
    Ganz ehrlich, ich kann schon die Filmmusik hören. Streicher und alles. Fehlt nur noch, dass sie gleich eine Träne rausquetscht und mich umarmt.
    »Das meinst du jetzt nicht ernst?«, frage ich vorsichtig. Aber ich kenne die Antwort schon. Außerdem macht Mama keine Witze.
    Jedenfalls protestiere ich lautstark, die anderen brüllen mit. Ich schreie rum, dass mich die Bullen auch raustragen müssen, weil ich einfach hierbleibe und mich an der Heizung festbinde, irgendwann schreien alle rum, bis Herr Tannenbaum mit der Faust auf den Tisch haut undruft: »Ruhe! Das ist immer noch meine Angelegenheit, und ich entscheide, wer sich hier mit mir zusammen von der Polizei raustragen lässt und wer nicht!«
    Alle sind still, und ich schäme mich auch ein bisschen. Gleich nach dem Essen verziehen sich schnell alle, die hier nicht übernachten. Anselm druckst ein bisschen rum, weil er ausgerechnet heute die Erlaubnis von seinen Eltern bekommen hat, hierzubleiben, und jetzt nicht weiß, ob er wirklich bleiben soll, aber Herr Tannenbaum ist wieder ganz entspannt und sagt ihm, dass es schon okay ist, und vielleicht will Anselm ja zur Beruhigung eine Runde mit Pudel drehen, der muss vor der Nacht noch mal raus. Arthur geht mit, weil er mit dem Rauchen angefangen hat, was aber außer Anselm und mir keiner wissen darf, auch nicht Herr Tannenbaum oder Karli, und Ratte und seine Kumpels verziehen sich mit einem Kasten Bier hinters Gartenhäuschen.
    Tannenbaum sagt, er fängt schon mal an, ein paar Kisten zu packen, aber er will nicht, dass wir ihm helfen. Bleiben also nur noch Karli und ich.
    »Na, dann zeig mal, was du schon alles beim Professor gelernt hast«, sagt sie.
    »Was soll ich dir denn da zeigen?«, frage ich. Es passt mir gar nicht, mit Karli alleine zu sein. Sie macht mich total nervös, weil sie immer alles besser zu wissen scheint, und wenn sie mal was nicht besser weiß, dann bleibt sie immer noch cool dabei.
    »Sterne, zum Beispiel«, sagt Karli.
    »Geh raus und schau in den Himmel, dann siehst du Sterne, dazu brauchst du mich nicht.«
    »Haste doch nichts bei ihm gelernt?« Sie packt mich und zieht mich nach oben auf den Balkon.
    »Astrophysik hat nichts damit zu tun, Sternbilder zubestimmen«, versuche ich mich rauszureden. »Und mit Sternzeichen und Horoskopen, nur zu deiner Information, hat Astrophysik auch nichts zu tun.«
    »Ist mir egal. Was ist das da?«
    Ich habe keine Ahnung, wo sie hinzeigt. Also fange ich einfach mal an und erkläre ihr die Milchstraße und den Großen Bären und den Kleinen Bären. Danach Perseus.
    »Klingt griechisch«, sagt Karli.
    »Äh ja, viele Sternbilder haben ihre Namen aus der Mythologie … Also, Perseus war der Sohn von Zeus und Danaë, und er hat die schöne Andromeda gerettet. Sie ist die Tochter von Kassiopeia, ein bisschen weiter links, siehst du? Da ist Kassiopeia. Und, äh, Andromeda ist auch irgendwo … äh …«
    Sie kommt immer näher, während ich rede. Ich gehe jedes Mal einen Schritt zurück, weil ich denke, ich stehe ihr im Weg, aber dann hat sie mich in die Ecke vom Balkongeländer gequetscht, und ich weiß nicht mehr, wohin ich mich noch verdrücken soll.
    »Das, äh, ist aber jetzt ein bisschen eng«, sage ich.
    »Hab ich gar nicht gemerkt«, sagt Karli und zeigt wieder irgendwohin. »Und was ist das?«
    »Ich habe keine Ahnung, wo du hinzeigst.« Irgendwie bin ich ganz nervös, und das macht mir schlechte Laune. Ich versuche, mich zu verdrücken.
    »Mir ist aber kalt«, sagt Karli und klingt ein bisschen mehr wie ein Mädchen, nicht
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