Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eden und Orion - Lichtjahre zu dir

Eden und Orion - Lichtjahre zu dir

Titel: Eden und Orion - Lichtjahre zu dir
Autoren: Helen Douglas
Vom Netzwerk:
Noch weniger Ahnung hatte ich jedoch, wohin ich jetzt fahren oder was ich tun sollte. Deshalb tat ich das Naheliegendste: Ich bog auf die Küstenstraße ab. Travis folgte mir. Und dann? Die Straße führte nach Perran, aber nicht weiter. Sie endete einfach, mitten im Nirgendwo. Ich würde also irgendwo in Perran anhalten müssen. Oder wenden und die Umgehungsstraße zurückfahren. Es gab nicht einmal eine Polizeiwache in Perran.
    Ein erneuter Blick in den Rückspiegel. Travis folgte mir unbeirrt. Diesmal allerdings mit etwas Abstand. Er musste dahintergekommen sein, dass ich mich mit der Entscheidung für die Küstenstraße ins Aus manövriert hatte.
    Jetzt setzte auch noch Regen ein, und innerhalb weniger Sekunden goss es wie aus Kübeln. Ich sah rein gar nichts mehr durch die Windschutzscheibe. Panisch drückte ich auf sämtliche verfügbaren Knöpfe und riss an den Hebeln rechts und links vom Lenkrad. Erst blinkte es, dann gingen die Scheinwerfer an. Viel besser , stellte ich fest und ließ alles, wie es war. Endlich fand ich die Scheibenwischer.
    Als ich herunterschaltete und die Kurve über Lucky Cove nahm, kam das Auto ins Schlingern. Dort war der Golfclub. Regen glitzerte auf der Fahrbahn. Meine Scheibenwischer wuselten hektisch hin und her, und der Motor heulte und holperte und stotterte. Ich verlor an Geschwindigkeit, obwohl ich das Gaspedal durchdrückte. Ich schaltete immer weiter zurück, bis ich im ersten Gang war. Der Motor drehte ein letztes Mal hohl. Dann blieb das Auto einfach stehen.
    Ich drehte den Zündschlüssel. Panik kroch mir durch Mark und Bein. Nichts. Der Motor spuckte noch einmal kurz, dann weigerte er sich allerdings, weitere Lebenszeichen von sich zu geben. Das rote Lämpchen auf dem Armaturenbrett blinkte noch immer. Ich sah genauer hin. Sah aus wie eine Zapfsäule. Die Tankanzeige! Und dann wusste ich, was los war: Ich hatte kein Benzin mehr.
    Ein hektischer Blick in den Rückspiegel. Travis löste seinen Sicherheitsgurt. Es handelte sich nur noch um Sekunden, bis er vor mir stehen würde.
    Ich riss mir den Sicherheitsgurt ebenfalls vom Leib, öffnete die Fahrertür und stürzte mich auf die Straße. Und dann rannte ich um mein Leben. Über die Fahrbahn, auf den Golfplatz zu. Ich sah mich nicht um. Ließ mich nicht ablenken. Schwang mich über den niedrigen Zaun. Im Auto würde Travis mir nicht bis hierher folgen können.
    »Eden!«
    Seine Stimme klang bedrohlich nahe. Ich bin keine Sprinterin, sondern Langstreckenläuferin. Wenn er schneller war als ich, wäre es das. Ich gab alles. Meine Brust schmerzte, und der Regen peitschte auf meine nackte Haut.
    »Eden!«
    Jetzt klang Travis, als hätte ich einen gewissen Vorsprung gewonnen. Ich zwang mich, nicht zurückzuschauen, sondern weiter zu rennen. Regentropfen wehten mir in die Augen, und der schmale Fußweg war nur noch Matsch. Ein falscher Schritt, und ich würde entweder die Klippe hinunterstürzen oder zumindest auf der Nase landen.
    Wenn ich es nur bis Perran schaffen würde! Dann wäre ich unter Leuten, und Travis könnte mir nichts tun. Ich konnte schon die Straßenlaternen vor mir sehen. Es war neun Uhr abends und regnete wie aus Eimern, aber es war Juni. Im Juni waren zu jeder Tageszeit und Witterung Touristen unterwegs. Aber was, wenn heute alles anders wäre? Wenn niemand auf den Straßen wäre? Dann würde ich zu Connor fliehen.
    Ich hatte den Golfplatz mittlerweile komplett überquert, und der Fußweg verjüngte sich, bis er sich irgendwann auflöste. Jetzt rannte ich zwischen Kartoffelfeldern. Von Travis hörte ich gar nichts mehr – was irgendwie genauso unheimlich war. Hastig drehte ich mich um. Er war ein paar Hundert Meter hinter mir und keuchte heftig beim Rennen. Zu viele Zigaretten .
    Ich hatte meinen Rhythmus gefunden, und mit Laufschuhen hätte ich mein Tempo noch kilometerlang halten können. Die Sandalen, die ich trug, waren aber komplett durchgeweicht und matschig. Meine Füße hatten keinen Halt in ihnen – lange würde ich diese Tortur nicht durchstehen.
    Mittlerweile hatte ich gut und gerne einen Vorsprung von drei Minuten. Das Feld endete direkt vor mir, und ich kam auf die Strandpromenade. Sie war wie ausgestorben. Wo waren all die Touristen? Ich blinzelte heftig, um das Regenwasser aus den Augen zu bekommen und rannte mit letzter Kraft in Richtung Promenadenende zu Connors Haus. Ich warf mich mit meinem ganzen Gewicht gegen die Tür und hämmerte dagegen.
    »Connor!«, brüllte ich und schlug mit der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher