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Eden

Titel: Eden
Autoren: Tony Mochinski
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alles mitgenommen, was das Mitnehmen wert war. Falls der Mann am Schreibtisch bewaffnet gewesen war, hatten dazu auch seine Waffen gehört, aber Bear glaubte, dass er in diesem Fall seine Waffe benutzt hätte, statt im Dunkeln auf den Tod zu warten. Entweder hatten die ersten Plünderer seine Einträge nicht gelesen, oder sie hatten den Terminplaner bewusst zurückgelassen, so wie Bear ihn jedes Mal liegen ließ.
    Er hatte schon früher darin gelesen. Manchmal kam er nur wenige Sätze weit, bevor er das Buch zuklappen und gehen musste. Es waren ganz normale Sätze, aber jedes Mal wurden sie irgendwann zu viel für ihn. Bear betrachtete den Terminplaner, fragte sich, ob er darin lesen sollte, wusste genau, er würde es tun. Er stellte die Lampe auf dem unter dem Gewicht zerbröselnden Monatsplaner ab und schlug das Buch an einer zufälligen Stelle auf. Er bekreuzigte sich, dann begann er mit dem ersten vollständigen Absatz. Es war eine Stelle, die er noch nicht gelesen hatte.
    Irgendwie mussten wir sie nennen, also überlegten wir uns verschiedene Namen. Untote, Wiedergänger, Zombies, Ghule. Noch andere, farbigere, weniger höfliche. Wie auch immer wir sie nannten, es gab nie einen Zweifel daran, was wir meinten.
    Die Welt gehört ihnen. Niemand weiß, woher die ersten Untoten kamen, was sie dazu brachte, loszuziehen und Jagd auf Menschen zu machen, auch wenn in den ersten Wochen nach dem Ausbruch an Theorien wahrlich kein Mangel herrschte. Während die Regierungen und Militärs der Welt sich abmühten, die ständig wachsende Bedrohung auszuschalten oder später wenigstens einzudämmen, versuchte die Wissenschaft auf der Basis von Empirie und rationalem Denken mit der ganz und gar irrationalen – aber offensichtlich trotzdem realen – Vorstellung fertigzuwerden, dass die Toten wieder zum Leben erwacht waren und immer weitere zum Leben erwachten und die Lebenden angriffen.
    Innerhalb weniger Monate nach den ersten Ausbrüchen hatte Panik die Menschheit ergriffen. Städte, Kreise, Provinzen zerbrachen, dann ganze Länder. Die großen Metropolen mit ihrer besonders hohen Bevölkerung gingen als Erstes unter.
    Zombies vermehren sich exponentiell. Für jeden zerstörten tauchen zwei neue auf.
    Die wichtigsten Kommunikationsnetze brachen schon in der ersten Woche zusammen, und kurz darauf folgte die Infrastruktur der meisten Länder. Auf den Straßen und Ebenen wurde es chaotisch, es war die reinste Hölle. Die Menschen taten ihr Bestes – wir alle -, sich zu bewaffnen und in Sicherheit zu bringen. Diesmal war man in der Menge nicht unbedingt besser dran. Im Gegenteil, der Schlüssel ist Isolation. Die Möglichkeit, sich irgendwo sicher vor ihnen einzuschließen. Aber es gibt keinen Ort, der völlig uneinnehmbar ist. Wenn es nicht die Untoten draußen sind, sind es die Bedürfnisse drinnen. Menschen brauchen Nahrung und Wasser, Vorräte, Informationen darüber, was, in Gottes Namen, außerhalb unserer privaten kleinen Schutzbunker vorgeht. Irgendwann setzen sie den Fuß aus ihren Schutzräumen, und dann stürzen sich die wartenden Untoten auf sie.
    Wenn die Ghule etwas haben, dann ist es Geduld. Wenn sie dich in ein Zimmer treiben, dessen Tür stabil genug ist, sie aufzuhalten, dann warten sie. Dann stehen sie in der Nähe der Tür herum, so wie die dort draußen, die auf mich warten. In den folgenden Stunden, den kommenden Tagen und Wochen schließen sich ihnen andere an, weil sie wissen, hinter dieser Tür ist etwas Essbares versteckt, etwas, das das Warten lohnt. Aber vermutlich hat man viel Zeit totzuschlagen, wenn man erstmal selbst tot ist. Früher oder später treiben Hunger und Durst die Überlebenden aus ihren Verstecken, und dazu noch in geschwächtem Zustand, so dass sie keine Chance haben gegen das, was sie erwartet. Ich werde dieses Zimmer nicht verlassen.
    Diejenigen, die eine Weile überlebt haben, haben das geschafft, weil sie ein paar Dinge ziemlich schnell herausfanden. Sozusagen die ›Regeln‹, nach denen die Untoten handeln. An allererster Stelle: Es gibt nur ein paar sichere Methoden, sie auszuschalten. Die einfachste davon besteht darin, ihr Gehirn zu zerstören, genau wie in den Horrorfilmen. Ein Kopfschuss, den Schädel mit einem kräftigen Hieb zertrümmern, selbst ein gut platzierter Hieb auf die Schläfe kann einen Untoten zu Boden strecken, wenn er hart genug ist. Verbrennen funktioniert auch, aber man muss aufpassen, sie auch wirklich zu rösten, so lange, bis sie umfallen und sich nicht
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