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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft
Autoren: Terry Pratchett
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miteinander sprechen, erobern sie weitere Städte. Offenbar sind sie dazu bestimmt, den Sieg zu erringen.«
    »Also wählst du eine schwächere Familie.«
    Schicksal hob erneut die Hand. Spielfiguren erschienen und wandelten über das Spielbrett, als hätten sie ein eigenes Leben – was natürlich der Fall war.
    »Wir verwenden keine Würfel«, sagte er. »Beim Würfeln traue ich dir nicht. Du wirfst sie immer dorthin, wo ich sie nicht sehen kann. Wir spielen mit Stahl und Taktik, mit Politik und Krieg.«
    Die Lady nickte.
    Schicksal musterte seine Gegnerin.
    »Du bist dran«, sagte er.
    Sie lächelte. »Ich habe meine Figuren schon gesetzt.«
    Schicksal blickte aufs Brett. »Wo sind sie?«
    »Sie befinden sich noch nicht auf dem Spielbrett«, antwortete die Lady und öffnete ihre Hand.
    Etwas Schwarzes und Gelbes kam zum Vorschein. Nach kurzem Pusten entfaltete es die Flügel.
    Ein Schmetterling.
    Das Schicksal gewinnt immer…
    Zumindest dann, wenn sich die Leute an die Regeln halten.
     
    Nach dem Philosophen Ly Schwatzmaul findet man immer dort besonders viel Chaos, wo man nach Ordnung sucht. Das Chaos besiegt die Ordnung, weil es besser organisiert ist.
     
    Dies ist der Schmetterling der Stürme.
    Seine Flügel sind nur wenig mehr ausgefranst als die Schwingen eines gewöhnlichen Perlmutterfalters. Doch wenn man die fraktale Natur des Universums berücksichtigt… Danach sind die Flügelräder unendlich – auf die gleiche Weise ist eine zerklüftete Küstenlinie unendlich lang, wenn man sie auf mikroskopischem Niveau mißt. Um zum Schmetterling zurückzukehren: Wenn die Flügelränder nicht wirklich unendlich sind, so kommen sie der Unendlichkeit doch so nahe, wie man diese an einem klaren Tag sehen kann.
    Woraus folgt: Wenn die Ränder unendlich lang sind, so müssen die Flügel unendlich groß sein.
    Sie scheinen genau die richtige Größe von Schmetterlingsflügeln zu haben, aber nur deshalb, weil die meisten Leute gesunden Menschenverstand der Logik vorziehen.
    Der Quantenwetter-Schmetterling (Papilio tempestae) zeichnet sich durch ein unauffälliges Gelb aus, aber die Mandelbrot-Muster der Flügel sind sehr interessant. Seine herausragende Fähigkeit besteht darin, Wetter zu erzeugen.
    Ursprünglich war dies vermutlich eine Eigenschaft, die das Überleben der Spezies förderte – selbst ein sehr hungriger Vogel empfände es als ausgesprochen unangenehm, in einen scheußlichen lokalen Tornado 2 zu geraten. Später wurde daraus ein sekundäres Geschlechtsmerkmal, wie zum Beispiel das Gefieder von Vögeln oder die Kehlbeutel mancher Frösche. Sieh mich an, sagt das Männchen, während es unter dem Dach des Regenwalds sitzt und lässig mit den Flügeln schlägt. Mein Gelb mag unauffällig sein, aber in vierzehn Tagen wird es anderthalbtausend Kilometer von hier entfernt heißen: Sturmböen führen zu Verkehrschaos.
    Dies ist der Schmetterling der Stürme.
    Er schlägt mit den Flügeln…
     
    Dies ist die Scheibenwelt, die auf dem Rücken einer riesigen Schildkröte durchs All getragen wird.
    Es geht vielen Welten so – zumindest vertreten ihre Bewohner während bestimmter Phasen ihrer Entwicklung solche Meinungen. Offenbar ist das eine kosmologische Perspektive, die zu den Basisprogrammen des menschlichen Gehirns gehört.
    In Steppen und auf weiten Ebenen, im wolkenverhangenen Dschungel und in stillen roten Wüsten, in Sümpfen und Mooren… Überall dort, wo etwas mit einem »Plop« von schwimmenden Baumstämmen springt, wenn man sich nähert, kommt es zu Beginn der Stammesmythologie zu folgender (oder ähnlicher) Szene:
    »Hast du das gesehen?«
    »Was denn?«
    »Da ist was von dem Baumstamm gesprungen. Mit einem Plop .«
    »Ja? Und?«
    »Ich schätze… ich schätze… he, ich schätze, eins von den Biestern trägt die Welt auf dem Rücken.«
    Es folgen einige Sekunden Stille, während über diese astrophysikalische Hypothese nachgedacht wird. Dann…
    »Die ganze Welt?«
    »Wenn ich ›eins von den Biestern‹ sage, meine ich natürlich ein besonders großes .«
    »Ja, es müßte wirklich ziemlich groß sein.«
    »Richtig riesig.«
    »Komisch, aber… Ich verstehe, was du meinst.«
    »Ergibt doch einen Sinn, oder?«
    »Ja. Die Sache ist nur…«
    »Was?«
    »Hoffentlich macht das große Biest nicht ebenfalls Plop .«
    Aber dies ist die Scheibenwelt, und sie wird nicht nur von einer riesigen Schildkröte getragen, sondern auch von vier großen Elefanten, auf deren Rücken sie sich langsam dreht. 3
    Da
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