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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft
Autoren: Terry Pratchett
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übersetzte Lord Vetinari.
    »… Zaubberer…«, wiederholte Ridcully leise und klopfte auf den Zettel.
    Der Patrizier warf dem Albatros eine Sardelle zu, die der Vogel gierig verschlang.
    »Die Streitkräfte des Reiches sind eine Million Mann stark«, sagte er. »Zum Glück finden die Herrscher Gefallen daran zu behaupten, daß sich jenseits der Grenzen nur weite Wüsten erstrecken, deren einzige Bewohner Vampire und Geister sind. Normalerweise interessieren sie sich nicht für unsere Angelegenheiten. Worüber wir uns freuen können, denn die Regenten des Achatenen Reiches sind schlau, reich und mächtig. Offen gesagt, hatte ich gehofft, daß sie uns völlig vergessen haben. Und jetzt dies. Wir sollten die angeforderte Person so schnell wie möglich auf die Reise schicken – um zu vermeiden, daß sich Probleme für uns ergeben.«
    »Zaubberer…«, brummte Ridcully.
    »Möchtest du vielleicht Urlaub machen?« fragte der Patrizier hoffnungsvoll.
    »Ich? Nein. Vertrage kein ausländisches Essen«, entgegnete Ridcully rasch, um dann noch einmal zu wiederholen: »Zaubberer…«
    »Das Wort scheint dich zu faszinieren«, sagte Lord Vetinari.
    »Ich habe es schon einmal auf diese Weise geschrieben gesehen«, erwiderte Ridcully. »Aber wo? Ich erinnere mich nicht mehr daran.«
    »Bestimmt fällt es dir wieder ein. Und ich bin sicher, du schickst den Großen Zauberer – wie auch immer er geschrieben wird – bis heute abend zum Reich.«
    Ridcullys Kinnlade klappte nach unten.
    »Zehntausend Kilometer? Mit Magie? Weißt du, wie schwierig das ist?«
    »Ich genieße meine diesbezügliche Unwissenheit«, sagte Lord Vetinari.
    »Außerdem sind die Leute dort… äh… ausländisch«, fuhr Ridcully fort. »Und ich dachte, sie hätten selbst Zauberer.«
    »Davon ist mir nichts bekannt.«
    »Wissen wir, warum der Große Zauberer geschickt werden soll?«
    »Nein. Aber sicher gibt es jemanden, den du entbehren kannst. In der Universität mangelt es nicht an Zauberern.«
    »Vielleicht steckt irgendein gräßlicher ausländischer Zweck dahinter«, spekulierte Ridcully. Der Dekan watschelte an seinem inneren Auge vorbei, daraufhin erhellte sich die Miene des Erzkanzlers. »Vielleicht genügt ein großer Zauberer, was meinst du?«
    »Das überlasse ich ganz dir. Ich möchte heute abend nur dem Albatros eine Antwort mitgeben können, in der es heißt, daß der Große Zauberer auf dem Weg ist. Und anschließend vergessen wir die ganze Sache.«
    »Es wäre sehr schwierig, den Betreffenden wieder zurückzuholen«, sagte Ridcully. Erneut dachte er an den Dekan. »Praktisch unmöglich«, fügte er unangemessen vergnügt hinzu. »Wahrscheinlich bemühen wir uns monatelang, dem armen Burschen eine Rückkehr zu ermöglichen. Ja, wir nutzen alle Mittel. Ohne Erfolg. Verdammter Mist.«
    »Wie ich sehe, kannst du es gar nicht abwarten, die Herausforderung anzunehmen«, sagte der Patrizier. »Nun, ich möchte dich nicht daran hindern, zur Universität zu eilen und alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen.«
    »Aber… ›Zaubberer‹…«, murmelte Ridcully. »Ich habe das Wort so schon irgendwo gesehen…«
     
    Der Hai dachte kaum. Haie denken nie sehr viel. Ihre Überlegungen laufen praktisch auf ein Gleichheitszeichen hinaus: sehen = fressen.
    Als dieser Hai durchs Wasser der Lagune glitt, empfing sein Gehirn völlig ungewohnte Signale, deren Interpretation zu einem überraschenden Ergebnis führte: Unsicherheit regte sich in ihm.
    Er wußte, daß es weit und breit keine größeren Haie gab. Alle Rivalen waren entweder geflohen oder dem guten alten »=« zum Opfer gefallen. Doch jetzt spürte er, daß sich ihm etwas näherte, von hinten und noch dazu ziemlich schnell.
    Langsam drehte sich der Hai und sah Hunderte von Füßen mit Tausenden von Zehen, die ihn zu einem Bankett einluden.
     
    Viele Dinge geschahen in der Unsichtbaren Universität, bedauerlicherweise gehörte auch die Lehrtätigkeit dazu. Die Fakultät hatte sich schon vor einer ganzen Weile dieser Tatsache gestellt und verschiedene Methoden entwickelt, ihr aus dem Weg zu gehen. Woran es überhaupt nichts auszusetzen gab, denn die Studenten unternahmen ähnliche Bemühungen.
    Das System funktionierte gut und errang bald, wie oft in solchen Fällen, den Status einer Tradition. Vorlesungen fanden ganz offensichtlich statt, denn sie standen auf den Stundenplänen. Der Umstand, daß ihre Teilnehmerzahl null betrug, spielte keine Rolle. Gelegentlich wies jemand darauf hin, daß
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