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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park
Autoren: Michael Connelly
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sagte O’Shea. »Alle sind glücklich und zufrieden. Dann lassen Sie uns zur Sache kommen.«
    O’Shea legte die Hand auf einen dicken Faltordner auf der rechten Seite seines Schreibtischs. Er war offen, und Bosch konnte sehen, dass er mehrere einzelne Akten mit blauen Etiketten enthielt. Um sie lesen zu können, war Bosch allerdings zu weit entfernt – vor allem, wenn er die Brille nicht aufhatte, die er seit Kurzem immer bei sich trug.
    »Sind Sie mit dem Verfahren gegen Raynard Waits vertraut?«, fragte O’Shea.
    »Schwer möglich, nichts davon mitzukriegen«, antwortete Bosch.
    O’Shea nickte und rang sich ein Lächeln ab.
    »Ja, wir haben den Fall vor den Kameras ziemlich breitgetreten. Der Kerl ist ein richtiger Metzger. Durch und durch böse. Wir haben von Anfang an keinen Zweifel daran gelassen, dass wir die Todesstrafe beantragen.«
    »Nach allem, was ich gehört und gesehen habe, drängt er sich förmlich dafür auf«, sagte Rider aufmunternd.
    O’Shea nickte ernst.
    »Das ist mit einer der Gründe, weshalb Sie hier sind. Bevor ich Ihnen auseinanderlege, wie die Sache bei uns aussieht, möchte ich Sie allerdings bitten, mich über den Stand Ihrer Ermittlungen im Fall Marie Gesto in Kenntnis zu setzen. Freddy meinte, Sie hätten die Akte im vergangenen Jahr dreimal aus dem Archiv geholt. Gibt es irgendwelche neuen Erkenntnisse?«
    Bosch räusperte sich, nachdem er sich dazu durchgerungen hatte, erst zu geben und dann zu nehmen.
    »Man könnte sagen, ich habe den Fall jetzt schon dreizehn Jahre. Übernommen habe ich ihn 1993, nachdem sie vermisst gemeldet wurde.«
    »Aber es ist nie etwas dabei herausgekommen?«
    Bosch schüttelte den Kopf.
    »Wir hatten keine Leiche. Alles, was wir fanden, war ihr Auto, und das war nicht genug. Wir hatten nie jemanden, der für die Tat infrage kam.«
    »Nicht einmal einen Verdächtigen?«
    »Natürlich haben wir ein paar Leute genauer unter die Lupe genommen, speziell einen Mann. Aber wir konnten ihm nichts nachweisen, also hatten wir nie einen dringend Tatverdächtigen. Dann habe ich 2002 den Dienst quittiert, und der Fall ist im Archiv gelandet. Ein paar Jahre vergehen, im Ruhestand läuft manches nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe, und ich kehre wieder in den Polizeidienst zurück. Das war letztes Jahr.«
    Bosch hielt es nicht für nötig, O’Shea zu erzählen, dass er die Gesto-Akte, zusammen mit einigen anderen offenen Fallen, kopiert und mitgenommen hatte, als er 2002 seine Dienstmarke abgegeben hatte und in Pension gegangen war. Akten zu kopieren war ein Verstoß gegen die Vorschriften, und je weniger Leute davon wussten, umso besser.
    »Letztes Jahr habe ich mir immer, wenn ich etwas Zeit hatte, die Gesto-Akte geholt«, fuhr er fort. »Aber es gibt keine DNA, keine Fingerabdrücke. Blieb also nichts als Klinkenputzen. Ich habe noch einmal mit allen Hauptbeteiligten gesprochen – mit jedem, den ich finden konnte. Und da ist immer noch der Kerl, von dem ich dachte, dass er es gewesen sein könnte, obwohl ich ihm nie was nachweisen konnte. Ich habe dieses Jahr zweimal mit ihm gesprochen, ihm ordentlich eingeheizt.«
    »Und?«
    »Nichts.«
    »Wer ist der Mann?«
    »Er heißt Anthony Garland. Sprössling einer reichen Familie aus Hancock Park. Sagt Ihnen der Name Thomas Rex Garland etwas, der Ölmagnat?«
    O’Shea nickte.
    »T. Rex, wie er auch genannt wird, ist Anthonys Vater.«
    »Welche Verbindung besteht zwischen Anthony Garland und Gesto?«
    »›Verbindung‹ ist in diesem Zusammenhang vielleicht ein wenig übertrieben. Marie Gestos Auto wurde in einer Einzelgarage einer Wohnanlage in Hollywood gefunden. Die dazugehörige Wohnung stand leer. Wir dachten damals, es könnte kein reiner Zufall sein, dass das Auto genau dort auftauchte. Wir vermuteten, dass die Person, die das Auto dort versteckt hat, wusste, dass die Wohnung leer stand und es deshalb relativ lang unentdeckt bliebe.«
    »Okay. Anthony Garland wusste von der Garage. Oder kannte er Marie?«
    »Er wusste von der Garage. Seine frühere Freundin hatte in der Wohnung gewohnt, zu der sie gehörte. Sie hatte sich von ihm getrennt und war zurück nach Texas gezogen. Deshalb wusste er, dass Wohnung und Garage leer standen.«
    »Das ist nicht gerade viel. Mehr hatten Sie nicht?«
    »Wir fanden es auch etwas dürftig, aber dann besorgten wir uns von der Führerscheinstelle ihr Foto, und wie sich herausstellte, sah sie Marie Gesto auffallend ähnlich. Wir dachten, Marie Gesto könnte eine Art
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