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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park
Autoren: Michael Connelly
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Ersatzopfer gewesen sein. Weil er seiner Exfreundin nichts antun konnte – sie war ja nicht mehr hier –, nahm er sich an ihrer Stelle Marie Gesto vor.«
    »Waren Sie in Texas?«
    »Zweimal. Wir haben mit der Ex gesprochen, und sie sagte uns, der Hauptgrund für ihre Trennung von Garland sei seine unbeherrschte und aufbrausende Art gewesen.«
    »Wurde er ihr gegenüber handgreiflich?«
    »Ihren Aussagen zufolge nicht. Sie sagte, sie hätte sich von ihm getrennt, um zu vermeiden, dass es dazu kam.«
    O’Shea beugte sich vor.
    »Kannte Anthony Garland Marie Gesto?«, fragte er.
    »Das wissen wir nicht. Bis sein Vater seinen Anwalt eingeschaltet hat und Anthony jede weitere Aussage verweigerte, hat er es jedenfalls geleugnet.«
    »Wann war das? Das mit dem Anwalt, meine ich.«
    »Damals schon und auch jetzt wieder. Ich habe ihn dieses Jahr ein paarmal aufgesucht. Ich habe ihm auf den Zahn gefühlt, aber er hat sich hinter seinen Anwälten verschanzt. Diesmal waren es andere. Es gelang ihnen, eine einstweilige Verfügung gegen mich zu erwirken. Sie brachten einen Richter dazu, mir zu untersagen, mich Garland zu nähern, wenn er keinen Anwalt bei sich hat. Ich vermute stark, dass sie den Richter mit Geld überzeugt haben. So handhabt das T. Rex Garland immer.«
    O’Shea lehnte sich nachdenklich nickend zurück.
    »Hat Anthony Garland vor oder nach Gesto irgendwelche Vorstrafen?«
    »Nein, keinerlei Vorstrafen. Allerdings ist er kein sonderlich nützliches Mitglied der Gesellschaft. Soweit ich das beurteilen kann, lebt er von den Zuwendungen seines alten Herrn. Er kümmert sich um die Sicherheitsbelange seines Vaters und dessen verschiedener Unternehmen. Aber ich konnte nichts Kriminelles finden.«
    »Steht denn nicht zu vermuten, dass jemand, der eine junge Frau entführt und umbringt, noch mehr auf dem Kerbholz hat? So etwas ist doch normalerweise kein einmaliger Ausrutscher.«
    »Statistisch gesehen mag das stimmen. Aber es gibt immer Ausnahmen von der Regel. Und dann ist da noch das Geld des Alten. Mit Geld lässt sich einiges ausbügeln oder vertuschen.«
    O’Shea nickte erneut, als hörte er so etwas zum ersten Mal. Es war eine miserable Vorstellung.
    »Wie hätte Ihr nächster Schritt ausgesehen?«, fragte er.
    Bosch schüttelte den Kopf.
    »Keine Ahnung. Ich habe die Akte ins Archiv zurückgeschickt und gedacht, das war’s also wieder mal. Dann bin ich vor ein paar Wochen nach unten und habe sie erneut ausgeliehen. Ich weiß nicht, was ich weiter vorhatte. Vielleicht mit ein paar von Garlands Freunden aus jüngerer Vergangenheit reden, ob er ihnen gegenüber mal Marie Gesto erwähnt hat. Für mich stand nur eines fest – dass ich nicht aufgeben würde.«
    O’Shea räusperte sich, und Bosch wurde klar, dass er jetzt auf den eigentlichen Grund ihrer Anwesenheit zu sprechen käme.
    »Fiel in all den Jahren, in denen Sie hinsichtlich Gestos Verschwinden ermittelt haben, jemals der Name Ray oder Raynard Waits?«
    Bosch sah ihn kurz an, und sein Magen zog sich zusammen.
    »Nein. Hätte er das?«
    O’Shea zog eine der Akten aus dem Faltordner und öffnete sie auf dem Schreibtisch. Er nahm ein Dokument heraus, das aussah wie ein Brief.
    »Wie bereits gesagt, werden wir bei Waits die Todesstrafe beantragen«, begann er. »Nach der Vorverhandlung dürfte ihm klar geworden sein, was die Stunde geschlagen hat. Er hat zwar Berufung eingelegt wegen des berechtigten Grunds für die Verkehrskontrolle. Aber damit wird er nicht weit kommen, was sowohl ihm als auch seinem Anwalt sehr wohl bewusst ist. Auf Schuldunfähigkeit zu plädieren wird ihm ebenfalls nichts bringen. Dieser Kerl ist so gut organisiert und berechnend vorgegangen wie kaum ein Mörder, den ich bisher unter Anklage gestellt habe. Und deshalb kamen sie vergangene Woche hiermit an.« O’Shea hielt das Schreiben hoch. »Bevor ich Ihnen das zeige, muss ich mich jedoch vergewissern, dass Ihnen klar ist, dass es sich hierbei um das Schreiben eines Anwalts handelt. Es ist ein Verhandlungsangebot. Also egal, was passiert – ob wir uns darauf einlassen oder nicht –, die darin enthaltenen Informationen sind vertraulich. Sollten wir das Angebot ausschlagen, dürfen aus diesen Informationen keine Ermittlungen erwachsen. Sind Sie sich dessen bewusst?«
    Rider nickte. Bosch nicht.
    »Detective Bosch?« O’Shea sah Bosch fragend an.
    »Dann sollte ich es vielleicht lieber nicht sehen«, sagte Bosch. »Vielleicht sollte ich nicht einmal hier sein.«
    »Sie waren
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