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Earth Girl. Die Begegnung

Earth Girl. Die Begegnung

Titel: Earth Girl. Die Begegnung
Autoren: Janet Edwards
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deine Artgenossen!»
    Ich versuchte, auf der anderen Seite an ihr vorbeizukommen, aber Petra hielt mich wieder auf. Wenn ich mich nun umdrehte, um zurück in den Saal zu gehen, würde sie mich verhöhnen, weil ich wegrannte. Also gab ich meine schrumpfhirnigen Ausweichversuche auf und sah ihr direkt ins Gesicht.
    «Ich habe genauso ein Recht darauf, diesen Kurs zu besuchen, wie du. Der einzige Unterschied zwischen uns ist, dass mein Immunsystem in anderen Welten nicht funktioniert. Aber das spielt keine Rolle, weil dieser Kurs das gesamte Jahr hier auf der Erde stattfindet.»
    «Ja, wegen der verdammten Vorschriften fürs Geschichtsstudium muss ich ein Jahr hier auf der Erde vergeuden, bevor ich endlich die eigentlich wichtige moderne Geschichte studieren darf. Das ist schon schlimm genug, ohne dass ich mir auch noch das Quartier mit einem von euch Untermenschen teilen muss!»
    Ich versuchte, ruhig zu bleiben, aber so langsam verlor ich die Geduld. «Seltsam, dass dir mein untermenschliches Aussehen und meine untermenschliche Intelligenz am Anfang des Kurses nie aufgefallen sind. Du hast mich für normal gehalten, bis du erfahren hast, dass ich behindert bin. Dieser Kurs steht unter dem moralischen Code des Gamma-Sektors, der vorschreibt, dass man seine Mitstudenten respektvoll behandeln soll. Also sei ein braves Gamma-Mädchen und lass mich in Frieden. Wenn Playdon mitkriegt, wie du dich benimmst, erteilt er dir eine ganze Latte offizieller Verwarnungen.»
    «Dich sollte er verwarnen!», zischte Petra. «Schließlich hast du uns belogen. Hast so getan, als wärst du auf einer Militärschule gewesen und als wärst du ein Mensch wie wir anderen. Du hattest ja noch nicht mal den Mut, uns selber die Wahrheit zu sagen. Das musste Fian für dich tun.»
    «Das war nicht meine Idee.»
    Petra hatte einen wunden Punkt getroffen. Während ich nach der Solar-5-Rettungsaktion im Krankenhaus lag, wo mein Bein im Regenerationstank geheilt wurde, hatte Fian beschlossen, unseren Mitstudenten zu erzählen, dass ich behindert bin. Er hatte sich geweigert, mir im Detail zu berichten, was anschließend passiert war, aber die anderen waren bestimmt geschockt und wütend gewesen wegen der Lügen, die ich verbreitet hatte. Vermutlich hatte Playdon für Ordnung gesorgt, aber trotzdem …
    Fian war also damals an meiner Stelle der Klasse gegenübergetreten, was wirklich unglaublich toll von ihm war, aber ich gehöre nun mal zu den Menschen, die ihre Kämpfe lieber selber ausfechten, statt sich hinter anderen zu verstecken. Deshalb hatte ich ihm bisher auch nichts vom Petra-Problem erzählt. Wenn er wüsste, was da ablief, würde er sich einmischen wollen, was nur zu Streit zwischen uns führen würde. Ich befand mich nicht länger im Regenerationstank, und Petra war mein Problem, nicht das von Fian. Ich würde mich selbst mit ihr auseinandersetzen.
    «Es überrascht mich, dass du dich noch nicht bei Playdon ausgeheult hast», fuhr Petra fort. «Er hat ja schon deutlich gemacht, dass er ein Affenfreund ist. Aber natürlich, wenn du dich bei ihm beklagst, dann steht bloß dein Wort gegen das von uns und …»
    Sie brach ab und drehte sich um. Ich sah, dass Joth auf uns zukam, und entspannte mich. Petra war viel zu schlau, um irgendetwas Fieses vor jemandem zu sagen, der nicht zu ihrer Clique gehörte, also würde sie jetzt die Klappe halten müssen.
    Als Joth uns erreichte, lächelte Petra ihn an. «Irgendwie stinkt es hier, findest du nicht? Warum sagst du dem Neanderweibchen nicht, dass es uns Platz machen soll?»
    Ich starrte sie ungläubig an und sah, wie ihr Lächeln breiter wurde. Was ging denn hier ab? Ich drehte mich zu Joth um, doch er wich meinem Blick aus.
    «Verzieh dich, Affe», sagte er. «Man sollte dich draußen in einem Käfig halten, damit normale Menschen nicht unter deinem Gestank leiden müssen.»
    Er schob sich an mir vorbei und eilte den Flur hinunter. Fassungslos sah ich ihm nach. Ganz am Anfang unseres Kurses hatte Joth während einer Ausgrabung etwas unglaublich Dummes getan, wobei ich fast verletzt worden wäre. Nachdem mir aber klargeworden war, dass er kein gemeingefährlicher Irrer war, der mich umbringen wollte, sondern dass er einfach nur keine Ahnung von praktischen Dingen hatte, waren wir Freunde geworden, obwohl ich ihm immer noch nicht zutraute, Messer und Gabel am sicheren Ende anzufassen. Joth war auch dann noch mein Freund geblieben, als er herausgefunden hatte, dass ich behindert bin, aber jetzt hatte
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