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Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]
Autoren: Arena
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Emily auf ihrer linken und Brendan auf ihrer rechten Seite auf dem Vorschiff und starrte auf die immer deutlicher werdenden Umrisse des Hafens und der Stadt, während sich eine Barkasse mit den Offizieren der Quarantänestation der Boston Glory näherte. Ein Sturm tobte in ihrem Inneren, während die Gedanken in ihrem Kopf umherwirbelten.
    Die geliebten Gesichter ihrer Familie zogen an ihrem inneren Auge vorbei, sie sah sich selbst, erschöpft von der Arbeit im Steinbruch, verzweifelt und allein, nachdem sie mit ihrer Mutter den letzten Menschen verloren hatte, der sie mit einem früheren, glücklichen Leben verbunden hatte. Da war Patrick, der ihr während ihrer ersten Begegnung in der Gaststätte gegenübersaß und zusah, wie sie ihren Hunger stillte. Und Brendan, mit einem Stück des Brotlaibes in der Hand, den er und seine Kumpane ihr kurz zuvor abgenommen hatten. Damals auf der Landstraße hatte alles zwischen ihnen begonnen. Wo würde ihr Weg sie noch hinführen? Würde Amerika ihnen eine neue Heimat bieten? Würden ihre Träume in diesem unvorstellbar weiten Land in Erfüllung gehen? Was auch immer die Zukunft bringen mochte, Éanna spürte eine tiefe Dankbarkeit in sich, mit Brendan und Emily die beiden Menschen an ihrer Seite zu haben, die ihr alles auf der Welt bedeuteten.
    »Dort ist es! … Das dort ist Manhattan!«
    Überall um Éanna herum redeten, lachten, weinten und beteten ihre Landsleute. Jetzt endlich lag es vor ihren Augen, das Ziel ihrer Sehnsucht. Eine Gänsehaut überkam sie. Und sie konnte kaum glauben, dass die Not Irlands und die Schrecken der Überfahrt nun endgültig hinter ihr lagen.
    Plötzlich schob sich Brendans Hand in die ihre. »Lass uns ganz neu anfangen«, sagte er leise und drückte zärtlich ihre Hand.
    Éanna erwiderte seinen Händedruck. Sie blickte zu ihm auf und Tränen des Glücks schossen ihr in die Augen, als sie erkannte, dass er verstand, was sie in diesem Moment bewegte. In diesem Augenblick gab es nichts mehr, was zwischen ihnen stand. Was geschehen war, gehörte der Vergangenheit an, war ein Kapitel im Buch ihres Lebens, das sie nie wieder aufschlagen würde. Das galt auch für Patricks Kuss und seine Liebesgeständnisse, von denen sie sich hatte verwirren lassen. Und dann sagte sie mit fest entschlossener Stimme: »Ja, das werden wir, Brendan! Wir werden in Amerika ein ganz neues Leben beginnen!«

Anmerkungen zur Auswanderung
während der Hungersnot in Irland
    In den sechs schlimmsten Jahren der Hungersnot in Irland, dieser wohl größten humanitären Katastrophe des 19. Jahrhunderts, in der schätzungsweise zwei Millionen Iren durch Hunger und Krankheiten den Tod fanden, überquerten 5000 Schiffe mit irischen Auswanderern den Atlantik. In diesen sechs Jahren trafen allein in New York Tag für Tag durchschnittlich 300 Iren ein, an manchen Tagen lag die Zahl sogar bei 1000 Personen. Dazu kamen jene, die in Boston und anderen amerikanischen Häfen sowie in Kanada an Land gingen.
    Bei ihrer Einschiffung glaubten die meisten Auswanderer, dem Elend entronnen zu sein. Doch was sie in den ungefähr zehn Wochen auf See im Zwischendeck der sogenannten coffin ships zu erdulden hatten, stellte die Schrecken und Qualen, die schon hinter ihnen lagen, noch in den Schatten. [Für diejenigen, die über die Hungersnot in Irland Näheres erfahren möchten und den Roman Éanna – Wildes Herz nicht kennen, habe ich das Nachwort daraus an den Schluss der Anmerkungen zu diesem Roman angehängt.]
    Oft erreichte nicht einmal die Hälfte der in Irland eingeschifften Auswanderer die Häfen in Amerika oder Kanada. Und auch an Land starben nicht wenige an Krankheiten, die sie sich während der Passage über den Atlantik zugezogen hatten. Einige wenige Zahlenbeispiele von den Todesraten britischer Schiffe aus dem Jahr 1847 sollen das im Folgenden verdeutlichen.
    Die Brigg Larch aus Sligo begrub von ihren 440 Passagieren 108 auf See und weitere 150 wurden bei ihrer Ankunft in die Quarantänestation eingewiesen. Wie viele davon dort starben, ist nicht verzeichnet. Die Virginius übergab 158 von ihren 596 Pasagieren der See, 186 trafen schwer erkrankt in Amerika ein und die restlichen Auswanderer waren so entkräftet, dass sie kaum aus eigener Kraft von Bord gehen konnten. Da viele der Kranken und völlig Entkräfteten schon kurz nach ihrem Eintreffen in einem amerikanischen oder kanadischen Hafen starben, lag die Zahl der Toten weitaus höher, als es die offiziellen Statistiken angeben.
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