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E-Bike Tour de Suisse (German Edition)

E-Bike Tour de Suisse (German Edition)

Titel: E-Bike Tour de Suisse (German Edition)
Autoren: Eric Lesgrandes
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überrascht sein über die Kraft und Ausdauer, die ich dann mitbringe. Das wird dir bestimmt gefallen.“
    „Außerdem“, fügt Martin hinzu. „Ich will noch 20 Jahre leben. Es soll Leute geben, die gehen in den Ruhestand und pflegen dann bis zu ihrem Tod ausschließlich ihre Krankheiten. Dazu habe ich nun wirklich keine Lust. Die letzten 20 Jahre, die mir vielleicht noch bleiben, will ich das Leben genießen und das tun, was mir Spaß macht.“
    Das hat Claudia schließlich überzeugt. „Na ja, wenn du unbedingt willst und dich nicht abhalten lässt. Wann soll es denn losgehen?“
    Martin: „Ich werde starten, sobald die Pässe frei sind. Bevor es kalt wird und der erste Schnee in die Alpen kommt, muss ich wieder zu Hause sein. Anfang Juli haben wir noch diese Geburtstagsfeier von meinem Schwager, bei der ich natürlich nicht fehlen kann. Also werde ich Ende Juli losfahren und bis Mitte August zurück sein.“
    Gesagt getan, ab sofort beginnt Martin mit den Vorbereitungen für seine Tour. Jeder Einfall wird notiert. Damit er an alles denkt und nichts vergisst. Damit seine Ideen nicht untergehen, schreibt er jede auf einen selbstklebenden Zettel. Bald ist sein Arbeitszimmer vollgeklebt. Jeden Zettel gilt es nun Punkt für Punkt abzuarbeiten.
    Als Junge war Martin viel mit dem Fahrrad unterwegs. Er war bei den Pfadfindern, und da war er mit seinen Freunden fast jedes Wochenende auf Tour. Auch die 6 km zur Schule fuhr er zumindest im Sommer immer mit dem Rad. Im jugendlichen Alter von 15 Jahren hat er mit zwei Freunden eine große Tour gemacht. In den Sommerferien fuhren sie 5 Wochen von Stuttgart entlang dem Neckar und dem Rhein bis zur Nordsee und von dort an der Küste und dem Nord-Ostsee-Kanal entlang bis nach Lübeck. Von Hamburg aus fuhren sie dann mit dem Zug zurück.
    Sie hatten ihre Tour so geplant, dass es dabei möglichst eben zuging. Immer an Flussläufen entlang. Neckar und Rhein flussabwärts. An der Nordsee von West nach Ost, um den Westwind als Rückenwind auszunutzen. Alles optimal energiesparend geplant.
    Aber inzwischen sind 50 Jahre vergangen. Sein Gewicht hat sich verdoppelt, das heißt, er muss auch mit dem Rad doppelt so viel Energie aufbringen. Eine Alpentour hatten er und seine Freunde sich damals gar nicht zugetraut, obwohl sie damals gut im Training waren. Und nun ist er in seinem reifen Alter so vermessen, das alles zu können, was sie sich damals als junge Burschen nicht zutrauten.
    In den letzten Jahrzehnten hat Martin nur einmal eine größere Tour gemacht. Mit dem Klapprad fuhr er auf ebener Strecke an der belgischen Küste entlang. An seinem Sitzfleisch hat er es gespürt, er wird da wohl schon insgesamt etwa 50 km gefahren sein. Aber für den Rückweg hat er sein Fahrrad zusammengeklappt und sich in die belgische Küstenstraßenbahn gesetzt.
    Martin ist sportlich total untrainiert und seit mehreren Jahren ist er nicht mehr auf einem Fahrrad gesessen. Und nun will er seiner Claudia weiß machen, er plane eine Tour durch die Alpen. Und dies trotz seinem hohen Blutdruck, seinem Rheuma und seinem Blutzucker. Eine totale Überschätzung seiner Fähigkeiten.
    Zugegeben: Er hat nun einen Elektromotor zur Unterstützung dabei. Aber den wird er brauchen, um sein inzwischen höheres Gewicht und sein fehlendes Training auszugleichen.
    Claudia ist amüsiert, kann seine Pläne aber nicht wirklich ernst nehmen. ‚Das ist wieder so eine verrückte Idee‘, denkt sie bei sich, ‚wie er seit seiner Rente ja immer wieder solche verrückte Ideen hat. Er wird schon sehen, wo er damit landet. Soll er sich ruhig die Blöße geben und sich ordentlich blamieren. Es wird ja doch nichts daraus werden‘.
    Martin erinnert sich an seine Studienzeit. Er hatte das Glück, ein Semester in Paris an einer französischen Grande École studieren zu dürfen. Das war eine wunderschöne Zeit. Seither hat er ein Faible für alles Französische. Vom Fernsehen weiß er, dass die Etappensieger bei der Tour de France immer von sehr hübschen Mädchen mit Küsschen und Champagnerdusche begrüßt werden. Aber die Teilnahme an der Tour de France ist ihm nun doch zu anstrengend. Und zum Etappensieger wird er es da auch nicht schaffen.
    Eine ‚E-Bike Tour de Suisse‘ statt einer ‚Tour de France‘, das ist realistisch, meint er zumindest. Dann hat er auch sofort den ersten wesentlichen Punkt seiner Tour fixiert: Sie soll durch alle Sprachgebiete der Schweiz führen: Nicht nur durch die deutsche, rätoromanisch und
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