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Dystopia

Dystopia

Titel: Dystopia
Autoren: Patrick Lee
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Mann mit dem PDA drückte eine Reihe von Tasten, wobei das Licht auf seinem Gesicht durch eine Folge von Abstufungen flackerte. Vermutlich, schloss Paige, weil er gerade einige Fotos durchging.
    «Ein Hüter?», fragte der Mann mit der Pistole.
    Der andere Mann ging noch ein halbes Dutzend weiterer Fotos durch, sah dann hoch und schüttelte den Kopf. «Bloß ein Sicherheitstyp.»
    Der Schütze richtete seine Pistole in das Türfenster und gab einen Schuss ab. Dann setzte er mit dem anderen zusammen die Überprüfung der übrigen Fahrzeuginsassen fort.
    Paige merkte, wie ihr Atem immer schneller ging. Nicht mehr lange, dann würde sie in den beißenden Benzinschwaden wahrscheinlich ohnmächtig. Die Killer machten in dem zweiten Geländewagen noch einen Überlebenden ausfindig, entschieden, dass er ebenfalls unwichtig war, und knallten ihn ab.
    Paige drehte sich auf den Bauch, stemmte sich auf den Ellbogen hoch und sah sich im Wagen um. Das Fenster auf der anderen Seite, das den Blicken der Schützen entzogen war, die einzige Richtung, in die sie ungesehen ins Freie hätte kriechen und weglaufen können, war zu einer Höhe von nur noch etwa zehn Zentimetern zusammengequetscht. Dort führte kein Weg hindurch. Ein Entkommen durch die Windschutzscheibe war ebenfalls ausgeschlossen, weil sie dort von den Killern sofort gesehen würde. Und weil die Rückenlehne der mittleren Sitzbank, auf der sie gesessen hatte, nunmehr beinahe bis ans Dach reichte, war ihr auch der Weg zur Heckscheibe versperrt. Die zwischen Lehne und Dach verbliebene Lücke mochte höchstens zweieinhalb Zentimeter messen.
    Die Entität.
    Wenn sie an die herangelangte, könnte sie vielleicht doch noch entkommen. Um das Ding zu benutzen, würde sie Platz benötigen – mindestens drei Meter. Sie müsste also notgedrungen durch die Windschutzscheibe kriechen, direkt ins Blickfeld der beiden Männer. Dann aber würde sie nur wenige Sekunden benötigen, um die Entität einzuschalten, und wenn alles glattlief, wäre sie längst fort, ehe die beiden sie erwischen konnten.
    Sie schob den Arm durch die Lücke zwischen Rückenlehne und Dach. Die Polsterung gab ein wenig nach, wie auch das weiche Gewebe ihres Arms, aber trotzdem vermochte sie ihn nicht weiter als knapp dreißig Zentimeter hindurchzuzwängen. Sie bewegte den Arm nach links und rechts, tastete mit weit ausgestreckten Fingern umher.
    Vergeblich.
    Womöglich befand sich der Koffer nur ein, zwei Zentimeter außerhalb ihrer Reichweite, aber das genügte schon. Sie schwenkte den Arm ein weiteres Mal umher. Nichts. Inzwischen standen ihr Tränen in den Augen. Nur wegen der Benzinschwaden, wie sie sich einzureden versuchte.
    Der nächste Pistolenschuss. Noch näher inzwischen. Sie warf einen Blick nach draußen. Die Killer befanden sich am dritten Fahrzeug. Wie viel Zeit hatte sie noch, ehe sie entdeckt wurde? Vielleicht dreißig Sekunden?
    Eine letzte Möglichkeit blieb ihr noch. Ob die Zeit dazu noch reichte, war mehr als zweifelhaft. Einen Versuch aber war es wert, was hatte sie schon zu verlieren. Sie zog ihren Arm wieder aus der Lücke zurück, drehte sich auf die Seite und nahm ihr Handy aus der Hosentasche. Sie schaltete es an und navigierte zur Makro-Liste. Border Town war nicht durch einfache Schnellwahl zu erreichen. Man musste anrufen und dann einen Code eingeben, gefolgt von der Nummer einer Nebenstelle und einem weiteren Code. Ein Makro konnte das alles innerhalb etwa einer Sekunde erledigen. Sie fand die Nummer und wählte sie. Sie wartete. Es läutete.
    «Sei da», flüsterte sie.
    Sie sah zu den Schützen hinüber, die gerade ein weiteres Opfer in dem dritten Fahrzeug überprüften. Anscheinend waren sie sich nicht einig, ob die Person noch lebte oder tot war. Der Mann mit dem PDA ging trotzdem die Fotos durch.
    Wieder läutete es am anderen Ende. Und noch einmal.
    Der Mann mit dem PDA stoppte bei einem Foto. Nickte seinem Partner zu. Dann griffen sie ins Fahrzeuginnere, um das Opfer herauszuzerren.
    Beim vierten Klingeln wurde endlich abgehoben. Paige fing sofort an zu reden, ehe sich die Person am anderen Ende auch nur vollständig hatte melden können. Sie sprach hastig. Inständig hoffte sie, dass ihr Redeschwall auch nur halbwegs Sinn ergab. Um alles zu schildern, war schlicht keine Zeit. Dazu hätte auch keine Minute ausgereicht, und so viel Zeit hatte sie nicht mal annähernd. Also versuchte sie die richtigen Prioritäten zu setzen, um bloß nichts Wichtiges auszulassen.
    Doch
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