Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dynamit im Kofferraum

Dynamit im Kofferraum

Titel: Dynamit im Kofferraum
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Jedenfalls sollte es mich wundern,
wenn der Krauskopf feste Nahrung zu sich nimmt — während der nächsten Tage.
Schlimm! Aber ich mußte ihn hart kontern.“
    Petra kramte in ihrer
Umhängetasche, öffnete ein schmales Lederetui und entdeckte neben ihren
Kreditkarten und Euroschecks auch einen 50-DM-Schein.
    „Darf ich euch einladen?“
fragte sie. „Zu einem Espresso oder einem Fruchtsaft?“
    „Schoko-Eis“, Klößchen
strahlte, „wäre jetzt richtig.“
    „Wir nehmen gern an“, sagte
Tim. „Willi hat überhaupt kein Geld mehr, sondern alles in seine Batterien
gesteckt — und ich bin auch ziemlich klamm. Aber vergessen Sie Ihr Video-Gerät
nicht! Das liegt noch bei Priske auf dem Schreibtisch. Und Sie haben immerhin
411 Mark bezahlt.“
    Petra nickte. „Nachher hole
ich’s, oder ich lasse mir eine Quittung geben über den Betrag. Aber der Herr
Hausdetektiv hat jetzt eine Weile zu tun. Ich möchte warten, bis die Polizei da
war.“
    Im Dachgeschoß des Kaufhauses
SUPER waren Restaurant und Café. Die drei fanden einen freien Tisch an der
Fensterfront. Von hier reichte der Blick über die Stadt. Man sah elf
Kirchtürme, die Skyline im Westen, einen Fernsehturm, die Flugzeuge des fernen
Airports bei Start oder Landung und viel vom wolkenlosen Herbsthimmel.
    Tim bestellte Tee, Klößchen
blieb beim Schoko-Eis, Petra nahm Kaffee.
    Prüfend und ein wenig nachdenklich
sah sie die beiden dann an.
    „Ihr habt versucht, mir zu
helfen. Leider ist diesem Priske nicht beizukommen. Ein Betonschädel. Er wird
mich anzeigen, und das kann schlimme Folgen haben.“
    „Sie haben nichts getan“, sagte
Tim.
    Sie lächelte bitter.
    „Diesmal nicht. Und ich würde
auch nie wieder stehlen. Aber…“ Sie zögerte.
    Nanu! dachte Tim. Was kommt
jetzt?
    „Ich glaube, zu euch kann ich
Vertrauen haben“, sagte sie. „Ich bin vorbestraft. Wegen Diebstahls. Ich war...
man könnte sagen: seelisch krank. Ich litt an Kleptomanie.“
    „Woran?“ fragte Klößchen.
    „Kleptomanie“, sagte Tim, „ist
ein innerer Zwang zum Stehlen. Aber ohne die Absicht, sich zu bereichern. Der
Kleptomane klaut irgendwelchen Plunder nur wegen des Klauens. Ein seelischer
Webfehler, sozusagen. Ist doch richtig, was ich sage, Frau Fronsippe?“
    „Genau richtig. Und ich bin
Gott-sei-Dank! geheilt. Ich war in psychiatrischer Behandlung. Mit
100prozentigem Erfolg. Der Stehltrieb ist weg. Aber ich wurde vor knapp drei
Jahren zu einer Haftstrafe verurteilt. Zum Glück hat das Gericht sie zur
Bewährung ausgesetzt. Das bedeutet: Wenn ich nichts anstelle während der
dreijährigen Bewährungszeit, wird mir die Strafe erlassen.“
    „Die Bewährung läuft also
noch“, sagte Tim.
    Petra nickte. „Hinzu kommt, daß
ich meine Stellung verlieren würde, wenn ich die Bewährung verwirke. Meine
Stellung bei Baron Finkweiler. Er ist ein etwas kauziger Mensch. Sehr seltsam
eigentlich. Ich meine seine Ansichten. Er billigt zum Beispiel Verbrechen aus
Rache. Aber er verachtet Kleinkriminelle: Diebe, Handtaschenräuber, Betrüger
mit geringer Beute. Er würde mich feuern. Sofort.“
    „Sie sind also in einer
schlimmen Situation“, sagte Tim.
    „Ich könnte verzweifeln.“
    „Ich denke schon nach die ganze
Zeit.“
    Aufmerksam sah sie ihn an.
„Worüber?“
    „Sie haben das Preisschild
nicht umgeklebt. Von allein passiert das auch nicht. Also ist noch jemand im
Spiel. Aber wer hätte ein Interesse daran? Ein Betrüger? Dann wäre er mit dem
solchermaßen verbilligten Video-Gerät selbst zur Kasse gegangen. Ist er aber
nicht.“
    Klößchen verschluckte sich am
Eis. Tim klopfte ihm auf den Rücken, wobei die Tüte mit den Batterien — sie lag
neben ihm — zu Boden fiel. Batterien rollten heraus.
    „O Mann!“ Klößchen kroch unter
den Tisch. „Haben die was gegen mich? Wollen die nicht mit?“
    Petra lächelte. „Ist er immer
so komisch?“
    „Wenn er Hunger hat, kann er
noch viel komischer sein.“
    Sie warteten, bis er wieder am
Tisch saß.
    „Ich will darauf hinaus“, fuhr
Tim fort: „Kaufhausdetektive erhalten Prämien. Für jeden ertappten Dieb. Für
jeden erwischten Betrüger. Vielleicht erhöht Priske seine Fangquote, indem er
selbst die Preisschilder austauscht und dann auch gleich zur Stelle ist. Willi
und ich werden uns mal umsehen in den einzelnen Etagen und Abteilungen.
Natürlich ganz unauffällig.“
    Petra ließ einen langer Seufzer
hören.
    „Wenn deine Vermutung zutrifft,
wäre ich gerettet.“
    „Ihre Adresse habe ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher