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Dynamit im Kofferraum

Dynamit im Kofferraum

Titel: Dynamit im Kofferraum
Autoren: Stefan Wolf
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meine
Vorschriften halten“, erklärte er scheinheilig. „Sie werden also angezeigt. Und
damit: Schluß!“
    „Sie gestatten, daß ich
telefoniere“, sagte Petra.
    Er schob ihr sein Telefon hin.
    Sie wählte.
    Tim, der neben ihr stand,
hörte, daß sich der automatische Anrufbeantworter des Rechtsanwalts meldete.
Pech!
    Die Frau verzichtete auf eine
Mitteilung und legte auf.
    In diesem Moment wurde heftig
an die Tür geklopft; und Klößchen, erschrocken, ließ zum zweitenmal seine
Batterien-Tüte fallen.
    „Herein!“ brüllte Priske.
    Die Tür flog auf.
    Eine Batterie, die dorthin
gerollt war, erhielt einen Kick und wurde zurückgeschleudert.
    Bei dem Versuch, sie zu fangen,
stieß Klößchen einen Stuhl um.
    Auf der Türschwelle stand ein
junger Mann mit Kartoffelnase. Er sah balkanesisch aus und hatte Zorn im
Gesicht. Oder war’s Empörung?
    „Sie Hausdetektiv?“ fragte er
mit deutlichem Akzent.
    „Steht doch dran an der Tür“,
erwiderte Priske.
    Der Mann blickte auf Klößchen,
der wieder auf allen Vieren kroch und Flüche murmelte.
    „Ich habe Diebstahl beobachtet“,
erklärte Kartoffelnase. „Ein Mann hat gestohlen. Ich sah genau. Eine Armbanduhr
hat sich in Tasche gesteckt — in die linke von Jacke. Herrenuhr, glaube ich.“
    Priske sprang auf.
    „Wo?“
    „Er noch in Uhren-Abteilung.
Kauft etwas. Gibt es Belohnung für mir?“
    „Ja, es gibt Belohnung für
Ihnen.“
    Priske stürmte zur Tür.
    Das war auch für Tim, Klößchen
und Petra das Signal, das Büro zu verlassen.
    Priske und Kartoffelnase eilten
voran.
    Für Tim war es
selbstverständlich, sich ihnen anzuschließen. Die Festnahme eines echten Diebes
— das mußte man gesehen haben. Oder war wieder alles ganz anders und ein
Unschuldiger geriet in die Fänge der Kaufhaus-Gendarmerie?
    Petra zupfte Tim am Arm,
aufgeregt.
    „Wie heißt du eigentlich?“
    „Peter Carsten, werde aber Tim
genannt. Das ist mein Freund Willi Sauerlich. Sie können ihn mit Klößchen
anreden.“
    „Dieses Kaufhaus scheint ein
Tollhaus zu sein“, meinte sie, während alle Priske flott folgten. „Eigentlich
wollte ich das Video-Gerät bar bezahlen. Aber an der Kasse merkte ich, daß mein
zweites Portemonnaie weg ist. 500 Mark waren drin. Ich vermute, es wurde mir
aus der Schultertasche gestohlen. Zum Glück nur das und nicht die Brieftasche
mit den Scheckkarten. Es könnte dieser Typ gewesen sein.“
    „Welcher?“ fragte Tim erstaunt.
„Der Zeuge des Diebstahls?“
    Petra nickte. „Kein anderer ist
mir zu nahe gerückt. Aber der hat sich im Lift so an mich gedrückt, daß ich ihn
zurechtweisen mußte. Ich dachte, er wollte mich anmachen. Aber wahrscheinlich
hat er in meine Tasche gegriffen.“
    „Himmel!“ meinte Tim. „Sind wir
hier im Urwald oder in Mitteleuropa? In unserer Einwanderungs-Republik ist
inzwischen wohl alles möglich?“
    „Bist du ausländerfeindlich?“
    „Im Gegenteil. Ohne den Zustrom
dieser Menschen wären wir bald eine sterbende Nation, bevölkert nur noch von
Senioren. Aber ich habe was gegen Kriminelle — egal, woher sie kommen.“
    Priske und Kartoffelnase fuhren
mit der Rolltreppe abwärts.
    Die drei holten auf.
    In der anderen Etage strebten
alle zur Uhren- und Modeschmuck-Abteilung, wo Gedränge herrschte, als gäbe es
was umsonst.
    Kartoffelnase blieb stehen.
    Mit ausgestrecktem Zeigefinger
deutete er auf einen Mann, der ihnen den Rücken zuwandte und am Uhren-Stand
bedient wurde. Die Verkäuferin hatte eben kassiert und überreichte ihm ein
kleines Päckchen. Hier befand sich die Kasse nicht gesondert, sondern direkt am
Stand.

    Der mutmaßliche Dieb trug einen
teuren Anzug. Aber das dunkle Kraushaar wuchs bis auf den Hemdkragen.
    Könnte ein Landsmann sein von Kartoffelnase,
dachte Tim. Mal sehen, wie Priske vorgeht.
     
    *
     
    Mivan fühlte sich edel. Er
hatte bezahlt, hatte nicht geklaut. Sensationell! Aber zur Gewohnheit durfte
das nicht werden, sonst, zum Teufel, würde er bald in die roten Zahlen
rutschen.
    Er schob das Päckchen in die
kleine SUPER-Tüte, wandte sich ab und entkam dem Gedränge. Ohne Hast strebte er
der Rolltreppe zu, denn für heute sollte Schluß sein hier an seinem
,Arbeitsplatz’, den die Bullen wohl eher Tatort genannt hätten.
    Ein klotziger Typ vertrat Mivan
den Weg. Groß war der Kerl, rotgelb die Krawatte, unsympathisch das pralle
Gesicht.
    Mivan wußte sofort: der
Hausdetektiv.
    „Folgen Sie mir in mein Büro!“
befahl Priske. „Und greifen Sie nicht in die
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