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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition)
Autoren: Alberto Riva
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merkte auch Felipe, der sofort nachrückte, aber der Mann auf dem Bett hob die Hand. » Geh raus, Felipe, lass uns allein. Na los, hau schon ab! «
    Der Junge gehorchte wie ein Hund.
    » Ulisses « , sagte Matheus. Seine Stimme war nur ein Hauch.
    » Nelson, was verdammt… «
    Matheus glaubte, sich verhört zu haben. » Ich bin Matheus, Ulisses… «
    Ulisses stand auf. Sie waren genau gleich groß. » Matheus, verdammt! «
    Er umarmte ihn. » Matheus, verdammt! «
    Dann löste er sich wieder von ihm und starrte ihn an. » Aber, Matheus, verdammt!«
    Matheus lachte. » Ja, Ulisses, ich bin es… «
    Jetzt lachte auch Ulisses. Er hatte nicht mehr so viele Zähne wie einst. » Matheus, aber… Du bist der Doktor? «
    Matheus nickte. Er hätte am liebsten geweint, beherrschte sich aber. » Ich wollte dich sehen, wollte mal hören, wie es dir geht. «
    » Mir geht es gut. Hast du meinen Sohn gesehen? Hast du gesehen, was für ein Prachtbursche er ist? Ich habe ihn Manuel genannt, nach Papa. «
    Matheus’ Lippen zitterten, er konnte nichts dagegen tun. » Ich habe ihn gesehen. Ein schönes Kind. «
    » Was ist mit Nelson? Hat Nelson dich hergeschickt? «
    Matheus setzte sich aufs Bett und fing an zu weinen. Ulisses lachte verlegen. » Matheus, verdammt. Was ist denn? Weinst du etwa? «
    » Nelson ist tot, Ulisses. Nelson ist tot… «
    Ulisses setzte sich neben ihn. » Was sagst du da, Matheus? Was soll das heißen, Nelson ist tot? «
    » Nelson ist tot. Er wurde ermordet. «
    Ulisses schwieg und richtete den Blick auf die zwei Möbel im Zimmer. Ein paar Pistolen lagen darauf, zwei Maschinenpistolen, zwei Micky-Maus-Hefte. Daneben stand eine halbvolle Flasche Mineralwasser.
    » Wo? Wer hat ihn ermordet? «
    Matheus zog die Nase hoch. » In Juazeiro. Wer es war, weiß man nicht. « Er drehte sich um und schaute seinen Bruder flehentlich an. Ulisses merkte es und wandte sich ab.
    » Wer war es, Ulisses? Du weißt es doch, nicht wahr? «
    Sein Bruder stand auf, nahm die Wasserflasche und trank einen großen Schluck. Dann hielt er sie Matheus hin, der gerne annahm.
    » Wer war es, Ulisses? Deswegen bist du doch hier, oder? «
    » Wo hier? «
    » In der Favela, in deinem Versteck, seit Jahren schon. Was ist mit Floriana? Mit Gabriel? «
    Ulisses schwieg. Irgendwann sagte er: » Ich weiß, dass es ihnen gut geht. Oder? «
    » Ja, ich denke schon. « Matheus zog wieder die Nase hoch.
    » Es geht ihnen gut, weil ich gegangen bin. Ich habe jetzt ein neues Leben, das, was du hier siehst. Ich habe einen anderen Sohn, hast du ihn gesehen? «
    Matheus nickte müde. » Ja, ich habe ihn gesehen. «
    Ulisses fing nun an, in dem dunklen Zimmer im Kreis herumzulaufen.
    » Die Besitzer der Fazenda haben Papa ermordet, oder? « Matheus hörte seine eigenen Zähne knirschen. Er musste sie zusammenbeißen, um nicht zu zittern. » Wer hat Papa erschossen? «
    Ulisses zögerte, dann sagte er: » Die Söhne des Besitzers. «
    Jetzt erhob sich Matheus ebenfalls. Er nahm sein Portemonnaie aus der Hosentasche, holte eine mehrfach zusammengefaltete Zeitschriftenseite heraus und faltete sie auseinander. Die Gesellschaftskolumne eines Modemagazins berichtete von einer nächtlichen Party im Jockey Club von São Paulo und zeigte einen hocheleganten Bruno Johannsen, umringt von schönen Mädchen.
    Matheus hielt Ulisses die Seite hin. » Der da? «
    Ulisses nahm die Seite und starrte darauf. Sein Kiefer mahlte. Man sah fast nichts im Zimmer, und er trat näher ans Fenster.
    » Nein, der war es nicht. Es war der andere, Martino. Der ältere. «
    Matheus schwieg. » Ich hätte gedacht… «
    » Nein, sie kamen zu viert, in einem grünen Jeep… «
    Ulisses begann zu erzählen, ganz langsam. » Die beiden Brüder und noch zwei Männer. Als Papa hinging, um mit ihnen zu reden, hat Martino ihn in die Brust geschossen. Ich habe gerufen, dass er das nicht tun kann, aber er war schon bei ihm. Papa war nach vorne gefallen und presste den Hut an die Brust. Martino hat ihm die Pistole an den Kopf gesetzt und abgedrückt, zweimal. Ich bin zu unserem Zelt gelaufen, weil ich Angst hatte, dass sie uns auch umbringen, Floriana und unseren Sohn, der nur wenige Monate alt war. Alle sind aus dem Lager geflohen. «
    Schweigen.
    » Als wir auch fliehen wollten, kamen die Männer zu unserem Zelt. Vielleicht hatten sie gesehen, dass wir noch drin waren. Ich warf mich auf den Boden und holte schnell meine Pistole, die ich in einer Keksdose aufbewahrte. Jetzt waren es nicht mehr
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