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Durch den Sommerregen

Durch den Sommerregen

Titel: Durch den Sommerregen
Autoren: Melanie Hinz
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genug Luft zum Atmen.
    Es ist alles, womit ich nicht gerechnet habe und es gefällt mir sehr.
    In der Küche schiebt Gabriel mich auf einen Barhocker an der Frühstückstheke und macht sich am Wasserkocher zu schaffen.
    „Grün oder schwarz?“, fragt er über seine Schulter.
    „Grün. Und überrascht.“
    „Überrascht?“ Verwirrt dreht er sich zu mir um.
    „Das hier. Alles. Ich hätte dich nie für so bürgerlich gehalten.“
    Gabriel verschränkt die Arme vor der Brust und sieht mich nachdenklich an.
    „Mich würde wirklich mal interessieren, was sich da in deinem Kopf über mich festgesetzt hat.“
    „Oh, das kann ich inzwischen ganz gut auf den Punkt bringen, denke ich.“
    „Ich höre“, sagt er und wendet sich wieder dem mittlerweile sprudelnden Wasserkocher zu. Er verteilt Teebeutel auf zwei Glastassen und übergießt sie mit kochendem Wasser.
    „Sehr charmant, sehr attraktiv und außerhalb meiner Reichweite.“
    „Wie kommst du darauf, Helena?“ Mit fragendem Gesicht stellt er die dampfenden Tassen zwischen uns und setzt sich mir gegenüber.
    „Weil du jeder Frau das Höschen abschwatzen kannst, ohne dich dafür groß anstrengen zu müssen. Du weißt um deinen Charme und du setzt ihn auch großzügig ein. Außer bei mir.“
    „Du bist die Frau, die auf dieser Ebene überhaupt nicht ansprechbar ist und bei der ich Angst um meine Fruchtbarkeit habe, wenn ich mich dir so nähere. Außerdem will ich es gar nicht. Ich flirte gerne, das streite ich überhaupt nicht ab, aber mit dir möchte ich mehr als bloß flirten. Für meinen Akzent kann ich nichts.“
    „Was willst du dann?“
    Ich winke die Zuckerdose ab, die er zu mir rüberschiebt.
    „Mit dir schlafen. Bevor du mir in die Weichteile trittst, ich meine das tatsächlich wörtlich. Letzte Nacht, das war mehr Nähe, als ich in den letzten Jahren hatte, ohne dafür auch nur ein Kleidungsstück verlieren zu müssen. Zugegeben, ich war sehr überrascht, dass du zu mir gekommen bist, aber ich habe das wirklich genossen.“
    Ich auch. Mehr als ich sollte.
    „Also findest du mich nicht attraktiv, sondern willst einfach nur ein Freund sein, der mir gelegentlich bekleidet das Bett wärmt?“
    „Das war kein Bett, sondern deine Couch. Und ich kann dir versichern, Helena, dass ich noch weit mehr von dir will, als nur dein Bett wärmen. Ich will dich küssen, am ganzen Körper, dich schmecken. Dabei will ich dich hören. Ich will in dir sein, so sehr, dass es schon schmerzt. Aber das ist nicht alles. Vorher möchte ich dich kennenlernen. Versteh mich nicht falsch, ich bin kein Gentleman. Schon sehr bald werde ich mich nicht mehr zurückhalten können. Und wenn ich keine klare Abfuhr von dir bekomme, dann will ich dich haben, Helena.“
    Die wird er nicht bekommen.
    Oh, dieser Akzent. Wie wird das erst sein, wenn er beim Sex so mit mir spricht?
    Beiläufig fächere ich mir Luft zu, doch Gabriel bemerkt es.
    „Ach, und falls es dir noch nicht aufgefallen ist, ich lebe mit meiner Mutter zusammen. Wie sexy ist das bitte?“
    Der Themenwechsel gepaart mit dieser Info wirft mich völlig aus dem Konzept.
    „Wie? Wo?“ Suchend sehe ich mich um.
    „Nicht hier. Sie bewohnt den vorderen Teil mit dem Eingang zur Straße hin. Da hat sie auch ihre Praxis.“
    „Die Hebamme? Ich hab das Schild gesehen, als ich hier reingefahren bin.“
    „Genau, das ist sie. Also, ich bin fast 35 und lebe mit meiner Mutter zusammen. Nicht gerade das, was Frauen wollen.“
    Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich von diesem Mann halten soll. Außer, dass ich ihn nackt sehen möchte.
    „Es ist ja nicht so, als würdet ihr in einem Bett schlafen. Technisch gesehen, lebt ihr nur nebeneinander im selben Haus.“
    „Und das stört dich nicht?“
    Was will er denn hören?
    „Warum sollte es? Wenn die Umstände passen, sehe ich da kein Problem. Ist ja sicherlich nicht so, als würde sie dich jeden Abend ins Bett bringen. Und du gehst sonntags bestimmt auch nicht mit ihr zusammen in die Badewanne.“
    Ich sollte wirklich aufhören, mir diese Freak-Kuppelshows im Fernsehen anzuschauen.
    Gabriel macht ein angewidertes Geräusch. „Nein, ganz sicher nicht. Wir lassen uns meist in Ruhe. Ich störe sie nicht bei ihrem Herrenbesuch und sie lässt meine Damen in Ruhe.“
    „Deine Damen?“ Es geht mich ja nichts an und ich will es auch eigentlich gar nicht wissen, doch die Frage kommt reflexartig über meine Lippen.
    „Damen, Mädels, Frauen. Nenn es wie du willst.“
    Sein beiläufiges
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