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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer
Autoren: Elvira Zeissler
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Ihnen jedoch äußerst empfehlen, sie von hier fortzubringen, um ihr auch so schon angegriffenes Gemüt nicht noch mehr zu belasten. Außerdem möchte ich Ihnen raten, Anne zu keinem Zeitpunkt allein zu lassen, falls der Fremde versuchen sollte, wieder zu ihr zu gelangen. Wenn es ihm gelingt, seinen schädlichen Einfluss auf Anne noch einmal geltend zu machen, kann ich für ihr Leben nicht garantieren!« warnte er eindringlich.
Der Graf schluckte schwer. »In diesem Fall werde ich selber die Wachen übernehmen.«
»Das wäre wohl das Beste für Anne«, stimmte Dr. Handsby ihm zu. »Ich selbst werde jeden Tag nach ihr sehen. Aber jetzt muss ich gehen, die anderen Patienten warten. « Der Arzt nickte dem Grafen zum Abschied aufmunternd zu und verließ den Raum.

In den nächsten Tagen wurden das Schloss und die angrenzenden Ländereien gründlich durchsucht, aber keine Spur des Fremden, kein Zeichen dafür, dass er je existiert hatte, wurden gefunden. Wäre Annes Zustand nicht so besorgniserregend gewesen, hätte ihr Vater meinen können, alles nur geträumt zu haben. Doch er hatte während seiner Wachen am Bett seiner Tochter mehrmals das Gefühl gehabt, von unsichtbaren Augen beobachtet zu werden.
Eine Woche später hatte sich Annes Zustand etwas gebessert, wenn auch nicht genug, um von einer völligen Genesung sprechen zu können. Daher beschloss der Graf, das Haus, das mit düsteren Erinnerungen belastet war, zu verlassen und mit seiner Tochter in eine freundlichere Gegend zu ziehen. Nach seiner Abreise blieb das Haus noch lange Zeit leer, denn auch die späteren Erben aus dem Geschlecht Lerouge fanden dieses düstere Schloss unter der kalten Sonne Nordenglands nur wenig anziehend.
Als der Graf mit seiner Tochter das Schloss verlassen hatte, ohne die mysteriösen Vorfälle aufgeklärt zu haben, dachte er dennoch, diese Angelegenheit wäre für immer erledigt. Er ahnte ja nicht, dass ein Paar grimmige schwarze Augen seine Abfahrt verzweifelt beobachteten, denn ihr Besitzer wusste sehr wohl, dass seine zweite Chance nicht so bald kommen würde. Doch der entschlossene Gesichtsausdruck und das dunkle Feuer seiner Augen verrieten, dass er diese zweite Chance, wann auch immer sie kommen würde, um jeden Preis zu nutzen gedachte.

Kapitel 1

    »Warten Sie bitte einen Augenblick, ich schreibe das auf.« Julie klemmte sich den Telefonhörer zwischen Kinn und Schulter fest und nahm sich einen Stift und einen Notizblock zur Hand. »Ich höre«, fuhr sie fort. »Also, ein altes Schloss, seit gut hundert Jahren leer«, sprach sie mit, während sie sich diese Informationen notierte. »Der Besitzer ist gezwungen zu verkaufen. Also gut, wir übernehmen den Auftrag. Bei einem Gebäude dieser Größe, das so lange leer stand, wird die vollständige Inventur und Wertschätzung mindestens drei bis vier Monate in Anspruch nehmen, vor allem, da mein Team recht klein ist«, schätzte sie vorsichtig. »Na, wenn Ihnen das nichts ausmacht ... Gut, jetzt brauche ich nur noch die genaue Adresse, und wenn es Ihnen passt, können wir uns schon nächste Woche auf den Weg machen. Möchten Sie wöchentliche Berichterstattung? ... Gut, ich werde Ihnen wöchentlich einen umfassenden Bericht vom Fortgang der Arbeit schicken ... Also dann, auf Wiederhören.«
Sie legte den Hörer auf und strich sich eine ungehorsame dunkle Strähne aus der Stirn. Ihr bis dahin fachlich konzentriertes Gesicht entspannte sich zu einem erleichterten Grinsen.
»Peter«, rief sie ins Nachbarzimmer, »du wirst es nicht glauben, aber wir haben wieder einen Auftrag, und was für einen!«
Peter, der Fotograf dieses kleinen Unternehmens und außerdem ihr bester Freund und Partner, kam sofort aus seinem Büro, in dem er seine Fotos einsortierte. Sein Gesicht zeigte dieselbe Erleichterung, die schon bei der jungen Frau am Schreibtisch deutlich zu erkennen war. »Wie gut ist dieser Auftrag denn wirklich?« fragte er dennoch ein wenig skeptisch, denn so leicht wie seine Partnerin war er nicht zu begeistern.
»Einfach phantastisch!« erwiderte sie strahlend. »Ein altes, seit fast hundert Jahren leerstehendes Schloss. Der Eigentümer hat es von seinem Onkel, irgend so einem Grafen Lerouge geerbt, muss es jedoch verkaufen, da er das Schloss nicht unterhalten kann. Und nun sollen wir eine vollständige Inventur und Wertschätzung machen. Der Besitzer verlangt einen wöchentlichen Bericht, doch der Vorteil ist, dass wir soviel Zeit haben, wie wir benötigen.« Schwungvoll ließ sie
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