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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer
Autoren: David Kenlock
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spielte um seine Lippen, als er sich von seinem Platz erhob und den Saal verließ. Er blickte nicht zurück, und niemand sah ihm nach, aber als die Tür aufschwang und ihn in einen blendend hellen Tag entließ, fuhr ein Luftzug durch den Raum, der Steve erschauern ließ.
    Steve wusste nicht, dass sich in diesem Augenblick sein Leben für immer veränderte.

    Als alle Fragen beantwortet waren, und Steve seine Unterlagen ordnete, verließ ein anderer Mann den Raum. Dieser Mann war nicht so beeindruckend in seiner körperlichen Statur.
    Er war mittelgroß, hager und hielt sich leicht gebeugt beim Gehen. Ausgeprägte asiatische Gesichtszüge verrieten sein genetisches Erbe.
    Sein Name war Robert Tschoy. Er war Amerikaner in der dritten Generation. Sein Großvater war im letzten Jahrhundert in die USA gekommen, um hier sein Glück zu finden. Beim großen Bau der Eisenbahn durch das riesige Land verlor er erst seinen rechten Arm und dann sein Leben.
    Robert Tschoy besaß eine verblasste Fotografie, die den winzigen Mann zeigte, wie er stolz neben einem schwarzen Ungetüm aus Stahl stand und verlegen in die Kamera lächelte. Dieses Bild betrachtete er jeden Abend, und jeden Abend wurde sein Hass ein bisschen tiefer, bis er glaubte, darin ertrinken zu müssen.
    Robert Tschoy war Amerikaner in der dritten Generation und ein glühender Anhänger des Maoismus.
    Robert Tschoy arbeitete als Wissenschaftler an der Universität von Dallas. Sein Spezialgebiet war die Virologie.

    Während Steve Sanders am Flughafen von Dallas noch darauf wartete, dass sein Flug nach Washington D.C. aufgerufen wurde, verließ der Mann mit den eisgrauen Haaren die F-117 B, die zweisitzige Version des Stealthfighter F-117 A. Ein ausgewählter Pilot hatte ihn mit Überschallgeschwindigkeit zum Flugfeld Andrews in Amerikas Hauptstadt gebracht.
    Er schwang sich geschickt aus dem Cockpit und kletterte die Bordleiter hinab, die ein Flugzeugwart herangeschoben hatte. Kurz darauf verschwand er in einer schwarzen Limousine, die ohne jede Kontrolle das Flugfeld verließ und sich in den abendlichen Verkehr einordnete.

    Das Restaurant Ming-Court befand sich in einer Nebenstraße. Der Verkehr rauschte weit entfernt vorbei und in den, nur von roten Seidenlaternen beleuchteten Sitznischen, herrschte eine angenehme Ruhe, die von der chinesischen Volksmusik aus den verborgenen Lautsprechern nicht gestört wurde.
    Das Mobiliar bestand aus einfachen Stühlen, Tischen und Holzbänken mit verschlissenen Bezügen, aber die Menschen, die hier essen gingen, waren ausnahmslos Amerikaner asiatischer Herkunft und achteten nicht auf solche Belanglosigkeiten. Wie eine unsichtbare Wolke lag der schwere Geruch von gedünsteten Zwiebeln und gebratenem Fleisch über allem.
    Robert Tschoy war viel zu aufgeregt, um zu essen. Die Vorspeise, gebackene WanTan-Teigtaschen , ließ er zurückgehen, und er machte auch nicht den Eindruck, als würde er die bestellte Indonesische Reistafel anrühren.
    Sein Gegenüber, ein Mitarbeiter der chinesischen Botschaft, der sich zurzeit wegen Tschoy in Dallas aufhielt, ließ sich dadurch nicht den Appetit verderben und schaufelte Reis und Fleisch in seine Porzellanschüssel. Seine schräg stehenden Augen waren ausschließlich auf die Speisen gerichtet und der Stuhl, auf dem er saß, knarrte jedes Mal gequält, wenn er seinen wuchtigen Körper vorbeugte, um sich eine Portion heranzuziehen.
    Die Menschen, die ihn überhaupt wahrnahmen, wandten sofort uninteressiert den Blick ab. Sun Han war kein Mann, der auffiel, aber das kam seiner Tätigkeit zugute. Han arbeitete für den chinesischen Geheimdienst und war als Führungsoffizier für Tschoy eingesetzt worden, seitdem sich der Wissenschaftler bei einem Besuch der Volksrepublik den Behörden als Informationsquelle angeboten hatte.
    Nur selten kam ein Kontakt auf diese Art und Weise zustande. Normalerweise suchte der Dienst nach geeigneten Personen, die über wertvolle Informationen aus der Wirtschaft, der Politik oder dem Gesellschaftsleben verfügten. Dann wurde nach Schwachstellen der Auserwählten, sei es Geld, Frauen, Männer oder anderes, gefahndet. Erpressung kam nur selten vor. Gier war eine wesentlich größere Antriebskraft als Angst.
    Dass der Kontakt von Robert Tschoy ausgegangen war, sorgte lange Zeit für Misstrauen.
    Nachdem Russland für Amerika als Feind uninteressant geworden war, richteten sich die kapitalistischen Augen zunehmend auf die künftige Großmacht, und immer mehr Spione
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