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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer
Autoren: David Kenlock
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den finanziellen Ruin für ihn bedeuten. Er hatte sich weit aus dem Fenster gelehnt, aber es war die Sache wert gewesen. Wenn er mit der Fortsetzung seiner Arbeit bis nach diesem Meeting gewartet hätte, würde er sechs Monate verlieren. Steve wusste, dass die Konkurrenz an ähnlichen Projekten forschte, aber er war sicher, dass sein Programm das am meisten ausgereifte für die Praxis war.
    Während Firmen wie Professionell Soft oder Science Star noch versuchten, die theoretischen Probleme in den Griff zu bekommen, durchlief sein Programm schon die ersten Testphasen.
    Alles wird gut gehen, versuchte er, sich selbst zu beruhigen. Neben ihm summte leise die Belüftung des eingeschalteten Diaprojektors, während die Linse ein quadratisches Rechteck aus hellem Licht hinter seinem Rücken an die Wand warf.
    Steve räusperte sich vernehmlich, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, aber das war eigentlich überflüssig. Alle starrten ihn an.
    „Guten Tag, meine Herren“, begann er. „Ich freue mich, viele bekannte Gesichter zu sehen, aber bevor ich anfange, möchte ich mich erst all denjenigen vorstellen, die mich noch nicht kennen.“ Er machte eine Pause, bevor er weiter sprach. „Mein Name ist Steve Sanders von MedicSoft aus Washington. Ich bin heute hier, um Ihnen von den Fortschritten an Prometheus zu berichten. Wie Sie wissen, wurde meine Firma von Ihrer Universität beauftragt, ein spezielles Programm zur genetischen Manipulation von Viren zu entwickeln. Das theoretische Konzept wurde Ihrem Verwaltungsausschuss vor einem Jahr vorgelegt, und seit dieser Zeit arbeiten wir an der Umsetzung durch ein spezielles Softwareprogramm, das genetische Experimente an Virenkulturen zum größten Teil überflüssig macht.“
    Steve wusste nicht, was er erwartet hatte, aufgeregtes Gemurmel oder zustimmendes Nicken vielleicht, aber die Tatsache, dass überhaupt keine Reaktion von Seiten seiner Zuhörer kam, verunsicherte ihn.
    Seine Finger tanzten unruhig über das Pult, auf dem seine Auswertungen lagen, während er versuchte, seine Aufregung in den Griff zu kriegen. Das neue Jackett, das er sich für diesen Anlass zugelegt hatte, lag zu eng am Körper. Er begann zu schwitzen. Es zu öffnen, wagte er nicht, er wollte keinesfalls zu lässig wirken.
    „Ich möchte etwas weiter ausholen, um Ihnen die Leistungsfähigkeit unseres Programms zu verdeutlichen.“ Die Wissenschaftler wirkten gelangweilt, aber die übrigen Anwesenden lehnten sich interessiert nach vorn.
    „Viren sind heute als Ursache für viele Infektionskrankheiten bekannt. Die Menschen früherer Jahrhunderte hielten noch Gifte unbekannter Herkunft für durch Viren hervorgerufene Krankheiten verantwortlich.
    Vor zweihundert Jahren, 1796, war Edward Jenner noch allein auf seine Beobachtungsgabe und auf das Glück angewiesen, als es ihm gelang, einen wirksamen Schutz gegen die gefürchteten Pocken zu entdecken. Mr.Jenner war genial, aber auch rücksichtslos gegen sich und andere, und so setzte er das Leben seines Sohnes aufs Spiel, indem er ihn mit einer Art Impfstoff, bestehend aus Schweine- und Kuhpockenmaterial behandelte. Er übertrug hochinfektiöses Material auf eitrige Pockenblasen.
    Das Experiment gelang, und, der Junge wurde, wie wir heute sagen, immun gegen die Pocken. Obwohl sich dieses Verfahren der Vakzination schnell verbreitete, erwies sich der Pockenerreger als hartnäckig, und es dauerte schließlich bis 1977, bevor diese schreckliche Krankheit weltweit als besiegt galt.“
    Per Knopfdruck aktivierte Steve einen Diaprojektor, und die schematische Abbildung eines Virus erschien hinter ihm an der Wand.
    „Im Prinzip bestehen Viruspartikel aus wenigen Grundelementen. In ihrem Inneren enthalten sie ein Genom, die Erbinformation, aus RNA, Ribonucleinsäure oder DNS, Desoxyribonucleinsäure, das umhüllt ist von einer partikulären Proteinstruktur, dem Capsid. In einigen Fällen sind die Capside von einer Membranhülle mit eingelagerten Proteinen umgeben. Alle Eigenschaften eines Virus, seine Virulenz, das Wirtsspektrum, die Fähigkeit, Krankheiten zu verursachen, aber auch das Auslösen der Immunantwort gehen auf Eiweißmoleküle, Proteine genannt, zurück. Alle Informationen über diese Proteine werden von der Erbsubstanz codiert.“
    Niemand im Raum rührte sich. Alle verfolgten gebannt seine Ausführungen, aber eine Person, die Steve noch nie zuvor aufgefallen war, hing regelrecht an seinen Lippen. Der Mann war schmächtig und eindeutig asiatischer
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