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Dunkler Dämon

Dunkler Dämon

Titel: Dunkler Dämon
Autoren: Jeff Lindsay
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wenn wir ihn nicht kriegen.«
    »Okay«, sagte ich. »Aber was geht mich das an?« Diese Frage schien mir äußerst vernünftig, obgleich man bei seiner Reaktion hätte annehmen können, ich wollte eine Bombe auf eine Grundschule werfen.
    »Jesus Christus«, stöhnte er und schüttelte in gespielter Bewunderung den Kopf. »Du bist wirklich hartleibig, Kumpel.«
    »Dexter«, sagte Deborah. »Sieh uns an.« Ich sah sie an, Deb in ihrem Gipskorsett und Chutsky mit seinen Zwillingsstümpfen. Um ehrlich zu sein, sie sahen nicht besonders scharf aus. »Wir brauchen deine Hilfe«, sagte sie.
    »Aber Debs, wirklich.«
    »Bitte, Dexter«, sagte sie, in der Gewissheit, dass es mir schwer fiel, mich zu weigern, wenn sie dieses Wort benutzte.
    »Debs, komm schon«, sagte ich. »Ihr braucht einen Actionhelden, jemanden, der die Tür eintritt und wild um sich ballernd reinstürzt. Ich bin nur eine harmlose Laborratte.«
    Sie durchquerte das Zimmer und blieb wenige Zentimeter vor mir stehen. »Ich weiß, was du bist, Dexter«, sagte sie leise. »Erinnerst du dich? Und ich weiß, dass du das kannst.« Sie legte mir die Hand auf die Schulter und senkte die Stimme noch weiter, fast flüsterte sie. »Kyle
braucht
das, Dex. Er muss Danco schnappen, oder er wird sich nie wieder als Mann fühlen. Das ist wichtig für mich. Bitte, Dexter?«
    Und was kann man schon tun, wenn die schweren Geschütze aufgefahren werden? Außer die letzten Reste seines guten Willens zu sammeln und anmutig die weiße Fahne zu schwenken.
    »In Ordnung, Debs«, sagte ich.
    Freiheit ist solch ein zerbrechliches, flüchtiges Gut, nicht wahr?

[home]
    28
    W ie widerstrebend auch immer, ich hatte meine Hilfe zugesagt, also nahm der arme pflichtbewusste Dexter das Problem umgehend mit der unendlichen Gerissenheit seines mächtigen Verstands in Angriff. Aber die traurige Wahrheit lautete, dass mein Verstand sich abgeschaltet zu haben schien; gleichgültig, wie fleißig ich Hinweise eingab, im Ausgangskasten erschien nichts.
    Selbstverständlich bestand die Möglichkeit, dass ich mehr Brennstoff benötigte, um auf höchstmöglichem Niveau zu funktionieren, deshalb überredete ich Deborah, noch mehr Plundergebäck zu bestellen. Während sie mit dem Zimmerservice telefonierte, konzentrierte Chutsky sein verschwitztes und leicht starres Lächeln auf mich und sagte: »Fangen wir an, ja, Kumpel?« Und da er so nett fragte – und ich so wenigstens etwas zu tun hatte, während ich auf den Kuchen wartete –, stimmte ich zu.
    Der Verlust seiner beiden Glieder hatte eine Art psychische Sperre Chutskys gelöst. Statt nur ein wenig zittriger zu sein, war er wesentlich offener und freundlicher und schien auf eine Weise tatsächlich begierig darauf, Informationen weiterzugeben, die bei dem Chutsky im Vollbesitz aller vier Gliedmaßen und einer teuren Sonnenbrille undenkbar gewesen wäre. Und so zog ich meinen Nutzen aus einer Situation, die ursprünglich nur meinem Bedürfnis nach Ordnung und der Kenntnis so vieler Einzelheiten wie möglich zu verdanken war, und entlockte ihm sämtliche Namen der Mitglieder jenes Teams in El Salvador.
    Er balancierte einen Notizblock auf seinem Knie, hielt ihn mit dem Handgelenk fest, während er die Namen mit seiner rechten und einzigen Hand darauf kritzelte. »Über Manny Borges weißt du ja Bescheid«, meinte er.
    »Das erste Opfer«, sagte ich.
    »Mhm«, bestätigte Chutsky, ohne aufzublicken. Er schrieb den Namen hin und strich ihn dann durch. »Und dann Frank Aubrey.« Er runzelte die Stirn und streckte tatsächlich die Zungenspitze aus dem Mundwinkel, während er schrieb und dann wieder einen Strich durch den Namen zog. »Oscar Acosta hat er nicht erwischt. Weiß der Himmel, wo der jetzt steckt.« Er kritzelte den Namen trotzdem hin und setzte ein Fragezeichen dahinter. »Wendell Ingraham. Wohnt am North Shore Drive, draußen in Miami Beach.« Der Block rutschte zu Boden, während er schrieb, und er griff im Fallen danach, verfehlte ihn aber. Er starrte den Block einen Moment lang an, dann beugte er sich vor und hob ihn auf. Ein Schweißtropfen rann über seinen kahlen Schädel und tropfte zu Boden. »Verfickte Medikamente«, bemerkte er. »Machen mich ganz duselig.«
    »Wendell Ingraham«, sagte ich.
    »Richtig. Richtig.« Er schrieb die restlichen Buchstaben auf und fuhr ohne Pause fort. »Und Lyle. Verkauft heute Autos, oben in Davie.« Und in einem wilden Energieausbruch machte er direkt weiter und schrieb triumphierend den letzten
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