Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Visionen

Dunkle Visionen

Titel: Dunkle Visionen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
von dem Bösen erlösen konnte. Sie konnte ja nicht einmal ihre eigene Familie von ihren Problemen erlösen.
    Die Träume hatten mit dem Tod ihrer Mutter angefangen.
    Sie legte sich wieder aufs Bett und starrte an die Decke, wobei sie sich wünschte, nicht so von ihren Erinnerungen überwältigt zu werden. Während der ersten fünf Jahre nach dem Tod ihrer Mutter war sie von den seltsamen Visionen verschont geblieben.
    Dann hatte sie den ersten Traum gehabt.
    In ihm war sie aus einem unbekannten Haus gekommen. Leise. Auf Zehenspitzen. Sie merkte, dass sie eine Pistole in der Hand hielt. Sie hörte Lärm und sah ein Auto. Sie war wütend, irgendwie war sie sich im Klaren darüber, dass es sich um ihr Auto handelte und dass irgendjemand versuchte, es zu stehlen.
    Sie pirschte sich an und hob die Pistole …
    Einen Augenblick später verspürte sie einen heftigen Schmerz im Arm, und sie schrie auf, dann erwachte sie, ihren Arm reibend und zitternd.
    Sie war in ihrem Zimmer im Haus ihres Vaters, dem Zimmer, das sie sich mit ihrer Schwester Kaila teilte. Kaila lag auf der anderen Seite des Zimmers in ihrem Bett, sie war ebenfalls aufgewacht und rieb sich verschlafen die Augen. „Madison? Madison, was ist?“ Sie sprang aus dem Bett und rannte zu Madison hinüber, setzte sich auf den Rand.
    Sie hatten sich häufig in der Wolle, nicht anders als die meisten Schwestern, besonders wenn sie vom Alter her so nah beieinander waren. Aber es gab auch viel Wärme zwischen ihnen. Sie waren vom Charakter her sehr verschieden, obwohl sie sich so ähnlich sahen, dass man sie für eineiige Zwillinge hätte halten können.
    „Ach nichts, es war nur ein Traum“, wehrte Madison hastig ab.
    „Was ist denn mit deinem Arm? Hast du dich gestoßen?“
    „Was? Nein.“ Aber sie rieb sich noch immer ihren Arm, obwohl nichts mit ihm war. Sie schüttelte töricht den Kopf. „Nein, nein. Mir geht es gut. Ich hatte einen Alptraum, aber jetzt ist es wieder okay. Tut mir Leid, dass ich dich aufgeweckt habe.“
    „Was hast du denn geträumt?“
    „Ach, totalen Blödsinn. Ich war jemand anders, in einem anderen Haus. Irgendjemand hat versucht, mein Auto zu stehlen, und ich hatte eine Pistole und wollte eingreifen – dann schoss mir jemand in den Arm, und ich wachte auf. So ein Quatsch, echt.“
    Kaila zuckte die Schultern. „Na, wenigstens mal was anderes. Und du bist dir sicher, dass du okay bist?“
    Morgen würden sie sich wieder über Make-up in die Haare geraten oder wer wessen neue Jeans ungefragt angezogen hatte. Aber im Augenblick … Madison nickte, und Kaila drückte sie kurz und liebevoll, dann kroch sie wieder in ihr eigenes Bett.
    Ein paar Tage später, nachdem der Traum Madison noch immer nicht losgelassen hatte, rief sie Jimmy Gates an. Er war nicht im Büro, und sie hinterließ törichterweise statt einer Nachricht nur ihren Vornamen.
    Als sie an diesem Nachmittag Darryl Hart, den Jungen, dem alle Mädchenherzen an ihrer Schule zuflogen, nach Hause brachte, war sie überrascht, ein Auto in der Einfahrt stehen zu sehen, an dem ein Mann lehnte, den sie kannte. Detective Jimmy Gates. Er war jetzt ein bisschen älter, und seine Schläfen zeigten bereits das erste Grau. Er wirkte so gesetzt, wie es sich für einen Mann, der während der fünf Jahre, die seit Lainies Ermordung vergangen waren, die Karriereleiter emporgeklettert war, gehörte.
    Sein Anblick verunsicherte sie. Es war wirklich idiotisch von ihr gewesen, ihn anzurufen. Sie hatte einfach nur einen Traum gehabt, das war alles.
    Darryl verhielt sich wie der mustergültige Oberschüler, der er war, und legte ihr in einer Beschützergeste die Hand auf die Schulter. „Wer ist das denn? Was ist los?“
    „Nichts ist los, Darryl. Er ist ein alter Freund der Familie. Ich glaube, wir müssen uns ein bisschen allein unterhalten. Ruf mich nachher an, okay?“
    „Okay. Aber bist du dir wirklich sicher, dass ich dich mit ihm allein lassen kann? Heutzutage passieren so komische Sachen.“
    „Es ist in Ordnung, Darryl. Wirklich. Er ist Polizist.“
    Darryl fuhr unglücklich ab, wobei er sie noch im Rückspiegel beobachtete, während er aus der Einfahrt herausfuhr. Jimmy lächelte sie an.
    „Hi, Jimmy. Spielen Sie immer noch ‚Miami Vice‘?“ scherzte sie, um ihre Unsicherheit zu überspielen.
    Er zuckte die Schultern. „‚Miami Vice‘ gibt’s nur im Fernsehen“, sagte er.
    „Aber Sie sind immer noch beim Morddezernat“, sagte sie.
    „Ja, ich bin immer noch beim
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher