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Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Halunken: Roman (German Edition)
Autoren: Terry Pratchett
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bereit war, es mit ihnen aufzunehmen und auf Leben und Tod zu kämpfen. Zorn schien er im Regen auszudampfen, und er hielt eine Metallstange bereit. »Ich kenne Typen wie euch, jawohl!«, fuhr der junge Bursche fort. »Kommt hierher und jagt Schürzen nach, macht anständige Mädchen und Frauen zum Gespött! Verflixt! Wie verzweifelt ihr doch sein müsst, wenn ihr in einer solchen Nacht unterwegs seid!«
    Der Mann, der nicht Charlie hieß, richtete sich auf. »Immer langsam, Junge! Ich muss doch sehr bitten. Wir sind ehrbare Gentlemen, die, wie ich hinzufügen möchte, hart arbeiten, um das Schicksal armer junger Frauen – und auch von Leuten wie dir, wie mir scheint – zu verbessern.«
    Der wütende Schrei des Burschen war so laut, dass die Fenster des nahen Pubs aufschwangen und rauchiges orangefarbenes Licht in den Regen fiel. »So nennt ihr das also, ihr elenden alten Widerlinge!«
    Der junge Mann holte mit seiner behelfsmäßigen Waffe aus, doch der Herr namens Charlie nahm sie ihm ab und warf sie hinter sich. Dann packte er den Burschen am Kragen und hielt ihn fest. »Mister Mayhew und ich sind anständige Bürger, mein Lieber, und als solche halten wir es für unsere Pflicht, diese junge Dame in Sicherheit zu bringen.« Über die Schulter hinweg sagte er: »Es ist nicht weit zu dir, Henry. Glaubst du, deine Frau wäre bereit, eine bedürftige Seele für eine Nacht aufzunehmen? In einer solchen Nacht jagt man keinen Hund vor die Tür.«
    Henry, der sich über die junge Frau gebeugt hatte, nickte. »Meinst du vielleicht zwei Hunde?«
    Das hörte der zappelnde Junge gar nicht gern. Mit einer schlangenartigen Bewegung entwand er sich Charlies Griff und schien erneut für einen Kampf bereit zu sein. »Ich bin kein Hund nich, ihr feinen Pinkel, und sie ist auch keiner! Wir haben unseren Stolz, haben wir. Ich gehe meinen eigenen Weg, jawohl, ganz koscher, ungelogen.«
    Der Herr namens Charlie packte das Jüngelchen abermals am Kragen und hob es hoch, bis sich ihre Augen auf gleicher Höhe befanden. »Ich bewundere deine Einstellung, junger Mann, aber nicht deinen Verstand«, sagte er ruhig. »Und wohlgemerkt, dieser jungen Frau geht es schlecht, das erkennst du sicher. Es ist nicht weit bis zum Haus meines Freunds, und da du dich zu ihrem Verteidiger und Beschützer gemacht hast … Ich lade dich ein, mitzukommen und dich zu vergewissern, dass sie die beste Behandlung erfährt, die wir uns leisten können. Hast du gehört? Wie lautet dein Name? Und bevor du ihn nennst, möchte ich dir versichern, dass du nicht die einzige Person bist, die Anteil nimmt, wenn eine Dame in Not gerät, noch dazu in einer so scheußlichen Nacht. Also, mein Junge, wie heißt du?«
    Der Bursche musste einen gewissen Ton in Charlies Stimme bemerkt haben, denn er antwortete ohne Zögern. »Ich bin Dodger, manchmal auch pfiffiger Gannef genannt. Man kennt mich überall in der Stadt.«
    »Nun gut«, sagte Charlie. »Da wir nun deine illustre Bekanntschaft gemacht haben, sollten wir während unserer kleinen Reise zu einer Verständigung gelangen, von Mann zu Mann.« Er richtete sich auf und fuhr fort: »Lass uns dein Haus aufsuchen, Henry! Wir sollten uns beeilen, befürchte ich doch, diese bedauernswerte junge Dame braucht jede erdenkliche Hilfe. Und du, mein Junge … Was weißt du über sie?«
    Er ließ den Burschen los, der daraufhin einige Schritte zurückwich. »Nichts, Meister, hab sie nie zuvor in meinem Leben gesehen, das ist die reine Wahrheit, und ich kenne hier sonst alle. Eine weitere Ausreißerin. Passiert dauernd. Ich denke nich gern darüber nach.«
    »Soll ich etwa glauben, Mister Dodger, dass du dieser jungen Dame wie der wahre Kavalier zu Hilfe geeilt bist, obwohl du sie gar nicht kennst?«
    Dodger wirkte plötzlich sehr wachsam. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Welche Rolle spielt’s für euch? Und wer ist überhaupt dieser Kavalier?«
    Charlie und Henry trugen die junge Frau in ihren Armen. Als sie losgingen, sagte Charlie über die Schulter hinweg: »Hast du nicht verstanden, was ich gerade gesagt habe, Dodger? Mit Kavalier ist ein Mann mit vorbildlichen Manieren Damen gegenüber gemeint … Schon gut. Folge uns wie der klatschnasse edle Ritter, der du bist, und du wirst sehen, dass die holde Maid eine gute Behandlung erwartet. Bei der Gelegenheit bekommst du auch eine ordentliche Mahlzeit und … mal sehen …« Münzen klimperten in der Dunkelheit. »Ja, zwei Shillings, und wenn du mitkommst, verbesserst du
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