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Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Halunken: Roman (German Edition)
Autoren: Terry Pratchett
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Vorgänger.
    Dann gab es da noch das wundervolle Thrupenny bit, ganz schwer in der Tasche eines kleinen Kinds … Nein, hier sollte ich besser aufhören, denn wenn ich weitermache, rede ich früher oder später von Groats und Half Farthings, und dann muss mich jemand erschießen.
    Wenn man Slang mag und sich näher damit beschäftigt, macht man interessante Entdeckungen. Nehmen wir zum Beispiel das Wort crib (im Deutschen u. a.: Krippe, Zuhause, Behälter), mit dem früher ein Gebäude gemeint war beziehungsweise der Ort, wo man wohnte. Vor kurzer Zeit ist dieses Wort aus irgendeinem Grund in den Sprachgebrauch der englischsprachigen Länder zurückgekehrt.
    Viktorianischer Slang, und davon gab es ziemlich viel, kann wie ein Minenfeld sein. Wenn man die Welt aus Dodgers Perspektive sieht, kann man nicht posh (etwa: fesch) sagen, denn dieses Wort gab es noch nicht. Aber man kann nobby (etwa: piekfein, schick) sagen. Es wäre möglich gewesen, dieses Buch ganz mit Slang aus der viktorianischen Zeit zu füllen, aber früher oder später … Nun, es sollte kein Lehrbuch über Slang werden, und deshalb habe ich mich auf ein paar Ausdrücke beschränkt, die mir besonders gefallen. Leider fand ich keine geeignete Stelle für meinen Lieblingsausdruck, der da lautet: tuppence more and up goes the donkey, denn unglücklicherweise ist er ein bisschen zu modern. (Es ist eine vulgäre Straßensprech- Bezeichnung dafür, möglichst viel Geld aus etwas herauszuschlagen, bevor man eine Leistung erbringen muss. Sie geht auf einen Schausteller zurück, der einen Esel auf eine Stange oder eine Leiter klettern lassen wollte. Doch vor diesem Kunststück, das nie gezeigt wurde, musste zuerst bezahlt werden, und meistens hieß es dabei: »Noch zwei Pence, und der Esel klettert hoch.«)
    Zwar ist Dodger nicht besonders lang, aber ich habe oft auf die Hilfe von Freunden mit besonderen Fachkenntnissen zurückgegriffen. Mein Dank gebührt Jacqueline Simpson, Bernard Pearson, Colin Smythe und Pat Harkin, die mich vor Fehlern bewahrten. Wo es dennoch Fehler gibt, sind sie ganz allein meine Schuld.
    Ich muss gestehen, dass ich die historischen Fakten hier und dort ein wenig verbiegen und zurechtrücken musste. Wer sich mit Geschichte auskennt, weiß vermutlich, dass Tenniel das erste Punch- Cover nicht vor 1850 illustrierte und Sir Robert Peel Home Secretary (Innenminister) war, bevor Viktoria den Thron bestieg. Aber diese von mir vorgenommenen Änderungen fallen nicht sonderlich schwer ins Gewicht. Übrigens war es höllisch mühsam herauszufinden, wo sich die Redaktionsbüros des Morning Chronicle befanden. Offenbar sind sie damals mehrmals umgezogen, und deshalb habe ich sie für Dodger in der Fleet Street untergebracht – das wäre ohnehin die richtige Örtlichkeit dafür gewesen. Dodger ist kein historischer Roman, sondern ein Roman mit historischem Hintergrund, der Spaß machen und wenn möglich ein wenig Interesse an der Ära wecken soll, die Henry Mayhew und seine Helfer so gut beschrieben haben.
    Bei bestimmten Personen habe ich mir zwar einige Freiheiten erlaubt, die auch ihre Reaktionen in gewissen Situationen betreffen, aber den Schmutz, das Elend und die Hoffnungslosigkeit der Armen, die sich irgendwie durchschlugen, oft indem sie sich selbst halfen, habe ich nicht verändert. Es war auch eine Zeit ohne Bildung für alle, ohne Gesundheitsschutz und ohne die sozialen Absicherungen und Regeln, die heute für uns selbstverständlich sind. Und es war eine Zeit, die Platz bot für schlaue und clevere Dodgers beiderlei Geschlechts.
    Terry Pratchett, 2012

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