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Dunkelerde: Gesamtausgabe

Dunkelerde: Gesamtausgabe

Titel: Dunkelerde: Gesamtausgabe
Autoren: Alfred Bekker
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erleuchtet.
    Ein paar Wächter kamen ihnen entgegen, waren offenbar durch den Krach aufgeschreckt worden. Manche von ihnen wirkten noch schlaftrunken, aber sie waren bewaffnet, zogen ihre Schwerter.
    Mit dem Ersten von ihnen machte Barasch-Dorm kurzen Prozess. Der Schwertstreich, den der Wächter auszuführen versuchte, wurde auf groteske Weise umgelenkt und gegen die eigene Kehle gerichtet.
    Röchelnd sank der Mann zu Boden.
    Koschna ergriff sein Schwert. Er riss es hervor, um damit gegen die anderen Wächter loszustürmen, doch die hatten sich durch Barasch-Dorms Magie längst selbst getötet.
    Der Magier wandte sich kalt lächelnd an Koschna.
    „Ich muss meine Kräfte sparen und gut einteilen”, flüsterte er. „Die nächsten überlasse ich also dir.”
    „Wie sieht dein Plan aus?”, fragte Koschna ungerührt. „Ich hoffe, du hast einen. Gleich zum Tor und dann nichts wie weg?”
    „Nein”, erwiderte Barasch-Dorm. „Ich gehe nicht, ohne die Rolle der geheimen Worte mitgenommen zu haben. Zu viel habe ich eingesetzt, um in den Besitz dieses Schriftstückes zu gelangen. Um keinen Preis würde ich sie hier zurücklassen, denn dann wäre ich wieder gezwungen, eines Tages hierher zurück zu kehren und das will ich nicht. Denn dieses staubige Land ist fernste Vergangenheit. Ruinen, Trümmer, Götterstatuen, Gräber, nichts weiter wird von diesem Land bleiben.”
    „Du willst den Hiesigen diese Schriftrolle wieder abjagen?”, höhnte Koschna. „Du weißt ja nicht einmal, wo sie ist.”
    „Ich spüre es.” Seine Augen wurden vollkommen schwarz. Barasch-Dorm musste sich gegen die kalte Steinwand stützen, so sehr nahm ihn der Einsatz seiner dunklen, magischen Kräfte in diesem Augenblick mit, aber das schien es ihm wert zu sein. Und selbst das Risiko, eventuell nicht mehr genug Kraft übrig zu haben, um das Tor benutzen zu können, schien ihn nicht abzuschrecken.
    „Folge mir!”, sagte er schließlich.
    Sie gingen einen dunklen Gang entlang.
    Wächter, die eine Gittertür bewachten, täuschte der Magier mit einem einfachen Illusionszauber. Er sprach in ihrer Sprache mit ihnen.
    Mag Pruschkar wissen, wen diese Männer zu sehen glauben, ging es Koschna schaudernd durch den Kopf.
    Dann gelangten sie schließlich ins Freie. Niemand stellte sich ihnen in den Weg.
    „Wo ist die Schriftrolle?”, fragte Koschna.
    „In der Bibliothek. Ich weiß, wo sie ist. Ich spüre es. Ich sehe sie vor mir, vor meinem inneren Auge, aber über so etwas verfügst du ja nicht, Schatten. Du kannst dir nicht vorstellen, was ich meine. Folge mir einfach. Und sollte einer der Hiesigen aus dem Illusionswahn erwachen, dann schlag ihm rechtzeitig den Schädel ab. Immerhin, davon verstehst du ja etwas.”
    Barasch-Dorm führte Koschna zu einem Gebäude, vor dessen Tür sich baumdicke Säulen befanden.
    Bewaffnete Wächter traten ihnen in den Weg, richteten zunächst die Speerspitzen auf sie, bekamen dann jedoch plötzlich einen gleichmütigen Gesichtsausdruck, nachdem sie in Barasch-Dorms vollkommen schwarze Augen geblickt hatten.
    Der Magier sprach in ihrer Sprache mit ihnen. Koschna bekam nicht mit, worum es dabei ging.
    Das Ergebnis war jedoch, dass der Magier und sein Begleiter anstandslos passieren konnten. Sie erreichten eine Halle, in der Tausende von Schriftrollen aufbewahrt wurden. Zielstrebig ging der Magier auf eine Art Schrein zu, öffnete ihn und holte die Schriftrolle heraus.
    „Genau so, wie ich es vor mir gesehen habe”, murmelte er. „Genau so, wie ich es in den Gedanken dieser verfluchten Priester gesehen habe, die mich befragt haben.”
    Er lachte, flüsterte etwas in der hiesigen Sprache. Anschließend wandte er sich an Koschna.
    „Der Triumph ist nahe”, sagte er. „Der vollkommene Triumph. Du hast ja gar keine Ahnung, Koschna-Perdoschna Wolfsauge, Missgeburt eines Schattens...”
     
    *
     
    Schattengleich waren sie durch die nächtlichen Straßen Paschaschs geschlichen - oder wie die Stadt in Wirklichkeit hier und heute hieß.
    Gemeinsam mit dem Magier erreichte Koschna das Tor, durch das er zurück in die Zukunft seines eigenen Zeitalters und auf seine eigene Welt mit Namen Dunkelerde zu gelangen hoffte.
    Zwei bewaffnete Wächter standen dort. Sie zogen ihre Schwerter, riefen aufgeregt etwas.
    Barasch-Dorm murmelte eine magische Formel, die die beiden Männer bewusstlos niedersinken ließ.
    „Sie schlafen einen tiefen, traumlosen Schlaf”, meinte er. Dann drehte er sich zu Koschna herum und fuhr fort:
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