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Dunkelerde: Gesamtausgabe

Dunkelerde: Gesamtausgabe

Titel: Dunkelerde: Gesamtausgabe
Autoren: Alfred Bekker
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wenn die anderen sich bereits total dem Frust hingaben: Wenn es in der Schule gerade nicht so lief, wie man es gern gehabt hätte oder wenn das Taschengeld mal wieder vor der Zeit aufgebraucht war...
    „Ist gut, ich habe verstanden!”, sagte Jule und machte auf dem Absatz kehrt. Mit wiegenden Hüften stolzierte sie davon. Kralle war sofort hinter ihr her.
    „Krasser Fehler, Alter!”, meinte Bennie und klopfte Pet auf die Schulter.
    Pet machte Anstalten, seiner Freundin zu folgen.
    „Lass sie erst mal. Die ist sauer wie eine Zitrone. Aber spätestens, wenn Kralle ihr so auf den Wecker geht, dass sie es nicht mehr aushält, kommt in ihr die Sehnsucht nach Pet zurück, glaube mir!”
    „Ich hoffe.”
    „Wie denn, ich hoffe? Wo bleibt dein sonniges Gemüt? Verdirbt Alchimie die Stimmung oder was?”
    „So ungefähr!”, gab Pet zu und dachte dabei: Wenn du wüsstest, Bennie... Wenn du wüsstest, was ich herausgefunden habe...
    „Ich mache dir einen Vorschlag, Pet: Ich komme hinterher und versuche, das Schlimmste zu verhindern.”
    „Das Schlimmste?”
    „Es hat einen Namen und der lautet: Kralle!”
    Wer ist eigentlich auf die bescheuerte Idee gekommen, den Jungen Kralle zu nennen?, überlegte Pet. Ist genauso bescheuert wie mich Pet zu nennen. Dabei heiße ich noch nicht einmal Peter. Es ist also gar keine Abkürzung. Ich heiße Harald. Aber wer, um alles in der Welt, läuft heutzutage außer mir auch noch mit diesem oberbescheuerten Namen Harald herum?
    Außer meinem Vater!, fügte er in Gedanken hinzu und schaute Bennie nach, der beruhigend winkte und dann sich Mühe gab, den Anschluss an Jule und Kralle nicht zu verlieren. Obwohl er sowieso wusste, wohin die gingen, nämlich ins nahe gelegene JUG, also ins Jugendzentrum. So wie immer.
    Ferdie schürzte nachdenklich die Lippen. Was sollte er tun? Ja, nichts anderes bedeutete das wohl.
    Pet nickte ihm zu. „Geh hinterher - und vergiss nicht, Susi mitzunehmen.”
    „Und du?”
    „Die Alchimie, weißt du?”
    „Ach so, Gold machen, was?”
    „Aus Blei!”
    „Logisch.”
    Er ging. Susi blieb.
    „Du hast was vergessen!”, rief Pet ihm nach.
    Ferdie wandte den Kopf. Pet deutete mit dem Kinn auf Susi.
    „Das ist nicht fair!”, beschwerte diese sich.
    „Wann ist das Leben jemals so etwas wie... fair?”, philosophierte Pet. Ungewohnte Worte aus seinem Mund. Susi schaute ein wenig erschrocken und ließ sich dann von Ferdie weg ziehen.
    Pet ging in die umgekehrte Richtung. Das Buch!, hämmerte es in ihm. Ich muss unbedingt das Buch noch einmal in die Hände nehmen. Es wird mir die Wahrheit sagen, ganz bestimmt, weil ich es deutlich spüre. Ja, die Wahrheit sogar weit über das hinaus, was damals wirklich geschehen ist und wieso es heute schon lange keine Alchimisten mehr gibt. Vor allem sind sie nicht deshalb spurlos verschwunden, weil sie Chemikern Platz gemacht haben, wie alle Welt glaubt. Ganz bestimmt nicht...
     
    *
     
    „Wo gehst du hin?”, fragte die Mutter, als Pet am Wohnzimmer vorbei lief, ohne auch nur einmal den Blick zu wenden.
    „Auf den Speicher!”, war seine knappe Antwort.
    „Schon wieder zu den Büchern? Was soll das?” Diese Worte waren eher an ihren Mann gerichtet als an Pet. Der lief einfach weiter.
    „Lass ihn!”, hörte er seinen Vater beschwichtigen.
    „Aber wieso? In seinem... Alter?”
    „Weil es für ihn wichtig ist.”
    „Er vernachlässigt auch noch seine nette Freundin. Die Jule ist so ein liebes Ding...”
    „Ich sagte: Es ist wichtig für ihn! Glaube mir, ich weiß, wovon ich rede.”
    „Du weißt es?”
    „Ja!” In diesem einen Wort, das den davon eilenden Pet noch einholte, steckte soviel Überzeugung, dass Pet unwillkürlich stehen blieb.
    Natürlich weißt du es!, dachte er auf einmal. Logisch: Es ist kein Zufall, dass du die Bücher auf dem Speicher hast, ordentlich verstaut, damit nichts dran kommt, aber auch so untergebracht, dass niemand zufällig darüber stolpern kann.
    Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen. Hatte der Vater ihn nicht regelrecht erst auf den Gedanken gebracht, sich um die Bücher zu kümmern? Wann jemals hatten die ihn denn vorher interessiert? Und dann die seltsamen Andeutungen von Vater... Bis er endlich doch auf den Speicher gegangen war, von einer seltsamen Neugierde getrieben. War bei seinem Aufstieg auf den Speicher nicht ein verräterisches Glitzern in Vaters Augen getreten?
    Wieso?
    Pet blieb stehen und schüttelte heftig den Kopf: Die Bücher waren Familienbesitz, so viel
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