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Dunkelerde: Gesamtausgabe

Dunkelerde: Gesamtausgabe

Titel: Dunkelerde: Gesamtausgabe
Autoren: Alfred Bekker
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die wir erst kurz zuvor bereits in Händen zu halten geglaubt hatten - oder unser aller Untergang! Die Macht, die wir uns damit eröffnen konnten, war klar umrissen: Dunkelerde würde ein unerschöpfliches Reservoir für uns werden. Wir würden die Schatten beleben und damit eine zweite Erde schaffen. Gemeinsam, im Verbund, würden wir alles herüber zwingen, was wir wünschten - und dabei die Kontrolle darüber behalten! Jeder von uns konnte aus den belebten Schatten von Dunkelerde seine eigene Armee schaffen, um auf Erden seinen Bereich zu unterwerfen. Wir würden die Erde beherrschen, kompromisslos, ausnahmslos. Natürlich zum Wohle aller, wie wir uns erfolgreich einredeten, um nur ja nicht an die möglichen negativen Auswirkungen denken zu müssen.
    Ich war derjenige unter den Sehern, der als am begabtesten galt. Mit ein Grund, mich zum Meister der weltumspannenden Seance werden zu lassen. Meine Vorahnung wurde überdeutlich: Die Katastrophe würde kommen! Sie war viel wahrscheinlicher als alles andere, was wir uns auszumalen versuchten. Doch ich redete mir ein, niemanden überzeugen zu können von dieser Wahrheit. Du weißt es zu deiner Zeit ganz sicher, dass wir gescheitert sind in unseren Versuchen, die Macht auf Erden zu erlangen. Wir haben eine Katastrophe erzeugt und diese Katastrophe hat den Namen... Dunkelerde! Du weißt es und hast auch den Beweis: Denn es ist nicht mehr möglich, durch das Beleben eines Schattens in Dunkelerde einen Gegenstand wie ein Goldstück zu verdoppeln. Es gelingt deshalb nicht mehr, weil durch die Katastrophe Dunkelerde komplett wiederbelebt worden ist, aber uns vollkommen die Kontrolle über diesen Vorgang entglitt.
    Während du diese Worte liest und meine Gedanken dadurch denkst, haben wir uns längst in der alles entscheidenden Seance selber nach Dunkelerde verbannt, die nun zur existierenden und belebten zweiten Erde geworden ist. Jetzt gibt es keine direkte Verbindung mehr zwischen Erde und Dunkelerde, obwohl beider Schicksal nach wie vor eng miteinander verwoben bleibt. Es wirft kein Ding jedweder Art mehr seinen Schatten in Dunkelerde, weil einst die existenten Schatten von uns belebt wurden. Dunkelerde hat sich selbständig gemacht. Und deshalb schuf ich dieses Buch - und bestimmte einen meiner Nachfahren als den Auserwählten, weil meine Vorahnung mir sagt, dass ich selber nicht mehr regulierend eingreifen kann, denn ich werde nicht mehr länger... existieren!”
    Pet ließ das Buch sinken und murmelte vor sich hin: „Die Aufgabe!”
    „Ich - ich sehe sie noch immer nicht, Pet, tut mir leid”, gab Jule tonlos zu.
    Er suchte ihren Blick. „Die Aufgabe ist es, eine bevorstehende Störung zu verhindern, die unser aller Schicksal besiegeln könnte, die also auch Auswirkungen auf unsere Welt hat!”
    „Welche Störung denn?”
    „Wir werden es erfahren. Das Buch wird es uns zeigen.”
    „Wie kannst du denn so sicher sein?”
    „Ich spüre es ganz einfach. Die Worte des Erz-Alchimisten und oberstem Meister der Alchimisten-Bewegung Harald Magnus wurden zu meinen eigenen Worten und somit wurden seine Gedanken zu meinen eigenen Gedanken.”
    Sein Blick senkte sich in das Buch, tiefer als vorher. Seine Augen weiteten sich.
    Unwillkürlich schaute auch Jule genauer hin - und da sah sie auf einmal etwas. Es waren keine Schriftzeichen auf Valuremisch, sondern es war ein grauer Schleier, der sich allmählich lichtete und die Konturen einer mittelalterlichen Stadt frei gab. Nein, keine Stadt, sondern eher eine Anhäufung von mittelalterlichen...
    Ruinen.
    „Schi-Scho-Lah!”, murmelte Pet im Beschwörungstonfall und Jule wusste gleichzeitig, dass es der Name dieser verfallenen Stadt war. Und dann nahm eine bestimmte Szene sie in ihren Bann, genauso wie Pet...
     
    *
     
    Ein hochgewachsener Mann in dunkler Kutte, deren Kapuze tief ins Gesicht gezogen war, ging durch die verfallenden Straßen des nächtlichen Schi-Scho-Lahs.
    Die Ruinenstadt stellte heute nur einen Abklatsch früherer Größe dar. War sie einst die zweite Hauptstadt des Reiches der Seekönige gewesen, so wurde sie jetzt von dem sagenumwobenen Bettlerkönig beherrscht, der seine Anhänger in alle Welt aussandte. Einst, zur Zeit des Reiches der scho-lahnischen Seekönige, war Schi-Scho-Lah eine Weltstadt gewesen. Jetzt rochen ihre zerbröckelnden Mauern nach Moder und eine Aura des Verfalls hatte sich dieses Ortes bemächtigt. Schi-Scho-Lah bot dem Gesindel der gesamten Hemisphäre Unterschlupf. Piraten und
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