Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne
Autoren: Philip José Farmer
Vom Netzwerk:
der Festtage bekam sie immer einen Ehrenplatz zugewiesen.
    Diejenigen jungen Frauen, die noch keinen Lebensgefährten gefunden hatten, wurden von einem älteren, auf gleiche Weise gewählten Mann auf ähnliche Weise unterhalten. Falls es zu einer Schwangerschaft kam, gehörte das Kind der Frau, und wenn sie heiratete, war es für den Gatten eine Freude, dieses Kind formell zu adoptieren.
    Deyv hatte die Frau, die sich um ihn kümmerte, ins Herz geschlossen und wäre gern noch öfter mit ihr zusammengekommen. Aber wenige Tage, nachdem er zum Haus zurückgekehrt war, hatte sein Vater ihn beiseite genommen. Er hatte nicht eben glücklich ausgesehen.
    „Die Räte der Männer der neun Stämme sind während der Zeit-des-Handels zusammengetreten. Sie beschlossen, daß es an der Zeit sei, unserem Land frisches Blut zuzuführen. Darum muß jeder Stamm die jungen Männer und Frauen aussenden, die während der dafür bestimmten Zeit keine Seelenei-Partner gefunden haben. Du bist der einzige der Schildkröten, der versagt hat. Das bedeutet, mein Sohn, daß du in das Land jenseits unseres Landes gehen mußt, und zwar sehr bald. Du kannst nicht zurückkommen, wenn du nicht eine Frau mitbringst, deren Ei zu deinem paßt.“
    Deyv war so schockiert gewesen, daß er unfähig war, etwas zu sagen.
    „Das gleiche geschah schon zur Zeit deines Großvaters,“ war sein Vater fortgefahren. „Es wurde damals beschlossen, daß der Stamm frisches Blut bekommen sollte. Darum wurde sein Freund Atoori vom Gebiet des Stammes weggeschickt, um eine Frau zu suchen. Er kehrte nie zurück; niemand weiß, wie es ihm erging. Dann wurde ein anderer junger Mann, Shamoom, geschickt, und er kehrte mit der Frau eines Stammes zurück, dessen Gebiet weit in dieser Richtung liegt.“
    Sein Vater hatte dazu eine Bewegung mit der linken Hand gemacht. „Sie hatte viel hellere Haut als wir, und sie hatte gelbes, krauses Haar und blaue Augen. Sie gebar zwei Kinder, Tsagi, der, von einem Krieger der Kojoten erschlagen, starb, bevor du geboren wurdest, und Korri, die Frau des Schamanen.“
    Deyv hatte geschluckt und geantwortet: „Ich habe von der Geschichte gehört, Vater, aber ich habe nicht viel darüber nachgedacht.“
    „Du tätest gut daran, jetzt darüber nachzudenken.“ Tränen rollten die Wangen des Vaters hinab.
    „Es ist hart, seinen Sohn den unbekannten Gefahren des Landes jenseits der neun Stämme entgegengehen zu sehen. Die bekannten sind schlimm genug.“
    „Ist das der Grund, weshalb Mutter in den letzten Tagen so traurig aussah?“
    „Ja.“
    Sein Vater hatte darauf bitterlich zu weinen begonnen, und Deyv mußte ihn ein paar Minuten lang umarmen, bis er sich erholt hatte. Dann war Deyv weinend davongestolpert und hatte sich von der Mutter trösten lassen, um hinterher sie trösten zu müssen. An dem Abend war er nur deshalb zu Pabashum, der Frau der jungen unverheirateten Männer gegangen, um auch ihr schließlich Trost geben zu müssen.
    Sein Hund Jum konnte nicht sprechen, obgleich er die ganze Zeit über winselte, aber Deyv hatte sein Fell naß geweint mit seinen Tränen, und als Jum ihm schließlich das Gesicht leckte, fühlte er sich endlich besser. Der Trost war jedoch nicht so ausreichend gewesen, wie er ihn sich gewünscht hätte. Noch Tage später war sein Ei voll von aufgewühlten schwarzen Wolken und dunkelgrünen Streifen.

 
2
     
    Jetzt war er also im Dschungel und hatte nicht die geringste Ahnung, wo er hingehen sollte oder was er, einmal angelangt, zu tun hätte. Zuerst aber mußte er aus dem Gebiet der neun Stämme herauskommen. Es war eine ungünstige Zeit für den einsamen Wanderer im Dschungel. Wenn nach der Hochzeit vierzehn Ruhezeiten verstrichen waren, mußten die jungen Ehemänner aufbrechen, um ein gefährliches Tier oder einen feindlichen Stammesangehörigen zu töten und dessen Kopf ihren Frauen zu Füßen zu legen. Diese Periode sollte genau zu dem Zeitpunkt, zu dem er seine Suche begann, anbrechen. Der Stamm hätte darauf wenigstens Rücksicht nehmen und ihm gestatten können, solange abzuwarten, bis die Kopfjäger heimgekehrt waren.
    Während er so überlegte – jedoch nicht so intensiv, daß sich seine Aufmerksamkeit verringert hätte –, ging Deyv weiter. Nach einer Weile kam er auf ein weites, offenes Feld, das an einem Abhang gelegen war. Von hier führte der Pfad abwärts durch Pflanzen hindurch, die nur taillenhoch waren. Sie hatten schlanke Stiele, an deren Spitzen sich Blüten mit einem schwarzen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher