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Duenenmord

Duenenmord

Titel: Duenenmord
Autoren: Katharina Peters
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und stieß die Tür mit einem kraftvollen Ruck auf, so dass Sänger nach hinten stolperte. »EineStraße weiter steht ein Polizeiwagen mit vier jungen und tatendurstigen Kollegen«, blaffte er ihn an. »Wenn Sie nicht möchten, dass ich die Jungs zu einem abendlichen Einsatz rufe, den die gesamte Nachbarschaft mitkriegt, dann kommen Sie jetzt zur Vernunft und begleiten mich ohne weitere Einwände oder blöde Sprüche. Mann, Sie stehen unter Mordverdacht, der Haftbefehl ist beantragt, und wir werden in Kürze Ihr Haus auf den Kopf stellen! Also lassen Sie bitte dieses alberne Theater.«
    Sänger starrte ihn sekundenlang stumm an, bevor er sich abrupt umwandte und ins Haus ging. »Einen Augenblick bitte. Ich muss mir etwas überziehen.«
    Kasper folgte ihm in den Flur und wartete, dass Sänger in seinen Mantel schlüpfte und seine Papiere einsteckte. Die Nummer mit den angeblich kampflustig bereitstehenden Kollegen brachte er seit nahezu vierzig Dienstjahren immer mal wieder an. Meist funktionierte sie hervorragend. Einmal hatte die Ankündigung einen Verdächtigen nicht davon abhalten können, sein Heil in der Flucht zu suchen, in einer anderen Situation hatte er sich einen Kinnhaken eingefangen, der ihn eine halbe Stunde außer Gefecht gesetzt hatte … Aber das war lange her. Sänger wirkte nicht wie jemand, der noch die Kraft hatte, Haken zu verteilen oder zu fliehen. Nach seiner Einschätzung war der Mann am Ende.

19
    Sie ließen ihn nach der erkennungsdienstlichen Behandlung eine halbe Stunde schmoren und planten währenddessen beim gemeinsamen Abendessen die weitere Vorgehensweise. Lotte Sänger war unterwegs, aber bei den winterlichen Straßenverhältnissen würde sie mindestens noch anderthalb bis zwei Stunden bis Bergen benötigen, vielleicht sogar länger. Bis sie eintraf, würden Kasper und Romy Michael Sänger in üblicher Weise gemeinsam vernehmen. Darüber hinaus hatte Fine unter der Post eine anonyme Zusendung entdeckt – ein Umschlag mit einem USB-Stick, mit dem Max sich umgehend beschäftigen würde.
    »Heise«, mutmaßte Romy sofort. »Sag Bescheid, sobald du etwas entdeckst.«
    Sie goss sich frischen Kaffee ein und ging nach nebenan, dicht gefolgt von Kasper. Das Gefühl, unmittelbar vor dem entscheidenden Durchbruch zu stehen und den Fall in Kürze abschließen zu können, gab ihr neuen Schwung. Daran änderte auch Kaspers herzhaftes Gähnen nichts.
    Michael Sänger sah ihnen mit missmutigem Gesicht entgegen. Von wegen rasches Geständnis, dachte Romy und warf dem Kollegen einen fragenden Blick zu.
    Der Mann wirkte ohne Zweifel angeschlagen und erschöpft, aber dass er in Kürze zusammenbrechen und ein umfassendes Geständnis ablegen würde, wie Kasper beim Essen vollmundig angekündigt hatte, wagte sie sehr ernsthaft zu bezweifeln.
    »Herr Sänger, möchten Sie einen Anwalt hinzuziehen?«, fragte Romy, nachdem der Kollege das Aufnahmegerät in Gang gesetzt hatte.
    »Was werfen Sie mir denn vor? Ihr Kollege machte bereits einige Andeutungen, aber …«
    »Ich hab keine Andeutungen gemacht, ich sprach von Mord«, warf Kasper ein.
    »Mord?«
    »So ist es«, bestätigte Romy. »Und bevor Sie fragen, ob ich mir einen schlechten Scherz erlaube, lassen Sie uns die Abkürzung nehmen und mit Olaf Leihm anfangen.«
    »Können Sie mir mal verraten, wieso ich meinen Freund umbringen sollte?«, hielt Sänger sofort heftig dagegen.
    Romy stöhnte genervt auf und sah mit einem provokanten Seitenblick auf ihre Uhr. »Meine Güte, es ist schon ziemlich spät. Sind Sie wirklich scharf auf die lange Version? Na schön.« Sie legte die Hände auf den Tisch. »Also, Herr Sänger, aufgrund der bislang vorliegenden Ergebnisse der kriminaltechnischen Untersuchungen gehen wir inzwischen davon aus, dass Olaf Leihm keines natürlichen Todes oder aufgrund versehentlicher Insulinüberdosierung auf tragische Weise gestorben ist.«
    »Und weiter?«
    »Sie haben ihn zu einer Partie Schach eingeladen …«
    »Das wenigstens stimmt!«
    »Aber nicht etwa, um sich abzulenken oder trösten zu lassen oder sich ein paar schöne Stunden mit Ihrem Freund zu machen.«
    »Nein?«
    »Nein. Sie haben den Mord geplant und sogar vergleichsweise geschickt eingefädelt, oder sagen wir so: Ich habe schon dümmere Versuche erlebt, uns hinters Licht zu führen.«
    »Soll das ein Kompliment sein?«
    Die Kommissarin zuckte mit den Achseln. »Ich erzähle Ihnen mal, wie es abgelaufen ist: Sie haben Olaf Leihm bei sich zu Hause eine kräftige
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