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Du sollst meine Prinzessin sein

Du sollst meine Prinzessin sein

Titel: Du sollst meine Prinzessin sein
Autoren: Julia James
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der Lehne des Küchenstuhls festhalten.
    „Sie stehen unter Schock.“ Der tadelnde Tonfall war verschwunden. Er musterte sie eingehend, als versuchte er zu entscheiden, ob seine Beobachtung richtig war.
    Sie hob den Kopf. „Was haben Sie denn erwartet?“
    Der Mann ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Da war der altertümliche Herd, das alte Spülbecken, die abgenutzten Arbeitsflächen, der oft gescheuerte Küchentisch und der alte Fliesenboden.
    „Nicht das“, murmelte er. Jetzt lag Geringschätzung in seiner Stimme. Und auf seinem Gesicht.
    „Warum sind Sie hier?“, sprudelte es aus ihr heraus.
    Er zog die Augenbrauen zusammen. „Natürlich wegen des Jungen. Hier kann er nicht bleiben.“
    Sie fühlte, wie das Blut in ihren Adern erstarrte.
    „Sie können ihn nicht mitnehmen. Sie können nicht fünf Jahre nach der Schwangerschaft herkommen und …“
    „Was?“ Dieses einzelne Wort war so unbeherrscht ausgesprochen worden, dass Lizzy innehielt.
    Lange starrte er sie mit einem völlig überraschten Gesichtsausdruck an, als würde die ganze Welt keinen Sinn mehr machen. Lizzy hielt seinem Blick stand.
    „Ich bin nicht Bens Vater.“
    Plötzlich fühlte sie sich ganz schwach. Die Angst in ihrem Bauch verebbte langsam.
    „Ich bin Bens Onkel. Mein Bruder Paolo ist sein Vater. Und wie Sie wissen, ist Paolo, genau wie Ihre Schwester Maria, tot.“
    Lizzy wartete auf die Woge der Erleichterung. Der Mann, der ihre Schwester geschwängert hatte, war tot. Er war keine Bedrohung mehr für sie und auch nicht für Ben. Sie sollte Erleichterung darüber empfinden.
    Aber das Gefühl blieb aus. Nur leere Trauer stieg in ihr auf.
    Tot. Beide sind tot. Beide Eltern.
    Plötzlich erschien ihr alles so unglaublich traurig. Ben waren die beiden Menschen genommen worden, die für sein Leben verantwortlich waren.
    „Ich … es tut mir leid“, hörte sie sich selbst sagen. Ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    Für einen Moment änderte sich der Ausdruck in seinen Augen, als würden sie in dieser Sekunde dieselbe Empfindung teilen, dieselbe Trauer über den gemeinsamen Verlust. Doch dann, als fiele eine Tür ins Schloss, war es vorbei.
    „Ich wusste nicht, wer Bens Vater ist“, erklärte Lizzy. „Meine Schwester hat das Bewusstsein nie wiedererlangt. Sie lag im Koma, bis Ben geboren werden konnte und dann …“ Sie unterbrach sich und blickte Bens Onkel an. „Wussten Sie von Ben?“
    „Natürlich nicht. Seine Geburt war gänzlich unbekannt. Das scheint in Anbetracht der Umstände des Todes seiner Eltern unmöglich zu sein. Doch dank der gnadenlosen Nachforschungen eines schmierigen Journalisten, über die ich glücklicherweise rechtzeitig informiert worden bin, ist die Existenz des Jungen nicht länger geheim. Und aus diesem Grund“, seine Stimme wurde schärfer, die Ungeduld hatte sich wieder hineingeschlichen, „muss er sofort von hier fort. Zwar konnten wir Sie vor der Presse aufspüren, aber wenn es uns gelungen ist, Sie zu finden, dann können die Reporter das auch. Und das bedeutet, dass Sie und der Junge uns jetzt begleitenmüssen. Ein sicheres Haus wurde bereits angemietet.“
    „Welcher Journalist? Was meinen Sie mit ‚die Presse‘?“
    „Stellen Sie sich nicht dumm. In dem Moment, in dem der Aufenthaltsort des Jungen bekannt wird, fällt die Presse wie eine Meute Hyänen hier ein. Wir müssen sofort abfahren.“
    Verständnislos starrte Lizzy ihn an. Das war doch verrückt. Was war hier eigentlich los?
    „Ich verstehe Sie nicht. Ich verstehe überhaupt nichts. Warum sollte die Presse herkommen?“
    „Um meinen Neffen zu finden. Was haben Sie denn gedacht?“
    „Aber warum? Warum sollte sich die Presse für Ben interessieren?“
    Jetzt starrte er sie an, als sei sie verrückt geworden.
    „Wir haben nichts getan“, versicherte sie dem Mann mit dünner Stimme. „Warum sollte ein Journalist Interesse an Ben haben? Er ist ein vierjähriges Kind.“
    „Er wurde geboren. Das ist Grund genug. Seine Abstammung garantiert das Interesse der Öffentlichkeit“, fuhr er sie wütend an. „Bestimmt werden Sie doch wenigstens das verstehen.“
    Langsam machte Lizzy einen Schritt rückwärts. Es gefiel ihr nicht, in der Nähe dieses Mannes zu sein. Seine Gegenwart war überwältigend, verstörend.
    Was meinte er mit Bens Abstammung? Außer dass er sehr gut aussah, war er ihr vollkommen unbekannt. Er war Italiener und musste durchaus wohlhabend sein, fiel ihr auf. Der Geländewagen war eines der neusten
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