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Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Titel: Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)
Autoren: Deborah Tannen
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meinem Buch Das hab’ ich nicht gesagt! habe ich gezeigt, dass Menschen unterschiedliche Gesprächsstile haben. Wenn zum Beispiel Sprecher, die aus unterschiedlichen Regionen des Landes stammen oder einer anderen Klasse oder ethnischen Gruppe angehören, sich unterhalten, werden ihre Worte wahrscheinlich nicht genauso verstanden werden, wie sie gemeint waren. Aber niemand erwartet von uns, dass wir unser Leben mit Leuten aus anderen Regionen des Landes oder mit Angehörigen anderer ethnischer Gruppen verbringen, auch wenn viele von uns sich dafür entscheiden. Man erwartet, dass wir uns mit Angehörigen des anderen Geschlechts zusammentun, und manche tun das für eine lange Zeit, wenn nicht sogar ein Leben lang. Und während viele von uns (obwohl immer weniger) große Teile ihres Lebens verbringen können, ohne in engeren Kontakt mit Leuten aus ganz anderen Kulturkreisen zu kommen, können nur wenige – nicht einmal jene, die ohne Partner leben oder vorrangig gleichgeschlechtliche Beziehungen eingehen – engen Kontakt zu Angehörigen des anderen Geschlechts vermeiden, seien es nun Verwandte, Arbeitskollegen oder sogar Freunde.
    Das hab’ ich nicht gesagt! hatte zehn Kapitel, von denen eins sich mit geschlechtsspezifischen Unterschieden im Gesprächsstil beschäftigte. Doch als ich Anfragen für Interviews, Zeitungsartikel und Vorträge erhielt, wurde darin zu 90 Prozent der Wunsch geäußert, dass ich über 10 Prozent des Buches referieren solle – über jenes Kapitel, das sich mit den Mann-Frau-Unterschieden beschäftigte. Alle wollten mehr darüber wissen, wie Geschlecht und Gesprächsstil zusammenhängen. Ref 1 , Ref 2
    Auch ich wollte mehr darüber herausfinden. Tatsächlich beruhte mein Entschluss, Linguistin zu werden, hauptsächlich auf einem von Robin Lakoff abgehaltenen Seminar, in dem es auch um ihre Forschungen zum Thema Sprache und Geschlecht ging. Meine erste größere linguistische Arbeit beschäftigte sich mit der Frage, inwiefern Indirektheit mit dem Geschlecht und kulturellen Unterschieden zusammenhängt, und ich war relativ gut vertraut mit anderen Forschungsergebnissen zu diesem Thema. Doch obwohl ich immer in den Randbezirken geschlechtsspezifischer Forschung beheimatet war, hatte ich den Sprung in den inneren Kreis noch nicht gewagt, zum Teil, weil es ein so kontroverses Gebiet ist.
    Wann immer ich über Unterschiede im Gesprächsstil von Männern und Frauen spreche oder schreibe, fliegen die Fetzen. Die meisten Leute verkünden, dass das, was ich sage, zutreffend sei, dass es ihren eigenen Erfahrungen entspreche und sie erkläre. Sie sind erleichtert, zu erfahren, dass das, was ihnen Kummer machte, ein allgemeines Problem ist und dass weder bei ihnen selbst noch bei ihren Partnern oder in ihren Beziehungen irgendetwas fürchterlich falsch läuft. Sie konnten das Gesprächsverhalten ihrer Partner, das sie persönlichen Unzulänglichkeiten zugeschrieben hatten, als Ausdruck eines anderen Systems sehen. Und sie konnten ihre eigene Sprechweise, für die ihre Partner sie seit Jahren kritisierten, als in sich schlüssig und vernünftig verteidigen.
    Doch obwohl die meisten Leute finden, dass meine Ausführungen zu geschlechtsspezifischen Sprechweisen ihre persönlichen Erfahrungen erklären – und eifrig eigene Beispiele beisteuern, um das zu beweisen –, reagieren manche auch sehr heftig, sobald die Rede auf geschlechtsspezifisches Verhalten kommt. Einige geraten schon bei der geringsten Andeutung, dass Männer und Frauen verschieden sein könnten, in Rage. Und diese Reaktion kommt sowohl bei Männern als auch bei Frauen vor.
    Manche Männer fassen jede Aussage zum Mann-Frau-Thema, die von einer Frau kommt, als Vorwurf auf – als ob man insgeheim mit dem Finger auf sie deuten und »Ihr Männer!« kreischen würde. Sie haben das Gefühl, zum Objekt gemacht, wenn nicht gar verleumdet zu werden, nur weil man über sie spricht.
    Aber es sind nicht nur die Männer, die an Aussagen zum Mann-Frau-Thema Anstoß nehmen. Manche Frauen fürchten – zu Recht –, dass jede Beobachtung geschlechtsspezifischer Unterschiede als Beweis dafür genommen wird, dass es die Frauen sind, die anders sind – anders als der Standard, der sich in allen Bereichen danach definiert, wie der Mann ist. Der Mann gilt als Norm, die Frau als Abweichung von der Norm. Und es ist nur ein kleiner – vielleicht unvermeidlicher – Schritt von »anders« zu »schlechter«.
    Darüber hinaus sind es normalerweise die
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