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Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Titel: Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)
Autoren: Deborah Tannen
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Das ist eine der Botschaften dieses Buches.
    In dieser Zeit sich neu eröffnender Möglichkeiten beginnen Frauen in einflussreiche Positionen vorzudringen. Anfangs gingen wir davon aus, dass sie einfach so sprechen könnten, wie sie es immer getan haben, aber häufig funktioniert das nicht. Eine andere logische Schlussfolgerung wäre, dass sie ihre Sprechweise verändern und so reden wie die Männer. Doch abgesehen davon, dass es kaum einsichtig ist, warum immer nur die Frauen sich ändern sollen, funktioniert auch das nicht, weil Frauen, die so reden wie Männer, anders – und unfreundlich – beurteilt werden. Es bleibt uns gar nichts anderes übrig, als die uns zur Verfügung stehenden Alternativen und ihre Konsequenzen genau unter die Lupe zu nehmen. Nur wenn wir den Gesprächsstil des anderen und die uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten verstehen, können wir anfangen, unser Potential zu nutzen, und dem Gefängnis einer monolithischen Gesprächsnorm entkommen.
    Unterschiede im Gesprächsverhalten erklären nicht alle Probleme, die in Beziehungen zwischen Männern und Frauen auftauchen. Beziehungen werden manchmal durch psychische Probleme, durch tatsächliche Liebes- oder Fürsorgedefizite, echten Egoismus und reale Auswirkungen politischer und wirtschaftlicher Ungerechtigkeit bedroht. Aber es gibt auch unzählige Situationen, in denen derartige Vorwürfe grundlos erhoben werden, einfach, weil Partner ihre Gedanken und Gefühle und ihre Ansichten darüber, wie man kommunizieren sollte, anders ausdrücken. Wenn wir die Schwierigkeiten, die mit einem unterschiedlichen Gesprächsverhalten zu tun haben, aussortieren könnten, wären wir eher in der Lage, uns mit wahren Interessenkonflikten auseinanderzusetzen – und eine gemeinsame Sprache zu finden, in der wir darüber verhandeln könnten.
    In dem Vorwort zu Das hab’ ich nicht gesagt! berichtete ich einleitend von einer Studentin, die gesagt hatte, dass die Teilnahme an einem Kurs, den ich an der Georgetown University abgehalten hatte, ihre Ehe gerettet habe. Vor kurzem erhielt ich von dieser Frau – die inzwischen Professorin und immer noch verheiratet ist – einen Brief. Sie schrieb mir, dass sie und ihr Mann sich unterhalten hätten, und irgendwie sei das Gespräch in einen Streit ausgeartet. Mitten in diesem Streit habe ihr Mann plötzlich erschöpft gesagt: »Dr. Tannen sollte sich mit ihrem neuen Buch lieber ein bisschen beeilen, weil diese Sache mit den Mann-Frau-Gesprächen das allergrößte Problem ist, das es zur Zeit gibt!« Dieses Buch ist für ihn und für alle Männer und Frauen, die sich nach Kräften bemühen, miteinander zu reden.

I Andere Worte, andere Welten
    Vor vielen Jahren war ich mit einem Mann verheiratet, der mich anbrüllte: »Du schreist mich gefälligst nicht an, denn du bist eine Frau, und ich bin ein Mann.« Das war demütigend, weil es unfair war. Aber ich wusste auch, welche Ursachen dieses Verhalten hatte. Ich schrieb seine mangelnde Fairness dem Umstand zu, dass er in einem Land aufgewachsen war, wo nur wenige Leute der Ansicht waren, dass Männer und Frauen dieselben Rechte haben könnten.
    Jetzt bin ich mit einem Mann verheiratet, der ein Partner und Freund ist. Wir stammen aus ähnlichen Verhältnissen und teilen dieselben Werte und Interessen. Mit ihm zu reden macht mir Spaß. Es ist wundervoll, jemanden zu haben, dem ich alles erzählen kann, jemanden, der mich versteht. Aber er sieht die Dinge nicht immer so wie ich, und oft reagiert er anders, als ich es erwarte. Und häufig verstehe ich nicht, warum er sagt, was er sagt.
    Als ich mit der Arbeit für dieses Buch begann, arbeiteten wir in verschiedenen Städten. Die Leute haben uns häufig ihr Mitgefühl bekundet, indem sie Bemerkungen machten wie: »Das muss hart sein«, und: »Wie halten Sie das aus?« Ich habe ihre Anteilnahme gern akzeptiert und Sachen geantwortet wie: »Wir fliegen viel.« Manchmal habe ich die Besorgnis der Leute bestätigt: »Das Schlimmste daran ist, dass man aus dem Kofferpacken gar nicht mehr herauskommt.« Mein Mann jedoch reagierte ganz anders, oft mit Verärgerung. Er spielte zum Beispiel die Unannehmlichkeiten herunter: Als Akademiker hätten wir ein Vier-Tage-Wochenende, über das Jahr verteilte lange Ferien und dazu noch vier Monate im Sommer. Wir würden sogar von den Tagen, an denen wir getrennt wären, profitieren, weil wir ungestört arbeiten könnten. Einmal hörte ich ihn einem skeptischen Mann erzählen, wie
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