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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
Autoren: Doris Niespor
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überdurchschnittlich viele Teenager unterwegs zu sein. Dabei war es früh am Morgen und eigentlich Zeit, auf dem Weg in die Schule zu sein. Da aber jedes der Mädchen einen erwachsenen Begleiter hatte, würde es wohl so seine Richtigkeit haben. „Vielleicht eine Schulführung von einer der Mädchenschulen; das hat es hier im Schloss schon öfter gegeben“, erklärte er Anni.
    Wütendes Gebimmel der „Butler- Klingel“ erinnerte ihn daran, wie sehr er diesen Job hasste. Seufzend scheuchte er Anni wieder in die Küche und hastete, so schnell es in gemessenen Schritten ging, die Treppe hinauf zu Lady Ricks, der sicher wieder irgendeine Laus über die Leber gelaufen war.
    „Hector!“, kreischte sie hysterisch. „Ich hatte doch ganz klar gesagt, dass erst etwas verkauft werden darf, wenn alle meine Eröffnungsrede gehört haben. Und jetzt ist schon seit einer halben Stunde der Teufel los bei dem hässlichen Korbflechter und seiner faden Freundin! Das dulde ich nicht, ich werf’ die beiden raus!“, brüllte sie weiter.
    Hector versuchte, das verräterische Zucken seiner Gesichtsmuskeln im Zaum zu halten; Lady Ricks war ja doch viel zu gierig, um tatsächlich auf die Standgebühren der Korbflechter zu verzichten. Er sah zum wiederholten Male an diesem Tag auf den Schlosshof. Tatsächlich, bei den Korbflechtern drängte sich um diese Zeit schon eine Menschenmenge. Viele der anderen Stände waren erst halb aufgebaut, aber die Schmiede und der Kerzenzieher waren sichtlich auch schon auf den Ansturm vorbereitet. Noch bevor Lady Ricks ihn auf den Hof schicken konnte, um den armen Korbflechter zur Schnecke zu machen, klopfte es zaghaft an der Tür.
    „Was!?“, schnauzte Lady Ricks entnervt. Die Tür öffnete sich zögernd einen Spalt breit; es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass Anni einen Teller abbekommen hätte, wenn ihre Herrin in dieser Stimmung war, deshalb war sie lieber vorsichtig. „Lady Ricks, hier ist Besuch für Sie“, sagte Anni unsicher. „Ein gewisser Freiherr von Bool wünscht Sie zu sprechen.“
    „Sag das doch gleich, du dummes Ding“, flötete Lady Ricks mit dem, was sie für eine liebliche Stimme hielt.
    „Immer Ärger mit dem Personal“, begrüßte sie den Besucher, „es ist heutzutage schwer, anständige Leute zu finden.“
    „Natürlich, natürlich, ich bin ganz Ihrer Meinung“, fiepte eine helle Stimme zurück. Stu hatte sich wirklich Mühe gegeben. Er hatte das Narrenkostüm heute Morgen gegen einen Samt-Anzug getauscht. Der hätte einem echten Freiherrn zwar einen Lachanfall entlockt, da Lady Ricks aber genauso wenig Ahnung von adeligen Gepflogenheiten hatte wie die Hühner hinten im Hof, fiel das nicht weiter auf. Ziel seines Besuches war es schließlich, das Mittsommernachtskind abzuholen, und dazu, hatte man ihm gesagt, ließ sich die Vorliebe von Margarete Ricks für alles Adelige sicher ausnutzen.
    Und so erzählte Stu der lammfrommen Schlossherrin durchaus glaubhaft eine Geschichte von Eliteförderung, Bruderschaften für Reiche und Adelstiteln für alle, die er in seinem Internat in der Schweiz ausbildete.
    „Wie ist denn das möglich?“, wandte Lady Ricks ein.
    „Nun, manche Adeligen haben keine Kinder, sie geben ihren Titel gerne an jemanden weiter, der in einer so renommierten Schule war, wie der unseren. Wir beraten, wer in Frage kommt, und der Titel wird mittels einer Adoption übertragen“, erklärte Stu.
    „Wie teuer ist denn das Ganze?“, fragte Lady Ricks, zugleich fassungslos und aufgeregt. „Und welchen Titel bekommt das Kind?“
    „Also, vorerst würde es wohl reichen, sie zur Freiin zu machen“, antwortete Stu, „sie kann ja einen Baron oder Fürsten heiraten. Und 380 Euro sind wirklich nicht zu viel pro Monat, zumal man Sie als Swantjes Mutter auch mit Freifrau anreden müsste …“ Sie konnte es nicht fassen - endlich erfüllte sich ihr lang gehegter Wunsch. Lady Ricks plumpste undamenhaft wie eine Sumpfkröte zurück auf den zierlichen Stuhl, der das Gewicht nur widerstrebend trug. Innerhalb von Minuten war eine altertümlich aussehende  Schriftrolle aus echtem, hauchdünn gewalztem Leder unterzeichnet. Swantjes Vater fragte sie gar nicht erst; er hatte im Schloss ohnehin nicht viel zu sagen.
    Stu reichte Swantjes Mutter ein Siegel und Siegelwachs. „Sie dürfen sich Freifrau nennen, sobald das Kind ins Internat eingezogen ist“, umschmeichelte er sie weiter.
    “Wann kann sie denn die Schule wechseln?“, flüsterte Lady Ricks
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