Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dreifach

Titel: Dreifach
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
Hörer auflegte. Er schaute aus dem Fenster und sah, daß all seine Arbeiter gegangen waren. Der Personalparkplatz war leer, von seinem Mercedes und dem Volkswagen seiner Sekretärin abgesehen. Ach, zum Teufel, es war Zeit, nach Hause zu fahren. Er zog seinen Mantel an. Das Uran war versichert. Wenn es verlorenging, würde er sein Geld zurückerhalten.Er schaltete die Bürolichter aus, half seiner Sekretärin in den Mantel, stieg in seinen Wagen und fuhr nach Hause zu seiner Frau.

    *

    Suza Ashford tat die ganze Nacht kein Auge zu.
    Wieder war Nat Dicksteins Leben in Gefahr. Wieder war sie die einzige, die ihn warnen konnte. Aber diesmal konnte sie keinen anderen dazu verleiten, ihr zu helfen. Sie mußte es allein schaffen.
    Es war einfach. Sie mußte in den Funkraum der Karla gehen, Alexander loswerden und die Coparelli rufen.
    Daraus wird bestimmt nichts, dachte sie. Das Schiff ist voll von KGB-Leuten. Alexander ist ein riesiger Kerl. Ich möchte schlafen. Für immer. Es ist unmöglich. Ich kann es nicht.
    Oh, Nathaniel.
    Um 4.00 Uhr zog sie Jeans, einen Pullover, Stiefel und Ölzeug an. Die volle Wodkaflasche, die sie aus der Messe mitgebracht hatte – »um einschlafen zu können« –, glitt in die Innentasche ihrer Ölhaut.
    Sie mußte die Position der Karla erfahren.
    Suza stieg zur Brücke hinauf. Der Erste Offizier lächelte sie an. »Können Sie nicht schlafen?« fragte er auf englisch.
    »Die Spannung ist zu groß.« Das große BOAC-Lächeln. Haben Sie Ihren Sicherheitsgurt festgeschnallt, Sir? Nur eine kleine Bö, kein Grund zur Sorge. »Wo sind wir?«
    Er zeigte ihr die Position der Karla und die geschätzte Position der Coparelli auf der Karte.
    »Und in Zahlen?«
    Er nannte ihr die Koordinaten, den Kurs und die Geschwindigkeit der Karla. Sie wiederholte die Zahlen einmal laut und zweimal im Kopf, um sie sich todsicher einzuprägen. »Es ist faszinierend«, sagte sie munter. »Jederan Bord eines Schiffes hat eine besondere Fertigkeit ... Meinen Sie, daß wir die Coparelli rechtzeitig erreichen?«
    »Oh ja, und dann – bums.«
    Sie blickte hinaus. Es war stockfinster – keine Sterne und keine Schiffslichter waren zu sehen. Das Wetter verschlechterte sich.
    »Sie zittern«, sagte der Erste Offizier. »Frieren Sie?«
    »Ja«, antwortet sie, obwohl nicht das Wetter sie zittern ließ. »Wann steht Oberst Rostow auf?«
    »Er will um 5.00 Uhr geweckt werden.«
    »Ich werde versuchen, noch eine Stunde zu schlafen.«
    Sie ging hinunter in den Funkraum. Alexander war da. »Konnten Sie auch nicht schlafen?« fragte sie ihn.
    »Nein. Ich habe meinen zweiten Mann ins Bett geschickt.«
    Suza betrachtete die Funkausrüstung. »Hören Sie die Stromberg nicht mehr ab?«
    »Das Signal ist verstummt. Entweder haben sie den Leitstrahlsender gefunden oder das Schiff versenkt. Wir glauben, daß sie das Schiff versenkt haben.«
    Suza setzte sich und zog die Wodkaflasche hervor. Sie öffnete den Schraubverschluß. »Trinken Sie etwas.« Sie reichte ihm die Flasche.
    »Frieren Sie?«
    »Ein bißchen.«
    »Ihre Hand zittert.« Er packte die Flasche, setzte sie an die Lippen und nahm einen langen Schluck. »Ah, vielen Dank.« Dann gab er ihr die Flasche zurück.
    Suza trank einen Schluck, um sich Mut zu machen. Es war starker russischer Wodka, der ihr die Kehle verbrannte, aber er hatte die gewünschte Wirkung. Sie schraubte den Verschluß wieder drauf und hoffte, daß Alexander ihr den Rücken zudrehen würde.
    »Erzählen Sie mir vom Leben in England«, bat er im Konversationston. »Stimmt es wirklich, daß die Armen verhungern, während die Reichen fett werden?«
    »Die wenigsten Menschen hungern«, entgegnete sie. Dreh dich um, verdammt, dreh dich um. Ich kann es nicht, wenn ich dich dabei ansehen muß. »Aber es gibt große Ungleichheit.«
    »Hat man verschiedene Gesetze für Reiche und Arme?«
    »Wir haben ein Sprichwort: ›Das Gesetz verbietet Reichen und Armen gleichermaßen, Brot zu stehlen und unter Brücken zu schlafen.‹«
    Alexander lachte. »In der Sowjetunion sind die Menschen gleich, aber manche haben Privilegien. Werden Sie jetzt in Rußland leben?«
    »Ich weiß nicht.« Suza öffnete die Flasche und reichte sie ihm wieder.
    Er machte einen langen Zug und hielt sie ihr hin. »In Rußland werden Sie nicht solche Kleider haben.«
    Die Zeit verging zu schnell, sie konnte nicht länger warten. Suza stand auf, um die Flasche zu nehmen. Ihr Ölzeug war vorn offen. Sie stand vor ihm, neigte den Kopf zurück, um
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher