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Drei Maenner fuers Leben

Drei Maenner fuers Leben

Titel: Drei Maenner fuers Leben
Autoren: Nora Roberts
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hochhackigen Pumps an und warf einen schnellen Blick in ihr Abendtäschchen.
    Als es an der Haustür klingelte, seufzte sie nur ein einziges Mal. Zumindest war er pünktlich.
    Sie erinnerte sich an D. C. vage aus ihrer Kindheit. Sie war damals zu aufgeregt und beeindruckt gewesen, dem Präsidenten zu begegnen, um sonst noch auf irgendetwas anderes zu achten. Aber sie hatte in den darauffolgenden Jahren ab und zu von ihm gehört.
    Ein Künstler, dachte sie, während sie die Treppe nach unten ging. Ein Maler der modernen Schule, die zu verstehen sie nicht vorgab. Layna bevorzugte in allen Dingen das Klassische. Hatte es um ihn nicht vor ein paar Jahren einen Skandal wegen einer Balletttänzerin gegeben? Oder war es eine Schauspielerin gewesen?
    Nun ja, es war anzunehmen, dass der Sohn des früheren Präsidenten mit fast allem, was er tat, das Interesse der Sensationspresse auf sich zog, auch wenn es noch so banal war. Und die Tatsache, dass er der Enkel von Daniel MacGregor war, steigerte diese öffentliche Anteilnahme noch. Layna hatte mehr Glück, weil sie hinter den Kulissen arbeitete.
    Und da er es nicht einmal geschafft hatte, für den Abend eine geeignete Begleitung aufzutreiben, konnte er bei der Damenwelt ja wohl kaum so ein Hit sein.
    Sie setzte ihr für gesellschaftliche Anlässe reserviertes Lächeln auf und öffnete die Tür. Nur die Jahre der strengen Erziehung in einer schweizerischen Klosterschule bewahrten sie davor, dass ihr im nächsten Moment die Kinnlade herunterfiel.
    Dieser Mann, der da höchst bedrohlich vor ihr aufragte, mit der schwarzen Krawatte, dem Haar, das die Farbe ihres wertvollen Mahagoni-Esszimmertischs hatte, und den Augen, die so blau und durchdringend waren wie Laserstrahlen, brauchte seinen Großvater, um eine Frau zu finden, die bereit war, mit ihm auszugehen?
    »Layna Drake?« Du musst im falschen Haus gelandet sein, war alles, was D. C. denken konnte. Diese in weiße, schimmernde Seide gehüllte, äußerst attraktive Frau hatte nicht die entfernteste Ähnlichkeit mit dem mageren kleinen Mädchen von damals. Und das glatte Haar, das ein ebenmäßiges Gesicht umrahmte, hatte nichts von einer Pusteblume, sondern mutete eher wie gesponnenes Gold an. Ihre Augen hatten ein weiches, verschleiertes Grün.
    Sie erholte sich rasch, und ihr routiniert höfliches Lächeln zitterte kein bisschen, als sie ihm eine Hand reichte. »Ja. Daniel MacGregor?«
    »D. C. bitte. Daniel ist mein Großvater.«
    »Na schön, dann D. C.« Normalerweise hätte sie ihn hereingebeten und für kurze Zeit die Gastgeberin gespielt, um ihnen beiden die Gelegenheit zu geben, miteinander warm zu werden. Aber sie fühlte sich nicht hundertprozentig sicher in seiner Gegenwart. Er war für ihren Geschmack ein wenig zu groß, zu männlich, und diese Augen blickten viel zu dreist. Entschlossen trat sie aus dem Haus und zog die Tür hinter sich zu. »Mit welchem Wagen fahren wir?«
    »Mit meinem.« Kühl, hatte sein Großvater gesagt, und D. C. stellte fest, dass der Alte damit ins Schwarze getroffen hatte. Definitiv eine Eisprinzessin, trotz ihres atemberaubenden Äußeren. Es würde ein verflucht langer Abend werden.
    Layna warf einen Blick auf den niedrigen Sportwagen, der am Straßenrand parkte, und fragte sich, wie, zum Teufel, sie sich in ihrem langen Abendkleid da wohl hineinquetschen sollte.
    Tante Myra, dachte sie, was hast du mir da bloß eingebrockt?

2. K APITEL
    Sie fühlte sich wie mit einem Riesen in eine Sardinenbüchse eingesperrt. Der Mann war mindestens eins neunzig groß. Aber er hatte kein Problem, das Spielzeugauto mit Höchstgeschwindigkeit durch den regen Washingtoner Verkehr zu steuern.
    Layna klammerte sich mit einer Hand an den gepolsterten Haltegriff an ihrer Tür, überprüfte mit der anderen den Sitz ihres Sicherheitsgurts und betete, nicht wie ein Insekt an der Windschutzscheibe zerquetscht zu werden, noch ehe der Abend begonnen hatte.
    Ein bisschen Konversation würde sie vielleicht von dieser nicht sehr angenehmen Vorstellung ablenken.
    »Tante Myra hat mir erzählt«, begann sie, »dass wir uns vor Jahren, als Ihr Vater noch Präsident war, schon einmal begegnet sind.« Das letzte Wort endete in einem spitzen Schreckensschrei, weil er den Wagen in die winzige Lücke zwischen einem Bus und einer Limousine quetschte.
    »Das habe ich auch gehört. Sie sind erst vor Kurzem wieder nach Washington gezogen?«
    »Ja.« Als sie merkte, dass sie die Augen zusammengekniffen hatte, öffnete sie sie
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