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Drei Frauen und ein Braeutigam

Drei Frauen und ein Braeutigam

Titel: Drei Frauen und ein Braeutigam
Autoren: Sarah Harvey
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menschliche Mülltonne.«
    »Ich bin ein menschlicher Dynamo.«
    »Ich dachte, das wäre dein Klempner.«
    »Nein, der ist eine menschliche Dynamitstange; dringt in Gegenden vor, die andere Klempner nicht erreichen können. Halt an, ich brauch ´nen Burger.«
    »Wie kannst du nur so einen Müll essen?«, frage ich angeekelt.
    »Indem ich einfach den Mund aufmache.«
    »Ha, ha, Witz, komm raus! Warum kommst du nicht einfach mit ins Tate‘s und isst was Vernünftiges mit mir?«
    »Und gehe das Risiko ein, mich von Claude antatschen zu lassen, deinem schamlosen Chefkoch? Nein danke. Sein Essen mag ja göttlich sein, aber er ist die Hölle. Besonders, wenn er besoffen ist, was«, sie wirft einen Blick auf ihre Gucci-Uhr, »er um diese Zeit sicher ist.«
    »Wie jedes Genie«, erwidere ich, »ist er ein bisschen durchgeknallt.«
    »Das ist eine sehr höfliche Umschreibung.«
    »Er ist nett, wenn er nüchtern ist.«
    »Was so häufig vorkommt wie das Auftauchen des Halleyschen Kometen. Theres a rat in the kitchen... «, beginnt Tanya zu singen.
    »Genau, und die heißt Claude der Koch«, entgegne ich trocken.
    »Versucht er immer noch, deine Bedienungen flach zu legen?«
    »Was glaubst du denn? Neulich hat er sogar Louis einen Klaps auf den Allerwertesten gegeben, als er mit einem Stapel dreckigem Geschirr rückwärts zur Tür hereinkam. Ich muss allerdings zugeben, das Louis eine verschärfte Jeans anhatte. Er dachte wahrscheinlich, dass es der Hintern meiner entzückenden Serviererin war, der da so verführerisch in sein Terrain eindringt.«
    Tanya schaudert. »Er ist furchtbar. Ich verstehe einfach nicht, warum du ihn behältst.«
    »Ganz einfach: Er ist ein Alptraum, aber sein Essen ist ein Traum... Außerdem kostet er mich auch kein Vermögen. Er wurde nämlich von so ziemlich jedem anderen Restaurant in London gefeuert, weil er sich so danebenbenimmt.«
    »Ich dachte, es wird von allen Chefköchen geradezu erwartet , dass sie sich danebenbenehmen.«
    »Eine große Zahl ist für ihr Temperament berühmt, ja«, antworte ich zurückhaltend.
    »Was also ist an Claude schlimmer?«
    »Na ja, hast du den Teil vom Rosenkrieg gesehen, wo... wo Michael Douglas sich, du weißt schon... äh... über Kathleen Turners Kochtopf erleichtert? Tja, im letzten Restaurant, wo er arbeitete, gab es einen ähnlichen Vorfall. Dabei hat wohl auch eine sehr teure Flasche Chablis eine Rolle gespielt.«
    »Brrg!«, kreischt Tanya. »Und da willst du, dass ich in deinem Restaurant esse!«
    »Keine Sorge, meine Liebe, sein letzter Chef hat eine Saite in ihm zum Schwingen gebracht, an die ich nie herankäme.«
    »Wie denn das?«
    »Er hat mit Claudes Frau geschlafen.«
    »Ich würde trotzdem lieber eine leichte Salmonellenvergiftung riskieren.«
    Ich gebe nach und halte am Straßenrand. Tanya springt aus dem Wagen und marschiert in die Burger-Bude. Wenige Minuten später sitzt sie wieder im Auto, im Arm eine Riesenportion Pommes, einen großen Hamburger und die Telefonnummer des öligen griechischen Adonis hinter der Theke.
    »Da kriegt Fast-Food eine ganz neue Bedeutung«, erläutert sie grinsend und zwinkert dem Typ, der uns immer noch hinterhergafft, aufreizend zu. Als ich losfahre, bietet sie mir von ihren Fritten an.
    »Du würdest auch in einem Kloster jemanden aufreißen.«
    »Er hat einen Bruder, vielleicht könnten wir ein Doppel-Date arrangieren.«
    »Nein, danke.«
    »Warum nicht?«
    »Nicht mein Typ.«
    »Woher willst du das wissen? Du hast ihn noch nicht mal gesehen«, ruft Tanya verzweifelt. »Also wirklich, Ollie, manchmal denke ich, du hast überhaupt keinen Typ! Entweder das oder du bist eine verkappte Lesbe und hast es mir nur noch nicht erzählt.«
    »Ich bin eine verkappte Lesbe«, entgegne ich trocken. »Ich habe es dir nur noch nicht erzählt.«
    Nachdem ich Tanya abgesetzt habe, fahre ich über die Chelsea Bridge zurück und komme schließlich irgendwann nach Mitternacht in Battersea an - gerade rechtzeitig, um Melanie, meiner besten - und einzigen - Bedienung, dabei zu helfen, die Industriespülmaschine einzuräumen. Der Abend ist anscheinend ziemlich ruhig verlaufen. Trotz Tanyas Bedenken und trotz der Tatsache, dass ich mich ganz gerne für unabkömmlich halte, sobald es um das Tate‘s geht, ist mein Chefkoch Claude nüchtern geblieben und scheint das Kind auch ohne mich ganz gut geschaukelt zu haben.
    Nachdem Melanie fort ist, kehre ich in den Gastraum zurück und wandere umher, vorgeblich, um zu überprüfen, ob Türen
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