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Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Titel: Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
Autoren: Walter Jon Williams
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ältere Mannschaftsdienstgrade bevorzugten. Martinez hatte ihn als Ordonnanz eingestellt, weil er seine Klugheit und seine praktische Erfahrung im Militärdienst sehr schätzte.
    Alikhan trug seinen Vakuumanzug und seinen Helm und lag auf einer Beschleunigungsliege.
    »Sind Sie allein?«, fragte Martinez.
    »Ich bin wegen des Manövers im Waffenschacht, mein Lord.«
    Martinez erteilte sich im Geiste selbst einen Verweis, weil er das für 26:01 nach dem Abendessen angesetzte Manöver vergessen hatte. Ein Blick auf die Uhr an der Wand verriet ihm, dass er noch einige Minuten Zeit hatte, ehe die Übung beginnen sollte.
    Seine Anwesenheit war nicht unbedingt nötig, denn er hatte die Übung nur für die Besatzung der Corona als Training angesetzt, damit sie hoffentlich beim Flottenmanöver am folgenden Tag etwas besser abschnitt. Er konnte Dalkieth beauftragen, den Ablauf zu überwachen und mit ihrer Mannschaft die Hilfsbrücke zu benutzen. Das Manöver am nächsten Tag sollte sie ohnehin leiten, deshalb brauchte sie die Übung dringender als Martinez.
    Er richtete den Blick wieder auf Alikhans Abbild auf seinem Ärmeldisplay. »Gehen Sie bitte auf virtuellen Modus und sehen Sie sich eine Aufzeichnung an. Sie dürfen sie niemand sonst zeigen. Sehen Sie es sich genau an und sagen Sie mir, welche Schlussfolgerungen Sie ziehen.«
    »Eine Aufzeichnung, mein Lord?«
    Martinez erklärte ihm, worum es ging, und Alikhan riss die Augen weit auf. »Jawohl, mein Lord.«
    Anschließend rief Martinez Dalkieth und sagte ihr, sie solle die bevorstehende Übung leiten. »Suchen Sie in den Akten eine Situation, in der zwei Geschwader gegeneinander antreten – etwas in der Art, wie Do-faq es aussuchen würde. Lassen Sie Ihre Leute eine Weile üben, denn morgen sollen Sie beim Flottenmanöver unser Schiff befehligen.«
    Es hatte durchaus seine Vorteile, wenn der Erste Offizier eine derart fantasielose Frau war, dachte Martinez. Anscheinend konnte sie nichts überraschen. Oder vielleicht überraschte sie alles gleich stark.
    »Jawohl, Lord ElCap«, bestätigte sie.
    Martinez’ linker Arm wurde allmählich müde, nachdem er ihn die ganze Zeit hochgehalten hatte. Als die Chamäleonfäden des Ärmeldisplays wieder das normale Grün zeigten, ließ er dankbar den Arm sinken. Auf einer Beschleunigungsliege hätte er es bequemer gehabt, doch die Liegen befanden sich ausnahmslos in öffentlichen Bereichen, und er bevorzugte die Abgeschiedenheit seiner Kabine. Vom Tisch wehte der Geruch von Tomaten und Öl herüber. Sobald wieder normale Schwerkraft herrschte, musste er die Reste seines Abendessens abräumen. Auf den dunklen Holzvertäfelungen, die der vorherige Kapitän der Corona hatte einbauen lassen, schimmerte weiches Licht.
    Kapitän Fahd Tarafah war einer der größten Fußballverrückten in der ganzen Flotte gewesen. Er hatte die Corona im Grün eines Spielrasens lackieren lassen. Quer über den Rumpf verlief sogar ein Mittelstreifen, und an den Seiten waren mehrere Fußbälle abgebildet. Seine Kabine hatte Tarafah genau wie sein Büro mit Trophäen und Fotos geschmückt: seine siegreichen Mannschaften und einige Aufnahmen, die ihn mit berühmten Spielern zeigten. Das Prunkstück waren ein Paar schmutzige Fußballstiefel gewesen, die in einer Glaskugel mit Edelgasen konserviert wurden.
    Tarafah, sein Siegerteam und die meisten seiner Offiziere und Besatzungsmitglieder waren gleich zu Beginn des naxidischen Aufstandes gefangen genommen worden. Als ranghöchster Offizier hatte Martinez anschließend das Kommando über die Corona übernommen. Hoffentlich konnte sich Tarafah, wo immer er jetzt auch war, damit trösten, dass seine Coronas in den letzten freien Augenblicken ihres Lebens die Mannschaft der Bombardierung von Peking mit vier zu eins geschlagen hatten.
    Tarafahs Fotos und seine anderen persönlichen Habseligkeiten waren längst ausgeräumt und an seine Angehörigen geschickt worden. Martinez hatte allerdings noch keine Zeit gehabt, die leeren Regalbretter mit seinen eigenen Andenken zu füllen. Die kahlen Wände der Kabine wirkten trostlos, der einzige Schmuck war ein Bild, das Alikhan aus einem Zeitungsbericht kopiert, gerahmt und aufgehängt hatte. Es zeigte Martinez bei seiner Ansprache vor der Konvokation, dem höchsten gesetzgeberischen Gremium des Reiches, anlässlich seiner Auszeichnung mit der Goldenen Kugel, nachdem er die Corona vor den Rebellen gerettet hatte.
    Sein großer Moment in der Geschichte. Danach war es eher
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