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Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums

Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums

Titel: Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
Autoren: Walter Jon Williams
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durchzuziehen. Sie hatte sich ein Hintertürchen offen gelassen. Caro muss es wollen, dachte sie. Wenn sie nichts mehr will, gebe ich ihr auch nichts mehr.
    Caro seufzte und schmiegte sich in die Kissen. »Willst du noch was?«, fragte Gredel.

    »Hm-hm«, machte Caro lächelnd.
    Gredel nahm ihr den Injektor aus der Hand und drückte ab.
    Nach einer Weile war die erste Ampulle erschöpft, und Gredel setzte die zweite ein. Vor jeder Dosis schüttelte sie Caro und fragte, ob sie noch mehr wolle. Caro seufzte nur, lachte oder murmelte, aber sie sagte niemals Nein. Gredel gab ihr eine Dosis nach der anderen.
    Als auch die zweite Ampulle geleert war, setzte das Schnarchen ein. Caros Atem stockte am Gaumensegel, die Lungen arbeiteten schwer, manchmal zuckte sie sogar. Gredel erinnerte sich an die Gelegenheit, als Caro zu viel Endorphin genommen hatte. Die Erinnerungen ließen sie aufspringen und sehr schnell im Apartment umherlaufen. Sie rieb sich die Arme, weil ihr auf einmal kalt war.
    Das Schnarchen ging weiter. Gredel musste sich mit irgendetwas beschäftigen, also ging sie in die Küche und machte Kaffee. Auf einmal hörte das Schnarchen auf.
    Gredel schauderte. Sie ging zur Küchentür und starrte ins Wohnzimmer, zu dem wirren blonden Haar, das am Ende des Sofas herabhing. Es ist vorbei, dachte sie.
    Dann drehte Caro den Kopf herum, und Gredel blieb das Herz stehen, als Caro die Hand hob und sich mit gespreizten Fingern durch die Haare fuhr, ein gurgelndes Geräusch von sich gab und weiterschnarchte.
    Voller Angst verharrte Gredel in der offenen Tür. Nein, sagte sie sich. Jetzt kann es nicht mehr lange dauern.

    Irgendwann konnte sie nicht mehr ruhig zuschauen, lief rasch durchs Apartment, räumte auf und putzte. Die neuen Kleider kamen in den Schrank, die Schuhe ins Regal, die leere Flasche in den Müll. Wohin sie auch ging, das Schnarchen verfolgte sie. Manchmal setzte es ein paar schreckliche Sekunden lang aus, dann begann es wieder.
    Irgendwann konnte Gredel das Apartment nicht mehr ertragen. Sie zog sich Schuhe an, ging zum Lastenaufzug und fuhr in den Keller hinunter, um einen der Elektrokarren zu holen, mit denen die Bewohner Gepäck und Möbel transportieren konnten. Im Keller lagen viele Dinge herum. Weggeworfene oder verlorene Dinge. Gredel fand ein starkes Seil aus Dedgerfasern und ein altes Gebläse aus massiver Bronze, das wuchtig genug war, um einem größeren Boot als Anker zu dienen.
    Sie legte die Objekte auf den Wagen und schob ihn zum Aufzug. Schon vor Caros Tür konnte sie das Schnarchen hören. Es drang sogar durch den emaillierten Stahl heraus. Mit zitternden Fingern tippte sie den Türcode ein.
    Caro lag unverändert auf der Couch und litt an Atemnot. Nervös blickte Gredel auf die Uhr. In einigen Stunden würde es hell, und für das, was sie nun vorhatte, brauchte sie den Schutz der Dunkelheit.
    Gredel setzte sich neben Caros Füßen hin, presste sich ein Kissen an die Brust und beobachtete die Atemzüge. Caros Haut war bleich und schweißnass. »Bitte«, flehte Gredel leise, »bitte stirb jetzt. Bitte.« Doch Caro wollte
nicht sterben. Ein Atemzug folgte auf den anderen, und Gredel lauschte verbittert. Das ist doch typisch, dachte sie. Caro kann nicht einmal sterben, ohne alles falsch zu machen.
    Wieder blickte Gredel auf die Wanduhr, die zu ihr zurückzustarren schien wie ein Gewehrlauf. Wenn die Morgendämmerung beginnt, löst sich der Schuss, dachte sie. Auf keinen Fall würde sie es aushalten, noch den ganzen Tag mit der Leiche in der Wohnung zu hocken.
    Wieder stockte Caros Atem, und Gredel hielt fast ebenso lange selbst den Atem an. Dann atmete Caro keuchend durch, und Gredel sank das Herz. Ihre Hilfsmittel hatten sie im Stich gelassen, sie musste es selbst zu Ende bringen.
    Inzwischen waren ihre Wut und ihr Hass völlig verflogen. Nur noch eine kranke Müdigkeit war da, der Wunsch, es endlich hinter sich zu haben. Das Kissen hatte sie schon, sie presste es sich vor die Brust. Ein warmer Trost im Raum, in dem nur Caros abgerissenes, keuchendes Schnarchen zu hören war.
    Sie warf einen letzten Blick auf Caro. Bitte stirb jetzt, dachte sie ein letztes Mal, doch Caro reagierte darauf so wenig wie auf alle anderen unausgesprochenen Wünsche.
    Auf einmal sprang Gredel los, ihr Körper bewegte sich wie von selbst, als folgte er einem blinden Instinkt. Sie presste Caro das Kissen aufs Gesicht und half mit ihrem ganzen Gewicht nach.
    Bitte stirb, dachte sie.

    Caro wehrte sich kaum. Sie wand
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